Für Löw kann es im Sturm nur zwei geben Gomez, Klose und das italienische Omen
14.08.2013, 14:46 Uhr
Links ein Rekordtorschütze in spe, rechts eine Tormaschine: Miroslav Klose und Mario Gomez.
(Foto: imago sportfotodienst)
Neulich sprach der Fußball-Bundestrainer tatsächlich über Stefan Kießling. Trotzdem gilt: Jogi Löws Gunst genießen nur Miroslav Klose und Mario Gomez. Der eine jagt heute gegen Paraguay einen Rekord, der andere ist eine Tormaschine. Und dann gibt es noch ein titelträchtiges Vorzeichen.
Der Bundestrainer hat jüngst Unglaubliches getan. Er hat von einem Stürmer gesprochen, der weder Miroslav Klose noch Mario Gomez heißt. Allerdings hat er den Namen Stefan Kießling nicht in den Mund genommen, zumindest nicht öffentlich. Aber er ließ sich zitieren, sein Adlatus, Teammanager Oliver Bierhoff, verkündete in Sachen Kießling: "Joachim Löw hat gesagt, dass alle Türen offen sind. Es liegt am Spieler, sich aufzudrängen."
Deutschland: Neuer/Bayern München (27 Jahre/38 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (29/98), Boateng/Bayern München (24/29), Hummels/Borussia Dortmund (24/24), Schmelzer/Borussia Dortmund (25/11) - Khedira/Real Madrid (26/39), Gündogan/Borussia Dortmund (22/7) oder Lars Bender/Bayer Leverkusen (24/14) - Müller/Bayern München (23/41), Özil/Real Madrid (24/46), Podolski/FC Arsenal (28/110) oder Reus/Borussia Dortmund (24/15) - Klose/Lazio Rom (35/127) - Trainer: Joachim Löw
Paraguay: Villar/Colo Colo (36 Jahre/100 Länderspiele) - Candia/Olimpia Asuncion (30/2), da Silva/Deportivo Toluca (33/111), Aguilar/Club Tijuana (26/10), Melgarejo/Benfica Lissabon (23/1) - Ayala/CA Lanus (25/11), Riveros/Gremio PA (30/83), Ortiz/Deportivo Toluca (23/10), Fabbro/River Plate (31/8) - Caballero/Krilia Sowjetow Samara (23/12), Santa Cruz/FC Malaga (31/92) - Trainer: Victor Genes
Schiedsrichter: Bebek (Kroatien)
Der Leverkusener war in der vergangenen Saison mit 25 Treffern bester Torschütze der Fußball-Bundesliga. Beim Testspiel der deutschen Nationalmannschaft heute gegen Paraguay in Kaiserslautern (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de und auf Twitter) ist er trotzdem nicht dabei. Seit der WM 2010 in Südafrika hat Löw ihn nicht mehr eingeladen. Denn für den Bundestrainer gilt: Gesetzt sind Miroslav Klose und Mario Gomez, auch wenn immer nur einer von beiden spielt. "Ich habe mehrfach gesagt, wenn beide fit sind, dass sie für uns extrem wichtige Stürmer sind. Wenn da nichts Entscheidendes passiert, dann sind sie die beiden Stürmer erster Priorität."
Da könnte Kießling auch 40 Tore in einer Spielzeit schießen. Zumal Löw jüngst einen weiteren Kandidaten ins Spiel brachte, den Ex-Freiburger und Neu-Mönchengladbacher Max Kruse. Der gab bei der Sinnlos-Testspielreise in die USA Ende Mai sein Debüt und erzielte in seinen beiden ersten Länderspielen gleich ein Tor. "Kruse steht hoch im Kurs. Seine Chancen sind gestiegen." Allerdings nur auf den Posten als Angreifer Nummer drei - hinter den beiden Wahl-Italienern und Ex-Spielern des FC Bayern München.
Ein Omen?
Für Miroslav Klose spricht, dass er immer spielt und immer trifft. Für Mario Gomez spricht, dass er immer trifft, wenn er spielt. Für beide spricht, dass sie in Italien spielen. Das bisher letzte Mal, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit zwei Angreifern in ein WM-Turnier ging, die jenseits der Alpen ihr Geld verdienten, war 1990. Rudi Völler spielte damals für den AS Rom, Jürgen Klinsmann stand bei Inter Mailand unter Vertrag. Wie das Ganze ausging, ist bekannt. Deutschland wurde Weltmeister. Zum bisher letzten Mal. Ein Omen?
Das dürfte dem Bundestrainer egal sein. Nicht egal sind ihm die unbestrittenen Qualitäten der beiden, die heute in Kaiserslautern je eine Halbzeit spielen sollen. Miroslav Klose fängt an, und es könnte gut sein, dass nach dem Spiel eine gute alte Sportreporterphrase zum Zuge kommt: "ausgerechnet". Es könnte nämlich gut sein, dass Miroslav Klose ausgerechnet in der Pfalz, wo er einst das Fußballspielen lernte, ausgerechnet auf dem Betzenberg, wo er einst für den 1. FC Kaiserslautern stürmte, einen für die Ewigkeit bestimmten Rekord einstellt. Denn bisher hat er in seinen 126 Länderspielen 67 Tore erzielt, eins weniger als der legendäre Gerd Müller. Ein Tor also gegen Paraguay - und wir haben richtig gerechnet.
"Kann mich als Mensch weiterentwickeln"
Und Mario Gomez? Kommt auf bisher 25 Treffer für das DFB-Team und hofft in seinem ersten Spiel als Gastarbeiter ebenfalls auf mehr. Nach langer Vorbereitung im Trainingslager ist er froh, vielleicht wieder spielen zu können. Und versucht es mit Ironie. "Ich habe dreieinhalb schöne Wochen hinter mir", berichtete Gomez von den "ganz speziellen" ersten Erfahrungen mit dem AC Florenz. Kollege Klose hatte ihm jedenfalls per SMS aufmunternde Grüße geschickt. "Der Miro weiß ja, dass die Trainingslager in Italien ein bisschen anders sind." Ansonsten aber ist er heilfroh darüber, dass er jetzt dort ist, wo er ist. Und nicht mehr in München. "Ich kann bei den Bayern bleiben. Dann sitze ich 50 Prozent auf der Bank und habe drei Meisterschaften mehr und eine Champions League. Oder ich kann mich weiterentwickeln, nicht nur als Fußballer, sondern als Mensch."
Dennoch verklärt er die Situation nicht. "Ich hoffe, dass es gut geht. Vielleicht sitzen wir in einem Jahr hier, und es war alles nix." Joachim Löw glaubt das nicht: "Er ist eine Tormaschine, wenn er spielt. Es ist nicht entscheidend, wo er spielt. Wenn er spürt, dass er gebraucht wird, ist er hervorragend." In einem Jahr findet die Weltmeisterschaft in Brasilien statt. Es ist keine gewagte Prognose, dass die DFB-Elf dort mit Mario Gomez und Miroslav Klose aufläuft. Sie können sich auf ihren Bundestrainer verlassen. Und er sich auf sie.
Quelle: ntv.de