"Sieg-Heil"-Rufe in Prag Fifa ermittelt wegen deutscher Fan-Ausfälle
06.09.2017, 19:03 Uhr
Im Nebel und geistig umnebelt: So präsentierten sich einige Begleiter der deutschen Mannschaft in Prag.
(Foto: dpa)
Der Erfolg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Tschechien wird von den Ausfällen einiger deutscher Zuschauer überschattet. Ihr Grölen von Nazi-Parolen in Prag beschäftigt nun den Weltverband.
Der Fußball-Weltverband hat nach den rechtsradikalen Ausfällen deutscher Fußball-Fans beim WM-Qualifikationsspiel in Tschechien eine Untersuchung eingeleitet. Laut Fifa werden verschiedene Vorfälle untersucht. Auch gegen den tschechischen Fußballverband wird ermittelt, da die Heimmannschaft für die Sicherheit der Zuschauer zuständig ist.
Außerdem hat die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) eine Aufklärung der Zwischenfälle beim Bundeskriminalamt (BKA) angeregt. Man habe beim BKA und der Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf "die Prüfung der Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen bislang unbekannte deutsche Fußballstörer" angeregt, erklärte ZIS-Leiter Jürgen Lankes
Deutsche Stadionbesucher hatten in Prag unter anderem eine Schweigeminute für zwei gestorbene tschechische Fußballfunktionäre gestört, Pyrotechnik gezündet und "Sieg"-Rufe nach dem Treffer zum 2:1 mit "Heil"-Rufen beantwortet. Dem DFB droht nun eine Geldstrafe, im schlimmsten Fall auch härtere Sanktionen wie ein Fan-Ausschluss.
Nationaltrainer Joachim Löw und auch mehrere Spieler hatte das Verhalten der "Chaoten" scharf verurteilt. Das Bild Deutschlands im Ausland sei beschädigt worden. DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach sich für stärkere Kontrollen bei der Ticketvergabe in Europa aus. Die Krawallmacher hatten die Karten problemlos vor Ort gekauft.
Unter ZIS-Leitung war in der tschechischen Hauptstadt auch eine deutsche Polizeidelegation eingesetzt, um den Einsatz der tschechischen Polizei zu unterstützen. "Nach unseren Erkenntnissen befanden sich in Prag am Spieltag rund 300 Personen, die wir der potenziell gewaltbereiten deutschen Störer-Szene zurechnen", erklärte die Leiterin der Polizeidelegation, Heike Schultz. Auch die tschechischen Ermittlungsbehörden prüfen eine strafrechtliche Verfolgung der Störer.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa