Löw rechnet mit Gomez Freifahrtschein für Özil
07.09.2009, 15:47 UhrEin Freifahrtschein für Mesut Özil, schnelle Heilung bei Mario Gomez und Hoffnung auf Schützenhilfe aus Wales: Mit neuem Schwung will die Fußball-Nationalmannschaft vor dem großen Endspiel in Russland auch die wesentlich kleinere Hürde Aserbaidschan nehmen und den nächsten Schritt Richtung WM in Südafrika 2010 machen.
Der in Windeseile vom Zauberlehrling zum Magier-Meister aufgestiegene Özil soll dabei wieder Regie führen. Für das Qualifikationsspiel gegen die Mannschaft von Berti Vogts hat Joachim Löw dem hochgelobten Bremer einen erneuten Starteinsatz im Mittelfeld versprochen. "Er hat unserem Spiel Elan gegeben. Seine spielerischen Fähigkeiten sind ohne Zweifel", sagte der Bundestrainer vor der Partie am Mittwoch (20.45/ZDF) in Hannover.
Der an Schmerzen im rechten Knie leidende Torjäger Gomez soll bis zum drittletzten Ausscheidungsspiel wieder fit sein. "Mario geht es viel besser. Er hat noch leichte Beschwerden. Aber es gibt eine deutliche Besserung", hieß es aus der medizinischen Abteilung. Sollte Gomez doch nicht rechtzeitig einsatzfähig sein, wäre die Rückkehr von Miroslav Klose in die wohl wieder nur mit einem zentralen Stürmer gebildete Startformation garantiert. Der Münchner sieht sich auf einem guten Weg aus dem Formtief und verkündete im "Kicker" selbstbewusst: "Ich gehe davon aus, dass ich spiele."
Ballack: " Tempo hoch halten"
Michael Ballack appellierte an seine Kollegen, den im Test gegen Südafrika (2:0) angedeuteten Aufschwung unbedingt fortzusetzen. "Wichtig ist, dass wir das Tempo hoch halten. Schön wäre natürlich, wenn wir auch eine gute Leistung zeigen", sagte der DFB-Kapitän. Vier Wochen nach dem glanzlosen 2:0 im Hinspiel in Baku sollen die bestenfalls zweitklassigen Kicker vom Kaspischen Meer diesmal deutlicher in die Schranken gewiesen werden. "Natürlich sind drei Punkte Pflicht", betonte Ballack. "Ein frühes Tor wäre schön", sagte Bastian Schweinsteiger, der vor seinem 70. Länderspiel steht.
Mit 19 Zählern führt das DFB-Team die Gruppe 4 weiterhin an. Verfolger Russland (18 Punkte) hat mit einem Auswärtsspiel in Wales (9) die deutlich kompliziertere Aufgabe zu bewältigen. Und die DFB-Profis spekulieren unverhohlen auf britische Unterstützung. "Ich gehe fest davon aus, dass Russland in Wales nicht gewinnt", sagte Schweinsteiger. Dann könnte sich Deutschland schon vor der Russlandreise vorentscheidend absetzen.
Der Blick über den Ärmelkanal oder die Fokussierung auf das eigene Russland-Spiel in gut vier Wochen birgt aber auch Gefahren. Volle Konzentration auf Aserbaidschan, fordert auch Löw, wie Thomas Hitzlsperger berichtete, der nach seiner Pause gegen Südafrika wieder auf den Mittelfeldplatz neben Ballack rücken dürfte. "Der Bundestrainer hat uns gewarnt: Am Mittwoch kommt nicht Russland, sondern Aserbaidschan. Uns helfen am Mittwoch nur drei Punkte. Sonst brauchen wir über Russland gar nicht zu reden", sagte der Stuttgarter.
Nicht nur an Russland denken
Letztmals kann Löw vor dem Showdown in Moskau am 10. Oktober unter vergleichsweise leichten Ernstfall-Bedingungen testen. "Wir thematisieren das Russland-Spiel nicht", behauptete Löw. Alle Anzeichen belegen jedoch, dass der Bundestrainer auch kurzfristige Entscheidungen auf das große Herbst-Highlight ausrichtet. Die Umstellung auf die offiziell 4-3-3 genannte, tatsächlich aber nach einem 4-2-3-1-System aussehende Taktik mit zwei defensiven Abräumern vor der Abwehr dürfte eher die adäquate Strategie gegen spielfreudige Russen denn gegen abwehrbereite Aserbaidschaner sein.
Ein richtiger Härtetest für die zuletzt kritisierte eigene Abwehrreihe, hinter der Hannovers Lokalmatador Robert Enke wieder im Tor stehen wird, ist gegen Aserbaidschan nicht zu erwarten. Ein einziges Tor gelang dem Vogts-Team bisher in der WM-Qualifikation. Die Frage, die Löw dennoch beantworten muss, ist, wer neben Defensivchef Per Mertesacker in der Viererkette verteidigen soll. Drei Kandidaten stehen zur Wahl: Serdar Tasci konnte seine Schwächen zuletzt nicht ablegen. Arne Friedrich kam bislang noch nie in der Zentrale links zum Einsatz. Und Heiko Westermann spielt bei Schalke 04 mittlerweile im Mittelfeld.
Die voraussichtliche Aufstellung: Enke - Lahm, Mertesacker, Tasci, Schäfer - Ballack, Hitzlsperger - Schweinsteiger, Özil, Trochowski – Gomez
Quelle: ntv.de, Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa