Fußball

Was macht Trainer Schaefer? Glaubensfrage spaltet 1. FC Köln

Beim 1. FC Köln ist trotz bester Chancen auf den Klassenerhalt eine kuriose Diskussion entbrannt. Die berufliche Zukunft von Frank Schaefer ist unsicher. Sportdirektor Volker Finke behauptet, dass Schaefers Glaube ein Problem ist. Was der dementiert.

Ich kann nur sagen, dass Profifußball und Glauben sich sehr wohl vereinbaren": Frank Schaefer.

Ich kann nur sagen, dass Profifußball und Glauben sich sehr wohl vereinbaren": Frank Schaefer.

(Foto: dapd)

Ganz Köln diskutiert die Glaubensfrage: Der Klassenerhalt ist für den 1. FC Köln zum Greifen nahe, doch beim Fußball-Bundesligisten ist eine kuriose Diskussion um die Zukunft von Trainer Frank Schaefer entbrannt. Angeblich liegt es an seinem Glauben, dass der Erfolgscoach den seit Dezember vorliegenden Vertrag noch nicht unterschrieben hat. Er selbst streitet dies energisch ab und führt "andere persönliche Gründe" als Teil seiner Überlegung an. Und obwohl es laut Sportdirektor Volker Finke noch keinen Plan B gibt, hat der FC nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" bereits Kontakt zum früheren Frankfurter Michael Skibbe aufgenommen.

Die Unruhe ausgerechnet in dieser Woche überrascht, denn mit einem Erfolg am Samstag ab 15.30 Uhr gegen den VfB Stuttgart könnten die zu Hause zuletzt siebenmal in Folge siegreichen Kölner den Klassenerhalt praktisch perfekt machen - vier Spieltage vor Saisonende. Eine bessere Bewerbung für Schaefer kann es eigentlich nicht geben, schließlich übernahm er die Profi-Truppe Ende Oktober als Tabellenletzter.

"Teile dieses Geschäfts widern mich an"

Doch der langjährige Amateur-Trainer zögert mit seiner Zusage, nach der sich sein Gehalt angeblich mehr als verdoppeln würde. "Man muss mir zugestehen, alles, was auf mich eingewirkt hat, auch mal sacken zu lassen", sagte er. Es ist für den bodenständigen Ur-Kölner eine Grundsatzfrage, ob er sich den Stress der Bundesliga-Bühne weiter antut oder den ihm zugesicherten Rückzug zur U 23 antritt. "Teile dieses Geschäfts widern mich an", betonte er kürzlich. Sportdirektor Volker Finke mutmaßte auf einem Fan-Treffen schließlich, es sei Schaefers Glaube, der ihn zaudern lasse. "Dorther kommt ja offensichtlich sein Problem, den Job als Profifußball-Trainer mit seiner privaten Lebenssituation verbinden zu können. Da wirken die normalen Regeln des Fußball-Geschäfts nicht", sagte Finke. "Ich würde da nicht so offen drüber reden, wenn er nicht selber so an die Öffentlichkeit gegangen wäre."

Die "Bild"-Zeitung zeigte ein Foto der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Köln Süd, wo Schaefer in den Bibelkreis geht und titelte: "Entscheidet sich etwa hier Schaefers Zukunft?" Dies dementiert der 47-Jährige aber energisch. "Ich muss mich wundern, was aus diesem Thema gemacht wird. Ich kann nur sagen, dass Profifußball und Glauben sich sehr wohl vereinbaren", sagte er. "Es gibt viele Bundesliga-Profis, die gläubig sind, manche sind sogar Prediger. Und trotzdem rasieren sie sich samstags die Knochen und suchen im Spiel ihren Vorteil." Im "Kicker" stellte er klar: "Ich habe niemals die Situation mit meinem Glauben begründet. Im Gegenteil: Der Glaube trägt mich durch den Job, er ist sogar eine Stärke von mir.'"

Nicht die "Pistole auf die Brust setzen"

Die letzten Tage, in denen er unterschwellig als Sonderling dargestellt wurde, könnten dem bei den Fans und Spielern beliebten Schaefer weiter zu denken geben. Der "Express" berichtete zudem, Finke habe sich bei der Teamsitzung in die Videoanalyse eingeschaltet und Schaefer so geschwächt. Zudem habe er Spielern gegenüber die Auswechslungen des Trainers beim 1:5 in Mönchengladbach kritisiert.

Finke, der 36 Jahre an der Seitenlinie arbeitete, ist eben mit Leib und Seele Trainer. Auf Schaefers Job hat er es aber nicht abgesehen. "Frank hat gute Arbeit gemacht, das hat den Umschwung eingeleitet", sagte der Sportdirektor: "Und er hat es verdient, dass wir ihm nicht die Pistole auf die Brust setzen."

Quelle: ntv.de, Holger Schmidt, sid

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