Fußball

Blazer vor Rücktritt suspendiert Fifa verhängt nächste Alibi-Strafe

Das scheidende Exekutivmitglied Chuck Blazers zählt zu den skandalträchtigsten Mitgliedern der Fifa-Familie.

Das scheidende Exekutivmitglied Chuck Blazers zählt zu den skandalträchtigsten Mitgliedern der Fifa-Familie.

(Foto: AP)

Fifa-Präsident Joseph Blatter bleibt unantastbar im skandalgeplagten Fußball-Weltverband. Auf den unteren Ebenen reicht es nicht zu mehr als Alibi-Strafen, auch im Fall von Exekutivmitglied Chuck Blazer. Nach jahrelangen Korruptionsvorwürfen wird Blazer nun zwar suspendiert. Aber da er ohnehin in Kürze abtritt, bleibt das folgenlos.

Nach Jahren der stillschweigenden Duldung von Selbstbereicherung und Korruption hat der Fußball-Weltverband Fifa sein US-amerikanisches Exekutivmitglied Chuck Blazer für 90 Tage für jegliche Tätigkeiten im nationalen und internationalen Fußball gesperrt. Blazer hatte zusammen mit dem langjährigen Präsidenten der Concacaf-Konföderation, Jack Warner (Trinidad und Tobago), den Fußball in Nord- und Mittelamerika und der Karibik über viele Jahre maßgeblich bestimmt - und sich dabei in Millionenhöhe bereichert.

Über seinen Abschied kann sich Blazer dadurch hinwegtrösten, dass er durch den Fußball zum Millionär geworden ist.

Über seinen Abschied kann sich Blazer dadurch hinwegtrösten, dass er durch den Fußball zum Millionär geworden ist.

(Foto: dpa)

Die Fifa beschuldigt Blazer nur nebulös, mehrfach gegen das Ethikreglement verstoßen zu haben. Die Untersuchungskammer der Ethikkommission hatte aufgrund des Schlussberichts der Integritätskommission der Konföderation Concacaf (Nord- und Mittelamerika und Karibik) zuvor bereits Ermittlungen gegen den 68 Jahre alten Blazer eingeleitet. Ein Urteil steht allerdings noch aus.

"Betrügerisches" Verhalten

Der Untersuchungsbericht der Concacaf war Mitte April konkreter geworden als die Fifa. Er kam zu dem Schluss, dass sich Warner und Ex-Generalsekretär Blazer "betrügerisch" verhalten haben. Eine Summe von insgesamt 37 Millionen Dollar (28,23 Millionen Euro) soll Blazer im Laufe der Jahre von der Concacaf erhalten haben. Der Verbleib dieser Summe blieb weitgehend rätselhaft.

Der Bericht wurde auf dem Concacaf-Kongress in Panama-Stadt veröffentlicht. Nun reagierte das Fifa-Ethikkomitee unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert, nachdem der Weltverband die substanziellen Vorwürfe gegen Blazer über Jahre ignoriert hatte. In der letzten Woche hatte Eckert die ISL-Affäre mit einem "hingerotzten" Abschlussbericht für die Fifa für beendet erklärt und Präsident Joseph Blatter dabei einen Persilschein ausgestellt. Zu diesem Urteil kam der Fifa-Experte Jean-Francois Tanda gegenüber n-tv.de.

Das nächste Feigenblatt

Auch die nun erfolgte Suspendierung von Blazer dürfte die Fifa-Kritiker kaum besänftigen. Der US-Amerikaner hatte zuvor schon von sich aus angekündigt, beim Fifa-Kongress auf Mauritius (30./31. Mai) aus dem Exekutivkomitee auszuscheiden und auf eine fünfte Amtszeit zu verzichten. Sein Amt als Concacaf-Generalsekretär hatte Blazer bereits im Dezember 2011 niedergelegt. Jegliches Fehlverhalten streitet er ab.

Dass ihm die Fifa in ihrer Untersuchung Korruption nachweisen wird, ist nicht zu erwarten. Nach Blazers Ausscheiden aus dem Exekutivkomitee dürfte das Verfahren eingestellt werden, da Blazer dann keine Fifa-Funktionen mehr innehat. Auf diese Weise hatte sich der Fußball-Weltverband im Rahmen der ISL-Affäre zuletzt unangenehme Enthüllungen in den Fällen von Ex-Präsident Joao Havelange und dem langjährigen Exekutivmitglied Nicolas Leoz erspart, die sich nachweislich mit Millionensummen vom früheren Sportrechtevermarkter ISL bestechen ließen.

Jahrelang in Verdacht

Unter Korruptionsverdacht steht Blazer schon lange. Gemeinsam mit dem früheren Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner soll er sich über Jahre skrupellos selbst bereichert haben. Unter anderem kam die Concacaf-Untersuchung zu dem Schluss, dass Warner nicht offengelegt habe, dass die 25,9 Millionen Dollar (20 Millionen Euro) teure Fußball-Akademie "Joao Havelange Centre of Excellence" in Trinidad und Tobago auf einem Grundstück gebaut wurde, das seinen Firmen gehörte. Blazer war bei vielen Aktionen so etwas wie die graue Eminenz im Hintergrund, die aber immer am Schaltpult der Macht mitmischte - und das nicht zu seinem finanziellen Nachteil.

Im Jahr 2011 wurde er plötzlich zum Belastungszeugen und zeigte Bestechungszahlungen seines langjährigen Kompagnons Warner im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes beim Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke an. Damit brachte er den Wahl-Skandal vorm Fifa-Kongress 2011 ins Rollen, der mit dem Wahlausschluss von Blatters einzigem Gegenkandidaten Mohammed Bin Hamman endete. Genutzt hat das alles letztlich nur einem: Joseph Blatter.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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