CL-Finale Barça gegen ManU Floh und Bulldogge im Duell
27.05.2011, 13:30 UhrEndspiele in der Champions League sind immer etwas Besonderes. Das diesjährige Finale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United schreibt aber ganz besondere Geschichten. Es ist das Spiel von Eric Abidal und Edwin van der Sar sowie das Duell der Giganten zwischen Lionel Messi und Wayne Rooney.
Wenn Barças Innenverteidiger Eric Abidal am Samstagabend zum zweiten Mal in seiner Karriere die Champions League gewinnen sollte, wäre es für den Franzosen sicherlich nicht der größte Erfolg seiner persönlichen Saison. Abidal hat mehr viel mehr besiegt als den Finalgegner Manchester United. Noch vor wenigen Wochen rang der 30-Jährige um sein Leben. Mitte März diagnostizierten die Ärzte beim Nationalspieler einen Lebertumor, der in höchster Not herausoperiert werden musste.
"Ich habe noch nie eine so schreckliche Situation erlebt: Es ging um Leben und Tod", sagt Abidal heute und betont seither oft, wie wichtig es sei zu kämpfen. Ob er gegen Manchester nun von Beginn an aufläuft oder nur für zwei Minuten eingewechselt wird – für die Fans und seine Teamkollegen ist er schon jetzt der Spieler der Saison. "Er hat gezeigt, dass er ein Beispiel für die gesamte Menschheit ist", sagt Kollege Xavi: "Er repräsentiert Wettbewerbsfähigkeit, Erholung, Überwindung und auch den Willen, zurückzukommen."
Vor seinem schweren Schicksalsschlag hatte sich Abidal in der Innenverteidigung der Katalanen festgespielt und zeigte in seiner vierten Saison beim spanischen Meister seine bis dato stärksten Leistungen. Egal, ob und wie lange der 1,86-Meter-Hüne im Finale zum Einsatz kommt – die Vereinsbosse wollen seinen Vertrag in jedem Fall verlängern. Und auch die Chancen auf eine Rückkehr in die französische Nationalmannschaft stehen gut: Laurent Blanc nominierte ihn kürzlich für das EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland sowie zwei weitere Testspiele.
Abschied auf dem Höhepunkt
Auch für Edwin van der Sar ist das diesjährige Champions-League-Finale ein ganz besonderes Spiel, das letzte seiner Profikarriere. Eine Karriere, wie sie nicht viele Fußballer vorzeigen können. Der 40-Jährige ist achtfacher Landesmeister, UEFA-Cup-Sieger zweifacher Champions-League-Gewinner und holte mit Ajax Amsterdam den Weltpokal. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere möchte sich der Torwart von Manchester United nun gebührend von der großen Fußballbühne verabschieden.
In den vielen Lobeshymnen der Mitspieler und des Trainers Sir Alex Ferguson schwang in den vergangenen Wochen sehr viel Wehmut mit. In der United-Kabine hätte man es gerne gesehen, wenn van der Sar noch ein Jahr weiter gespielt hätte. "Vielleicht hätte ich weitermachen können, aber 'vielleicht' reicht mir nicht", sagte er. "Es kommt der Zeitpunkt, wo man sich nicht mehr verbessern oder sogar nicht mehr das Niveau halten kann."
Er wolle nun das Leben genießen, "alle Dinge, die man immer geplant hat" und sich noch stärker um seine Frau Annemarie kümmern, die im Dezember 2009 einen Schlaganfall erlitten hatte. "Mit fast 41 Jahren auf diesem Level zu spielen, Meister zu werden und wieder das Champions-League-Finale zu erreichen ist etwas ganz Besonderes, Edwin ist ein besonderer Mann", sagte United-Kapitän Nemanja Vidic. "Es ist ein Traum für jeden Spieler, ganz oben und mit dem Respekt von allen Fans und Spielern aufzuhören".
Kleiner Wusler und bulliger Brecher
Die 90 Minuten von Wembley werden auch das Duell zweier außergewöhnlicher Fußballer. Es ist das Duell zwischen Lionel Messi und Wayne Rooney. "La Pulga", der Floh gegen "The British Bulldog", die Bulldogge. Vor dem Finale hat Messi klar die Nase vorn. Der Weltfußballer vom FC Barcelona hat wettbewerbsübergreifend unglaubliche 52 Saisontore erzielt, während Rooney für seine "Red Devils" nur 15-mal ins Schwarze traf. In der Champions League trifft der Argentinier durchschnittlich alle 87 Minuten, während der United-Stürmer für einen Treffer fast vier Stunden braucht.
Optisch könnten die Duellanten verschiedener kaum sein. Hier der kleine Wusler Messi, dort der bullige Brecher Rooney. Doch in ihrer Spielanlage sind sie sich gar nicht mal so unähnlich. Beide können sie des Gegners Abwehr mit einem Haken aufreißen, wenngleich das bei Messi meist eleganter aussieht. Beide sind außergewöhnlich gute Passspieler, schnell und gewandt. Beide Stars spielen Fußball mit der Begeisterung eines Schuljungen auf dem Pausenhof.
Den Respekt ihrer Gegner haben die beiden Superstars jedenfalls sicher. "Er ist ein gewaltiger Spieler, gewandt und sehr schnell", lobt Lionel Messi den zwei Jahre älteren Kontrahenten: "Er kann jederzeit Gefahr heraufbeschwören." Und Manchesters Flügelflitzer Ji-Sung Park sagt über den Argentinier: "Im Eins-gegen-Eins ist er nicht zu stoppen, wir müssen das als Team lösen". Dieser Aufgabe wird sich auch Rooney stellen müssen, der in dieser Saison zumeist als hängende Spitze aufläuft und viel nach hinten arbeitet. Dort wird er zwangsläufig auch Messi über den Weg laufen. Dem direkten Duell der Giganten steht also nichts mehr im Weg.
Quelle: ntv.de, tle/sid/dpa