Kaum Mitsprache in Corona-Regeln Fußballprofis fühlen sich missachtet
15.12.2020, 19:08 Uhr
Luthe fordert mehr Mitsprache.
(Foto: imago images/Team 2)
Im Fußball geht es um Millionen. Doch werden Entscheidungen getroffen, sitzen die, die für die Millionen sorgen, meist nicht mit am Tisch. Das will ein Bündnis der Profis ändern. Als jüngstes Beispiel nennen sie fehlende Integration ihrer Bedürfnisse beim Corona-Neustart.
In der Corona-Krise wurden Hygienekonzepte und neue Regeln für den Profi-Fußball erlassen. Die entscheidenden Akteure, die Spieler selbst, wurden dabei offenbar kaum bis gar nicht konsultiert. Ein Spielerbündnis um Mats Hummels, Sven Bender, Andreas Luthe und Almuth Schult, in dem nach eigenen Angaben mehr als 400 Spieler organisiert sind, beklagt gegenüber RTL und dem stern das mangelnde Mitspracherecht der Profis. "Wir wurden beim Hygienekonzept vor vollendete Tatsachen gestellt", beklagt Wolfsburgs Torfrau Almuth Schult.
Wären die Spieler von Anfang an im Boot gewesen, hätte man sich einige Überarbeitungen sparen können, meint Union-Keeper Andreas Luthe. "Zu Beginn fehlten in den Konzepten Regenerationsmaßnahmen, die essenziell sind für Spielerinnen und Spieler." Damit meint er etwa, dass die Kicker nach Spielen in die Sauna und ins Ermüdungsbecken können, damit sich ihre Muskeln regenerieren. Mittlerweile sei das in den Konzepten berücksichtigt, auch nach Beschwerden der Spieler. "Das wäre sofort aufgefallen, wenn man vorher mit uns gesprochen hätte."
Natürlich sei klar, dass die Profis nicht alle Entscheidungen treffen könnten. Das erwarte aber auch niemand. Aber man wolle "miteinbezogen werden, um die Entscheidungen zu verbessern", sagt Luthe. Dabei gehe es natürlich nicht nur um Corona-Änderungen. Das Bündnis wünscht sich generell mehr Einfluss für die Spieler, wie das in anderen Ländern längst der Fall sei, etwa in England oder Italien.
"Wir haben mehrere Jahre verschlafen"
Luthe berichtet von seinen Erfahrungen aus der Taskforce "Zukunft Profifußball", die Empfehlungen an die DFL ausarbeiten soll. Dort sitzt neben ihm nur ein weiterer aktiver Profi, von mehr als 30 Mitgliedern aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medien. Das sei schon ein Fortschritt zur Vergangenheit, wo solche Runden komplett ohne aktive Spieler geführt worden seien. "Wir haben da mehrere Jahre verschlafen, Spieler miteinzubinden in solche Runden", sagt Luthe.
Auch Torfrau Schult pflichtet bei: "Wir sind jetzt schon am Limit und dann soll womöglich noch irgendwo eine Klub-WM mit reingedrückt werden. Da wollen wir als Spieler zumindest am Tisch sitzen bei solchen Entscheidungen."
Schließlich seien es die Spieler selbst, die in erster Linie von den Folgen der Entscheidungen betroffen seien. "Wir wollen ja nicht alle mit 32,33 aufhören, weil wir kaputt sind", mahnt Schult. "Wir wollen alle Gigi Buffon sein, der mit 41 noch spielt und Höchstleistungen bringt."
Quelle: ntv.de