Fußball

Winter-WM 2022 doch eine Option Fifa erwägt nächste Farce

Fifa-Boss Joseph Blatter scherzt mit Katars Emir Scheich Hamad Bin Khalifa Bin Ahmed al-Thani.

Fifa-Boss Joseph Blatter scherzt mit Katars Emir Scheich Hamad Bin Khalifa Bin Ahmed al-Thani.

(Foto: AP)

Zwei Wochen nach der Vergabe der Sommer-WM 2022 an den Wüstenzwergstaat Katar schließt der Fußball-Weltverband Fifa eine Verlegung der WM in den Winter plötzlich nicht mehr aus. Doch was wie eine verlockend einfache Lösung für das Hitzeproblem erscheint, wäre tatsächlich ein dreifacher Affront.

Der Fußball-Weltverband Fifa arbeitet weiter daran, sich eventuell noch vorhandener Spurenelemente von Glaubwürdigkeit zu entledigen. Als engagierter Vorkämpfer reüssiert Generalsekretär Jerome Valcke, der mit seinem Boss Joseph Blatter bereits auf den grandiosen Einfall der Doppel-WM-Vergabe gekommen war.

Am Rande der Klub-WM in der Wüste Abu Dhabis plauderte der Franzose aus, dass die Wüsten-WM 2022 in Katar wegen der großen Hitze vielleicht doch im Winter durchgeführt werden könnte. "Warum nicht? Das bedeutet, dass man die Weltmeisterschaften auch für Länder öffnet, in denen man nicht im Juni oder Juli spielen kann, weil es nicht die richtige Zeit dafür ist", findet Valcke. Unschätzbarer Vorteil einer Verlegung aus Sicht der kultur- und entwicklungspolitisch engagierten Fifa: "Damit könnten Länder eine WM-Endrunde in der Zeit ausrichten, in der in Europa Winter ist, in der übrigen Welt aber nicht."

Das überzeugt offenbar auch seinen Chef Joseph Blatter, der seine strikte Ablehnung aufgegeben hat. Es dürfe nämlich nicht vergessen werden: "Die Aufgabe der Fifa ist es, eine Weltmeisterschaft auszurichten, die die Spieler schützt." All jene, denen nach den WM-Vergaben an Russland und Katar das Wort Skandal in den Sinn gekommen war, überzeugt das nicht.

Angstschweiß bei 50 Grad

Zwar könnte man der neuen Fifa-Argumentation durchaus folgen, auch wenn der Kreis der momentan benachteiligten potenziellen WM-Ausrichter überaus überschaubar erscheint. Allerdings müsste man dazu aus seinem Gedächtnis streichen, was am 2. Dezember in Zürich passiert ist. Damals entschloss sich das Fifa-Exekutivkomitee im Sinne der Völkerverständigung bekanntlich dazu, die WM 2022 in die Wüste zu schicken.

"Die Basisausschreibung spricht gegen eine Winter-WM in Katar. Die Bedingungen waren, dass die WM 2018 und 2022 anhand des bestehenden internationalen Kalenders im Juni, Juli ausgetragen werden muss." (Joseph Blatter am 8. Dezember)

"Die Basisausschreibung spricht gegen eine Winter-WM in Katar. Die Bedingungen waren, dass die WM 2018 und 2022 anhand des bestehenden internationalen Kalenders im Juni, Juli ausgetragen werden muss." (Joseph Blatter am 8. Dezember)

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwei Wochen später treibt diese Entscheidung der Fifa plötzlich Schweiß auf die Stirn. Denn in Katar wird es im Sommer heiß, bis zu 50 Grad heiß. Zu heiß für Spieler und Fans, fürchtet die Fifa nach erneuter sorgfältiger Sachprüfung und freundlichem Hinweis von Franz Beckenbauer nun offenbar, obwohl doch die katarischen Stadien laut Bewerbungsbuch klimaneutral auf 27 Grad gekühlt werden sollen.

Eine Verlegung der WM in den Winter wäre eine verlockend einfache Lösung für dieses Problem. Eine glaubwürdige Option ist sie nicht, sie kann es gar nicht sein. Denn sie wäre nicht nur ein Affront gegenüber all jenen Ländern, die sich gegen Katar beworben hatten. Sondern auch gegenüber all jenen, die wegen der "Basisausschreibung" (Blatter) des Turniers als Sommer-WM auf ihre Bewerbung komplett verzichtet hatten.

Sie wäre aber vor allem ein Affront gegenüber den 14 ehrenwerten und garantiert unbestechlichen Fifa-Exekutivmitgliedern, die sich im vierten Wahlgang gegen die USA und für Katar entschieden hatten. Nach sorgfältiger Prüfung von Bewerbern und Sachargumenten, nach bestem Wissen und Gewissen, im Sinne der Fans und vor allem der Spieler. Getreu dem schönen Fifa-Motto: "For the Game. For the World".

Quelle: ntv.de

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