Dortmunds Torwart Langerak Greenhorn soll Bayern stoppen
24.02.2011, 15:10 UhrKennen Sie Mitchell Langerak? Der spielt für Geld Fußball und betreitet am Samstag im Tor des Spitzenreiters Borussia Dortmund vielleicht sein erstes Bundesligaspiel. Und das nicht irgendwo, sondern beim FC Bayern in München. Sie sollten sich den Namen merken. Mitchell Langerak.

"Bevor wir Mitch verpflichtet haben, hat er uns in internationalen Spielen seines Klubs mit seiner Ruhe und Souveränität überzeugt": Jürgen Klopp, hier mit Mitchell Langerak.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mitchell Langerak steht im Blickpunkt, obwohl er noch kein Bundesligaspiel bestritten hat. Seit Stammtorhüter Roman Weidenfeller am Dienstag nach einem Zusammenprall vom Trainingsplatz humpelte, ist der 22 Jahre junge Reservetorhüter von Borussia Dortmund bei den Medienvertretern der begehrteste Interviewpartner. Denn am Samstag ab 18.30 Uhr winkt dem Nobody aus Australien ausgerechnet im Top-Hit bei Bayern München das Liga-Debüt im Tor des Tabellenführers und designierten Meisters.
Eine Entscheidung über einen Einsatz von Weidenfeller, den eine Bänderdehnung und ein Kapselanriss im Knie plagen, soll frühestens am Freitag fallen. So lange darf Langerak hoffen. "Wenn Roman nicht spielen kann, dann spielt eben für einen der besten deutschen einer der besten australischen Torhüter", sagte Trainer Jürgen Klopp völlig entspannt. "Bevor wir Mitch verpflichtet haben, hat er uns in internationalen Spielen seines Klubs mit seiner Ruhe und Souveränität überzeugt."
"Rundum gut ausgebildeter Torhüter"
Von Nervosität ist bei Langerak, der für 600.000 Euro vom australischen Erstligisten Melbourne Victory kam, keine Spur. "Es ist egal, wo ich mein Debüt bestreite, ich werde mein Bestes geben", sagte der Sonnyboy aus Down Under, der noch jünger aussieht, als er ohnehin ist. "Außerdem arbeite ich seit Wochen und Monaten für diesen Tag. Ich bin bereit", ergänzte der 1,91-m-Schlaks. Kein Problem sieht auch Dortmunds Torwart-Trainer Wolfgang de Beer: "Er hat sich in den vergangenen sieben Monaten gut entwickelt. Er ist ein rundum gut ausgebildeter Torhüter." Die mangelnde Spielpraxis könnte das einzige Problem des Talents sein. Sein letzter Einsatz resultiert vom 15. Februar in der zweiten Mannschaft des BVB in der Regionalliga beim 1:0 gegen Mönchengladbach II.
Weil Langerak stets bei den Profis auf der Bank sitzt, konnte kaum einmal in der Reserve spielen. Und nun muss er vermutlich gegen München ins kalte Wasser, denn Klopp wird bei letzten Zweifeln der Ärzte mit Blick auf die restlichen zehn Spieltage der Saison auf Weidenfeller verzichten. Doch auch ohne den statistisch derzeit zweitbesten deutschen Keeper hinter Nationaltorhüter Manuel Neuer vom FC Schalke 04 sehen sich die Dortmunder bei den wiedererstarkten Bayern nicht ohne Chance. "Ich habe ihr Spiel in Mailand gesehen. Das war nicht so schlecht, aber trotzdem werden wir hinfahren", flachste Klopp vor dem Duell "gegen die gefühlt erfolgreichste Mannschaft der letzten 100 Jahre".
Klopp scherzt und reizt die Bayern
Doch Klopp weiß auch um die Brisanz des Evergreens: "Wir haben viele Sachen gemacht, um sie zu reizen, ohne dass wir etwas gesagt haben. Wir haben sie zum Beispiel im Hinspiel geschlagen und bisher mehr Punkte geholt", sagte der 43-Jährige. Es mache jedoch keinen Sinn, sich auf eine Waage mit dem Branchenführer zu stellen, aber in einem Spiel könne man sich immer mit den Bayern messen. Und eventuell die Statistik ein wenig korrigieren. Denn den letzten Sieg in München landete der BVB vor 20 Jahren. Michael Rummenigge und Flemming Povlsen waren bei einem Eigentor von Markus Münch die Torschützen für Dortmund, wo Ottmar Hitzfeld damals seine erste Bundesliga-Saison erlebte. Inzwischen beobachtet der 62-Jährige, der mit den Borussen und Bayern die Champions League gewann, das Geschehen mit der Distanz des Schweizer Nationaltrainers. "Das ist am Samstag ein Duell auf Augenhöhe. Aber keines, das über den Gewinn der deutschen Meisterschaft entscheiden wird", schrieb Hitzfeld in einer "Kicker"-Kolumne.
Thomas Helmer, der ebenfalls später zu den Bayern wechselte, gehörte damals zu den Gewinnern im Münchner Olympiastadion: "Ich glaube an ein 2:2. Ich schaue mir das Spiel wertfrei an. Unabhängig davon bin ich der Meinung, dass der BVB die Meisterschaft absolut verdient hat. Selbst wenn die Bayern gewännen, hätten sie noch zehn Punkte Rückstand. Ich glaube ich nicht, dass da noch etwas anbrennt."
Quelle: ntv.de, Günter Bork, sid