Fußball

Harte Fouls = hartes Durchgreifen Fandel will Rot sehen

Herbert Fandel fordert die deutschen Referees auf, bei harten Fouls hart durchzugreifen.

Herbert Fandel fordert die deutschen Referees auf, bei harten Fouls hart durchzugreifen.

(Foto: dpa)

Der neue deutsche Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel fordert als Konsequenz aus den Vorkommnissen bei der Fußball-WM ein hartes Durchgreifen bei groben Fouls. Heißt: Rotwürdige Attacken müssen auch mit Rot geahndet werden. Beim Vorbereitungslehrgang will er das auch den deutschen Schiedsrichtern vermitteln.

Die deutschen Referees sollen nach den teilweise verheerenden Schiedsrichter-Leistungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft hart durchgreifen. "Bei Attacken mit offener Sohle in die Beine des Gegenspielers kann es nur Rot geben", sagte Herbert Fandel, der Chef der neuen Schiedsrichter-Kommission im Deutschen Fußball-Bund (DFB), vor dem viertägigen Lehrgang der 40 Erstliga- und Zweitliga-Unparteiischen am Wochenende in Altensteig-Wart (Schwarzwald). Dort sollen auch Szenen aus Südafrika aufgearbeitet werden.

Gelb für de Jongs Kung-Fu-Tritt: Es blieb nicht die einzige Fehlentscheidung bei der WM.

Gelb für de Jongs Kung-Fu-Tritt: Es blieb nicht die einzige Fehlentscheidung bei der WM.

(Foto: AP)

Fandel spielte damit auch auf die Kung-Fu-Einlage von Hollands Nigel de Jong vom Finale in Johannesburg gegen Spaniens Xabi Alonso an, die nur mit Gelb bestraft worden war. Fandel will aber keine Rot- Orgie: "Wenn es um den Ball geht, habe ich nichts gegen hart geführte Zweikämpfe."

Bei der WM setzte es für die Spielleiter lautstarke Kritik aus aller Welt, die Gründe der Fehlentscheidungen sind selbst für Experten wie Fandel schwer zu erkennen. "Es gibt keine klaren Erkenntnisse von der WM, das Bild ist sehr diffus", sagte der 46-Jährige aus Kyllburg. Möglicherweise kann Wolfgang Stark Licht in die Sache bringen: Der Bankkaufmann aus Ergolding war der einzige deutsche Unparteiische bei der WM und blieb in seinen drei Spielen auch nicht fehlerfrei. Er wird bei der Tagung von seinen Erfahrungen berichten.

Außenwirkung verbesserungswürdig

Der neue Lehrwart Lutz Wagner und DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich werden den deutschen Spitzenreferees sowohl Spielszenen von der WM als auch aus der vergangenen Bundesliga-Saison vorspielen. Ein weiterer Schwerpunkt: Körpersprache und Außenwirkung. "Diese haben einen enormen Anteil an der Akzeptanz eines Schiedsrichters", erklärte Fandel: "Wir sind uns einig, dass wir die Schiedsrichter in ihrer Persönlichkeit stärken müssen." Allerdings hatte in Südafrika auch das affektierte Auftreten mancher Spitzenschiedsrichter für Kritik gesorgt.

Howard Webb bekam das WM-Finale auch mit vielen Karten nie in unter Kontrolle.

Howard Webb bekam das WM-Finale auch mit vielen Karten nie in unter Kontrolle.

(Foto: dpa)

Fandel will als Nachfolger von Schiedsrichter-Chef Volker Roth in Ligaspielen künftig vermeiden, "dass vorschnell und inflationär Gelbe Karten gezogen werden". Auch da dient das WM-Finale als Fallbeispiel: Der Engländer Howard Webb zeigte bei Spaniens 1:0-Sieg nach Verlängerung zwar zwölf Mal Gelb und einmal Gelb-Rot, bekam die Partie aber nie in den Griff.

Torrichter unerwünscht

Bei der Diskussion um technische Hilfsmittel haben die deutschen Spielleiter wenig begeistert auf die Nachricht reagiert, dass der Weltverband Fifa erst einmal den Test mit den Torrichtern in der Champions League verlängert. "Wir haben unsere Skepsis dazu schon geäußert. Zwei zusätzliche Schiedsrichter-Assistenten wird es in Deutschland zunächst nicht geben, weil es unserer Überzeugung nach der falsche Weg ist."

Über technische Hilfsmittel für Schiedsrichter wie Chip im Ball oder Videobeweis wollen die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) erst im Oktober diskutieren. Neue Nahrung erhielten die Diskussionen durch ein Duplikat des im WM-Achtelfinals zwischen Deutschland und England nicht gegebenen Tors von Frank Lampard bei der U20-WM.

Wembley in Ausgburg: Der Ball ist klar drin, zählt aber nicht.

Wembley in Ausgburg: Der Ball ist klar drin, zählt aber nicht.

(Foto: Screenshot Eurosport)

Nach einem Schuss der Französin Lea Rubio im Spiel gegen Gastgeber Deutschland prallte der Ball von der Torlatte deutlich hinter die Linie, doch der vermeintliche Treffer wurde von der englischen Schiedsrichterin Alexandra Ihringova nicht anerkannt. Am Spielausgang hätte der Treffer angesichts der deutschen 4:1-Führung wohl nichts geändert, vielleicht aber am Weiterkommen der Französinnen. Die schieden durch das 1:4 letztlich aufgrund der um zwei Tore schlechteren Tordifferenz gegenüber Kolumbien in der Vorrunde aus.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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