Fußball

Einer Pleite folgt die nächste HSV und Werder neben der Spur

"Meine Mannschaft ist hungrig": Hamburgs Trainer Thorsten Fink.

"Meine Mannschaft ist hungrig": Hamburgs Trainer Thorsten Fink.

(Foto: dpa)

Vor Saisonbeginn geht es den Fußball-Bundesligisten aus Bremen und Hamburg nicht gut. Niederlage folgt auf Niederlage, das verbindet beide. Was sie unterscheidet, ist ihre Selbstwahrnehmung und Außendarstellung. Da ist der HSV zweitligareif.

Gerade einmal vier Jahre ist es her, da schaute Fußball-Deutschland in den hohen Norden. Der Hamburger SV und Werder Bremen stehen sich nicht nur im DFB-Pokal-Halbfinale, sondern auch im Halbfinale des Uefa-Cups gegenüber. Von norddeutschen Festwochen ist die Rede - so viel zur Vergangenheit. Dass die erfolgreichen Zeiten vorbei sind, ist nicht neu. Mittlerweile muss man sich aber ernsthafte Sorgen um die beiden Traditionsklubs machen.

Bei Werder sah es schon in der vergangenen letzte Saison düster aus. Der viermalige deutsche Meister spielte lange gegen den Abstieg, rettete sich erst am 33. Spieltag. Mit Trainer Robin Dutt sollte ein Neuanfang gemacht werden, doch die Vorbereitung lässt erahnen, dass die Grün-Weißen wohl wieder vor einer schwierigen Spielzeit stehen. Nach einem 1:1 gegen Zweitligist 1860 München folgten vier Pleiten in Folge: 0:1 gegen Drittligist VfL Osnabrück, 2:3 gegen den FC Zwolle, 2:3 gegen Ajax Amsterdam, 1:2 gegen Drittligist RB Leipzig. Dutt weiß, dass seine Mannschaft bis zum ersten Pflichtspiel im Pokal beim 1. FC Saarbrücken am 4. August "noch ganz, ganz, ganz viel Arbeit" vor sich hat.

Diese Erkenntnis sollte eigentlich auch in Hamburg reifen. Die Rothosen fingen sich nach den beiden Niederlagen im Telekom Cup (0:4 gegen Bayern, 0:1 gegen Dortmund) die dritte Pleite in vier Tagen. Dieses Mal ein 1:3 gegen West Ham United, die Mannschaft, die Liga-Konkurrent Mainz 05 noch am Wochenende mit 4:1 besiegt hatte. Man könnte meinen, in Hamburg blicken die Verantwortlichen voller Skepsis auf die kommende Spielzeit - falsch gedacht.

"Auf Augenhöhe mit Schalke und Wolfsburg"

Klub-Boss Carl Jarchow sieht den HSV "auf Augenhöhe mit Schalke und Wolfsburg", Trainer Thorsten Fink bezeichnet Platz sechs als "realistisches Ziel für diese Saison. Wir wissen, dass es sehr schwer werden wird, doch meine Mannschaft ist hungrig". Dieser Satz stimmt nur zum Teil, denn ausgemusterte Profis wie Gojko Kacar oder Paul Scharner gehen auf die Barrikaden. Der Österreicher bezeichnet die Situation in Hamburg als "Horror". Er habe das Empfinden, sagt Scharner, "kein Vertrauen und keine reelle Chance bekommen zu haben. Das ist für einen Sportler nicht verkraftbar".

Viel Arbeit, sagt er: Bremens Trainer Robin Dutt.

Viel Arbeit, sagt er: Bremens Trainer Robin Dutt.

(Foto: dpa)

Er und seine zur U23 abgeschobenen Kollegen spielen damit auf die Info rmationspolitik an, die eines Erstliga-Vereins unwürdig ist. Nicht nur, dass Kacar, Scharner & Co. per E-Mail erfahren, dass nicht mehr mit ihnen geplant wird. Die Verantwortlichen schaffen es, von einem Kommunikationsdesaster ins nächste zu taumeln. In einem zermürbenden Kleinkrieg zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zeigt sich, wie es um den HSV bestellt ist. Mitglieder des Kontrollgremiums sprechen öffentlich von einem "Millionen-Minus" in der HSV-Bilanz und einem "Transfer-Stopp", dafür werden sie wiederum von Jarchow attackiert. Kurzum: Der HSV zerfleischt sich kurz vor dem Saisonstart selbst.

Keine 100 Kilometer entfernt, ist man es gewohnt, ruhige Töne anzuschlagen. Obwohl Werder mit Kevin de Bruyne und Sokratis seine beiden besten Spieler abgeben musste, sieht Kapitän Aaron Hunt die Mannschaft "wieder auf einem guten Weg". Es sei sein Ziel, irgendwann wieder international zu spielen, sagte Hunt dem "Kicker", "doch es kann nicht kurzfristig unsere Ambition sein. Jetzt geht es erstmal um Konstanz". Der gleichen Meinung ist Dutt, der schon jetzt um Geduld wirbt: "Ein neues System zu perfektionieren, dauert bis zu einem Jahr. Das heißt nicht, dass wir in dieser Zeit keine Spiele gewinnen werden", wird Dutt in Bremer Medien zitiert: "Aber ich weiß aus eigener Erfahrung: Man braucht diese Zeit, bis ein System steht, das der eigenen Mannschaft gehört und keiner anderen."

Weil die Kassen in Bremen genau wie in Hamburg nicht gerade prall gefüllt sind, ist Cedric Makiadi vom SC Freiburg der einzige namhafte Neuzugang. "Jeder Spieler, der zu einem Verein kommt, der in der Vergangenheit sehr erfolgreich war, träumt davon, wieder oben mitzuspielen", erklärte der Mittelfeldspieler jüngst im Trainingslager, schränkte aber gleich ein: "Das Wichtigste wird sein, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben." Es sind Worte, die auch gut nach Hamburg passen würden.

Quelle: ntv.de, sport.de

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