Experten-Forderungen weichgespült Fifa verweigert echte Reformen
21.03.2013, 18:03 Uhr
Pose: der Aussitzer. Fifa-Boss Joseph Blatter hat an wirklichen Reformen in seinem Korruptionsstadel kein Interesse und gibt sich nur noch wenig Mühe, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken.
(Foto: dpa)
Im Fußball-Weltverband Fifa deutet nichts auf mehr Transparenz und Reformwillen hin. Eine externe Ethikprüfung von Mitgliedern lehnt das Exekutivkomitee ab, die Aufnahme unabhängiger Personen auch. Bei anderen unangenehmen Entscheidungen verlässt sich Fifa-Boss Joseph Blatter auf alte Seilschaften.
Keine externen Sittenwächter, Abwälzung von Kernfragen und Rätselraten um den hauseigenen Anti-Korruptions-Experten: Der Reformprozess beim Fußball-Weltverband Fifa stockt weiter - auch wenn Joseph Blatter und Theo Zwanziger Seite an Seite auf der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz nach der Sitzung der Fifa-Exekutive in Zürich das Gegenteil behaupteten.
"Unser Reformprozess ist auf einem guten Weg. Wir nähern uns dem Ende. Es liegt jetzt am Kongress auf Mauritius, die Entscheidungen zu fällen", sagte Fifa-Präsident Blatter, der stolz darauf verwies: "Wir haben Einigkeit in meinem Exekutiv-Komitee." In den drängendsten Fragen nach einer Altersbegrenzung für den Fifa-Präsidenten und der Laufzeit künftiger Präsidentschaften blieben Blatter und Ex-DFB-Präsident Zwanziger, der der Statutenkommission im Weltverband vorsteht, allerdings unverbindlich.
Einen Antrag der Exekutive an den Kongress in den beiden entscheidenden Punkten wird es nicht geben. "Lasst uns das auf dem Kongress entscheiden! Wir freuen uns auf eine interessante Diskussion. Der Ausgang ist offen", sagte Zwanziger, der darauf verwies, dass die Meinungen in den Konföderationen "weit auseinander" lägen.
Nur Reformfragmente abgesegnet
Blatter, der seit 1998 der Fifa vorsteht, hat bis heute offen gelassen, ob er 2015 doch noch ein weiteres Mal kandidieren will. Sollte der 77-Jährige erneut seinen Hut in den Ring werfen, würde er sich damit auf seine Seilschaften unter den 209 Fifa-Mitgliedern im Kongress verlassen. Die Exekutive hatte im Vorfeld eine Alterbegrenzung als diskriminierend eingestuft.
Einem Reformfragment gaben die Fifa-Granden dagegen offiziell ihren Segen: Über die Vergabe künftiger WM-Turniere soll nicht mehr die Exekutive, sondern der Kongress entscheiden. Weitere entscheidende Reformvorschläge, die der eigens angestellte Schweizer Anti-Korruptions-Experte Mark Pieth eingebracht hatte, verhallten ungehört.So wird es auch in Zukunft keine unabhängige Integritätsprüfung von Exko-Mitgliedern geben. Eine Prüfung soll zwar stattfinden und schon in den betreffenden Konföderationen beginnen, das letzte Wort soll aber die hauseigene Ethik-Kommission haben.
Zwanziger redet Pieth klein
Auch eine Aufnahme unabhängiger Persönlichkeiten in die Exekutive wurde verworfen. In diesem Zusammenhang ließ es sich Zwanziger nicht nehmen, Pieths Rolle im Reformprozess kleinzureden. "Er ist nur ein Berater", sagte der ehemalige DFB-Boss. Mehrfache Nachfragen, ob der Schweizer Top-Jurist Pieth auch künftig mitwirken wird, ließ Zwanziger unbeantwortet.
In einem weiteren unangenehmen Punkt spielt Blatter auf Zeit. Der Fifa-Boss erklärte, dass der durch die Ethikkommission angefertigte Bericht zum ISL-Skandal dem Exko am 15. April vorliegen werde. Ob beziehungsweise wann der mit Spannnung erwartete Bericht des Fifa-Ermittlers Michael Garcia veröffentlicht werden wird, sagte Blatter nicht.
Quelle: ntv.de, sid