Qualifikation zur Fußball-WM Franzosen pfeifen im Walde
09.10.2009, 15:03 UhrNervosität und Anspannung beim zweifachen Champion Argentinien, Entschlossenheit im Land des Titelverteidigers Italien, Partystimmung in der Slowakei, die ihrer ersten Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft entgegenfiebert. 776 Tage nach dem Aufgalopp auf vier Pazifik-Inseln ist die Qualifikation für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika auf der Zielgeraden angekommen.
In 40 Spielen auf vier Kontinenten erhält das Teilnehmerfeld am Wochenende weitere Konturen. Bis zu 13 Länder können sich am Samstag und Sonntag für das erste Weltturnier auf afrikanischem Boden qualifizieren, bei dem die Gastgeber, Europameister Spanien, die Niederlande, England, Rekord-Champion Brasilien, Paraguay, Ghana, Australien, Japan sowie Süd- und Nordkorea bereits als Teilnehmer feststehen.
Davon ist Diego Maradona mit seinen Argentiniern weit entfernt. Das Schreckgespenst des ersten Scheiterns in einer WM-Ausscheidung seit 40 Jahren lässt das fußballverrückte Land selbst vor einem Gegner wie Peru zittern. "Es sind die zwei wichtigsten Spiele meiner Trainerkarriere", gab Maradona zu Protokoll, dessen "Albiceleste" vier Tage nach der Partie gegen das Schlusslicht beim Erzrivalen Uruguay antreten muss. Ein drohendes Scheitern wäre nicht nur für Mittelfeldspieler Fernando Gago "eine Katastrophe", das ganze Land würde in Depression fallen. Und Maradonas Tage auf der Bank wären wohl gezählt, auch wenn er erneut betonte: "Ich laufe nicht weg."
Italien braucht nur noch einen Punkt
Auch in Dublin steht ein Trainer im Mittelpunkt, denn Giovanni Trapattoni möchte den Italienern als irischer Coach zu gerne in die Suppe spucken. "Uns erwartet eine Schlacht. Sie werden wie verrückt angreifen", erwartet Torhüter Gianluigi Buffon vor dem Duell in Irland, bei dem die Azzurri den zur Qualifikation noch fehlenden Punkt holen wollen.
Vor Trapattoni hat Buffon größten Respekt: "Er hat ein Stück Geschichte mit unserer Nationalmannschaft geschrieben." Für die Insel-Kicker, die um ihre letzte Chance kämpfen, lautet die Devise Angriff. "Wir können sie schlagen", glaubt Kevin Kilbane.
Slowakei bereit für Mega-Party
In Bratislava rüstet man sich derweil für eine Mega-Party. Bereits ein Remis gegen Slowenien genügt der Slowakei, um die erste Teilnahme an einem großen Turnier seit der Trennung von der Tschechoslowakei 1993 perfekt zu machen. 160.000 Karten hätten für das Spiel im 23.000 Zuschauer fassenden Tehelne-Pole-Stadion verkauft werden können, der Optimismus ist riesengroß.
"Ich erwarte, dass meine Mannschaft sich beweisen und den letzten Schritt machen wird", ist Teamchef Vladimir Weiss überzeugt. Und der Ex-Nürnberger Robert Vittek glaubt: "Die gesamte Slowakei wäre unglaublich stolz, wenn wir uns qualifizieren."
Franzosen greifen nach Strohalm
Ex-Weltmeister Frankreich kann es dagegen aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, deshalb klammert man sich in der Grande Nation an jeden Strohhalm. "Wer sagt denn, dass die Serben Rumänien schlagen?", versuchte Trainer Raymond Domenech seiner Elf Mut zu machen, die gegen Färöer auf Torejagd gehen will. Doch das klingt eher nach dem berühmten Pfeifen im Walde - selbst ein Schützenfest reicht nicht, wenn Serbien in Belgrad die anvisierten drei Punkte einfährt. Nicht weniger sorgenvoll schauen Cristiano Ronaldo und Co. am Samstag nach Kopenhagen, wo sich im Duell zwischen Dänemark und Schweden auch Portugals WM-Schicksal entscheiden kann. Gewinnt das Drei-Kronen-Team, dürfte die WM ohne den Weltfußballer stattfinden.
Schweiz will Revanche
Revanche lautet das Stichwort für die Schweiz vor dem Gastspiel in Luxemburg. Denn ohne die peinliche 1:2-Hinspielniederlage gegen den 119. der Weltrangliste stünde die Auswahl von Trainer Ottmar Hitzfeld längst als WM-Starter fest. "Wir haben einiges gutzumachen. Jeder weiß, worum es geht", sagte der Ex-Coach der Bayern. Trennen sich im direkten Duell der punktgleichen Verfolger Otto Rehhagels Griechen und Lettland remis, können die Eidgenossen bei ihrer Rückkehr aus dem Großherzogtum auf das WM-Ticket anstoßen.
Kroaten hoffen auf England
Zur Untätigkeit verdammt sind am Wochenende die Kroaten. "Ich gehe davon aus, dass die Engländer in Dnjepropetrowsk nicht verlieren", sagte Trainer Slaven Bilic mit Blick auf die Partie der Ukraine gegen die schon qualifizierten Three Lions. Es sei das schlimmste Gefühl, wenn man nichts tun könne. Bei einem ukrainischen Sieg ist für den EM-Viertelfinalisten des Vorjahres Rang zwei futsch. Die Relegation fest im Visier hat dagegen Bosnien-Herzegowina. "Wir sind so kurz davor und müssen jetzt in Estland den Sack zumachen", forderte der Wolfsburger Profi Zvjezdan Misimovic unmissverständlich.
WM-Entscheidungen stehen auch auf anderen Kontinenten an. Der Elfenbeinküste reicht ein Punkt in Malawi, um wie 2006 im Konzert der Weltbesten mitzumischen. Auch Algerien und Tunesien können die vorzeitige Qualifikation perfekt machen. In Südamerika stehen Chile und Ecuador auf dem Sprung, in der Concacaf-Zone die USA und Mexiko.
Quelle: ntv.de, dpa/sid