Fußball

Mit Toppmöller gegen AC MilanFußballzwerg Düdelingen feiert Europa-Coup

31.08.2018, 20:05 Uhr
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Düdelingen zelebriert den größten Triumph der Vereinsgeschichte. (Foto: imago/Aleksandar Djorovic)

Ein ganzes Land ist in Ekstase: Der Fußballklub F91 Düdelingen macht Luxemburg glücklich und zieht erstmals in die Gruppenphase der Europaliga ein - auch dank eines deutscher Trainers mit prominentem Namen. Nun geht es gegen den Wunschgegner.

Der deutsche Trainer Dino Toppmöller war "den Tränen nahe", Luxemburgs Fußball-Helden weinten nach dem Einzug ins "Paradies" Europaliga hemmungslos und Premierminister Xavier Bettel gratulierte zum "historischen" Zwergenaufstand: Die Nobodies von F91 Düdelingen haben das Großherzogtum mit ihrem Coup in den Ausnahmezustand versetzt. "Der Wahnsinn geht weiter", titelte das "Tageblatt Letzebuerg" nach dem 3:2 (0:0) des Underdogs beim rumänischen Meister CFR Cluj, mit dem Düdelingen als erster luxemburgischer Klub die Gruppenphase erreichte: "Der F91 hat das Unmögliche wahr gemacht." Das "Luxemburger Wort" schrieb vom "Wunder von Cluj" und sieht den Klub "im Paradies". Die 400 Fans beim Public Viewing "flippten aus", sagte Toppmöller, Sportminister Romain Schneider fand's "einzigartig".

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"Das ist schon Wahnsinn": Dino Toppmöller. (Foto: dpa)

Toppmöller fühlte sich "ein bisschen wie im Traum": "Das ist schon Wahnsinn, wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln wir das erreicht haben. Das ist nicht in Worte zu fassen. Was die Jungs geleistet haben, ist grandios, unglaublich." Sieben, acht seiner Spieler gehen noch arbeiten, berichtete er. Zu den ersten Gratulanten gehörte Vater Klaus, der langjährige Bundesliga-Trainer, der vor Ort mitgefiebert hatte. "Er war megahappy", sagte Dino Toppmöller, der mit Düdelingen seit seinem Amtsantritt 2016 zweimal Meister und einmal Pokalsieger wurde.

In Gruppe F trifft sein Team auf Wunschgegner AC Mailand, Olympiakos Piräus und Betis Sevilla. "Alles, was jetzt in Europa kommt, ist Bonus, selbst wenn wir mit null Punkten rausgehen", ergänzte Toppmöller: "Aber wir glauben schon, dass wir den ein oder anderen ärgern können." Etwa 30 Fans, die meisten Angehörige und Freunde, empfingen die Helden kurz nach zwei Uhr nachts am Flughafen Findel, auch "das Hündchen" von Stürmer David Turpel war da, berichtete das "Tageblatt". Einer hatte den Europaligapokal gebastelt. "Ich muss das erst mal realisieren. Ich traue meinen Augen nicht. Das ist völlig verrückt", sagte Präsident Romain Schumacher.

Mit 15 Fans nach Rumänien

Schon das Hinspiel hatte Düdelingen 2:0 für sich entschieden. Die bereits in der Vorwoche erfolgreichen Daniel Sinani (51./54.) und Turpel (78.) brachten F91 nun 3:0 in Führung. Clujs Aufholjagd kam zu spät, 15 Gästefans fielen sich jubelnd in die Arme, die Spieler weinten Freudentränen. "Das war unglaublich schön zu sehen, weil man da merkte, wie außergewöhnlich das ist", sagte Toppmöller. Zumal Düdelingen im ehemaligen Dortmunder Marc-Andre Kruska (gelbgesperrt) einer der Schlüsselspieler fehlte.

Dennoch hat die Sensation einen stark deutschen Anstrich: Der Saarländer Toppmöller hat sieben Deutsche im Kader, fünf wirkten in Hin- und Rückspiel mit. In den Runden zuvor hatte der luxemburgische Serienmeister, der den Titel seit seiner Gründung 1991 14-mal holte, bereits die Champions aus dem Kosovo (KF Drita) und Polen (Legia Warschau) ausgeschaltet. 2012 blamierte Düdelingen RB Salzburg mit Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt in der zweiten Quali-Runde zur Champions League.

Der Coup bringt Diddeleng, wie die 20.000-Einwohner-Gemeinde auf Letzebuergesch heißt, 3,74 Millionen Euro an Uefa-Prämien. Zum Vergleich: Das KBudget liegt bei 3,3 Millionen. "Wir haben Fußball-Geschichte geschrieben", sagte Mäzen Flavio Becca, ein Baulöwe, nach dem Kunststück.

Quelle: Marco Mader, sid

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