Fußball

Blatter stur in WM-Kernfrage Fifa stellt Strafanzeige

"Jetzt wird die Angelegenheit zusätzlich noch von unabhängiger staatlicher Seite aus beleuchtet": Joseph Blatter, hier mit Franz Beckenbauer.

"Jetzt wird die Angelegenheit zusätzlich noch von unabhängiger staatlicher Seite aus beleuchtet": Joseph Blatter, hier mit Franz Beckenbauer.

(Foto: dpa)

Die Fifa geht im größten Skandal ihrer 110-jährigen Geschichte in die Offensive. Präsident Blatter stellt auf Empfehlung des deutschen Ethikhüters Eckert Strafanzeige. Staatsanwälten sollen die skandalöse WM-Vergabe beleuchten. Wichtige Fragen bleiben offen.

Der Skandal um die WM-Vergabe an Russland und Katar zieht seine Kreise: Fifa-Präsident Joseph Blatter geht in die Offensive und hat Strafanzeige bei einem Gericht in Bern gestellt. Sein Kalkül: "Wenn wir etwas zu verbergen hätten, würden wir uns hüten, ausgerechnet die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die Fifa-internen Gremien haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten getan, was sie konnten, und arbeiten weiter daran." Das sagte Blatter in einem Interview auf der Homepage des Weltverbandes.

"Jetzt wird die Angelegenheit zusätzlich noch von unabhängiger staatlicher Seite aus beleuchtet", behauptete Blatter weiter, der in der Affäre seit Veröffentlichung des Berichts der eigenen Ethikkommission und dem Freispruch für Russland und Katar am vergangenen Donnerstag geschwiegen hatte. Den Strafantrag hat die Fifa auf Empfehlung von Hans-Joachim Eckert gestellt, dem zuletzt international harsch kritisierten Vorsitzenden der Rechtssprechenden Kammer der verbandsinternen Ethikkommission.

Fifa veröffentlicht Bericht nicht

Gegen wen sich der Antrag konkret richtet, ist allerdings unklar. Eckert hatte in seinem Urteil zur WM-Vergabe 2018 und 2022 die Gastgeber Russland und Katar sowie die sieben unterlegenen Kandidaten vom Vorwurf der Korruption freigesprochen, aber Ermittlungen gegen Einzelpersonen angemahnt. "Manche dieser Abklärungen kann die Fifa-Ethikkommission selbst vornehmen. Andere wiederum gehören in die Hände der zuständigen Ermittlungsbehörden", sagte Eckert - ebenfalls auf der Fifa-Homepage. Die Ankündigung könnte eine Wende im Fifa-Skandal einläuten, steht doch die Rolle der 22 wahlberechtigten Mitglieder des Exekutivkomitees bei der Abstimmung im Dezember 2010 auf dem Prüfstand. Über einen Zeitrahmen der Ermittlungen gibt es noch keine Angaben.

In die Affäre war schon vor der brisanten Mitteilung aus Zürich Bewegung gekommen. Am Donnerstag wird sich Eckert mit Michael Garcia zu einem Spitzengespräch treffen. Der Weltverband hat die Zusammenkunft des deutschen Richters mit dem Top-Ermittler aus den USA bestätigt. Ort und Zeit des Treffens sind aber vorerst nicht publik. Eckert hatte angekündigt, den Kontakt zu Chefermittler Garcia aufzunehmen. Der Amerikaner hatte zuvor Einspruch bei der Fifa-Berufungskommission gegen Eckerts WM-Urteil angekündigt.

Ob er diesen im Lichte der neuen Entwicklungen aufrecht erhält, ist unklar. In der Kernfrage bleibt Blatter jedenfalls stur: Forderungen, den 430 Seiten umfassenden Bericht Garcias vollständig publik zu machen, erteile er erneut eine Absage. "Wir haben diesen Punkt juristisch sehr gründlich abgeklärt. Das Ergebnis ist eindeutig: Veröffentlicht die Fifa diesen Bericht, verletzt sie ihr eigenes Verbandsrecht und auch staatliches Recht."

Quelle: ntv.de, sgi/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen