Fußball

Wenn der Milliardär nicht mehr mag Hamburger SV steht vor dem Abgrund

Sportlich wenig attraktiv: Rafael van der Vaart, Dennis Diekmeier und der Hamburger SV.

Sportlich wenig attraktiv: Rafael van der Vaart, Dennis Diekmeier und der Hamburger SV.

(Foto: dpa)

Klaus-Michael Kühne versetzt dem HSV einen Schock. Der Milliardär will nicht in die Fußball-AG investieren - sondern sein geliehenes Geld zurück. Nun stecken die Hamburger in Schwierigkeiten. Wie man es dreht und wendet: Die Lizenz ist in Gefahr.

Milliardär Klaus-Michael Kühne will keine Anteile an der Fußball-Aktiengesellschaft des Hamburger SV erwerben. Der Bundesligist und seine Geschäftsführung um den neuen Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer und den neuen Sportdirektor Peter Knäbel haben jetzt ein sehr großes Problem. Sie müssen Kühne nämlich ein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro zurückzahlen - bis 2017, in drei Raten. Oder wie es HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein im "Hamburger Abendblatt" ausdrückte: "Herr Kühne wird sein bis Ende dieses Jahres vereinbartes Optionsrecht nicht wahrnehmen."

Mag nicht mehr: Klaus-Michael Kühne.

Mag nicht mehr: Klaus-Michael Kühne.

(Foto: dpa)

Das scheint den HSV zu überraschen. Denn ursprünglich wollte Kühne das Geld, das er den Hamburgern geliehen hatte, in Anteile an der vor sieben Monaten gegründeten Aktiengesellschaft umwandeln. Dafür hätte er 7,6 Prozent an der HSV-AG bekommen. Die hat, sagen zumindest Wirtschaftsprüfer, einen Wert von 330 Millionen Euro. Weil der Verein sich aber auf Kühnes Geld verlassen, Schulden in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro hat und auch in diesem Geschäftsjahr rote Zahlen schreibt, steht der Verein nun vor dem Abgrund. Das heißt: Die Lizenz für die Saison 2015/2016 ist in Gefahr, also die Erlaubnis, weiter in der Bundesliga zu spielen. Und das unabhängig davon, wie es sportlich für den Tabellen-14. läuft, der am Dienstag sein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart verloren hat.

Der HSV braucht dringend Investoren

Zumindest aber sei die Spielgenehmigung für die laufende Saison nicht gefährdet - sagt Wettstein, der Finanzchef. "Für die Zeit danach gilt, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten refinanziert werden muss, wenn die Ertragslage nicht deutlich verbessert werden kann", sagte der Finanzchef. Das heißt: Er will oder muss alte Schulden bezahlen, indem er sich woanders Geld leiht. Es sei denn, es taucht ein anderer Investor auf und steckt Geld in den Verein. Schwer vorstellbar bei einem Klub, der seit Jahren Stammgast im Tabellenkeller ist. Attraktiv ist das nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hamburger die Fan-Anleihe für das geplante Nachwuchsleistungszentrum "HSV-Campus" in Höhe von 17,5 Millionen Euro bereits genutzt haben, um Etat-Löcher zu stopfen. Die Fans aber bauen darauf, dass der Verein ihnen das Geld mit Zinsen ab 2019 zurückzahlt.

Als sei das alles nicht schon deprimierend genug, läuft es auf dem Fußballplatz auch nicht rund. Um der Abstiegsgefahr zu entkommen, will die Klubführung in der Winterpause eigentlich "den Kader optimieren", wie Sportchef Knäbel es ausdrückte. Bevor aber Trainer Josef Zinnbauer neue Spieler bekommt, sollen einige Profis verkauft werden. Im Gespräch sind unter anderen Marcell Jansen und Tolgay Arslan. 27 Millionen Euro hat der HSV im Sommer für Neuverpflichtungen ausgegeben, 23 Millionen Euro eingenommen. Der Gehaltsetat beträgt derzeit 50 Millionen Euro, sollte ursprünglich auf 38 Millionen Euro gesenkt werden. Im Sommer 2015 laufen Verträge von 14 Spielern aus, darunter die von Kapitän Rafael van der Vaart, Heiko Westermann und Torhüter Jaroslav Drobny.

Kurzum: Der Hamburger SV braucht dringend Investoren. Und hier schließt sich der Teufelskreis. Um für diese in irgendeiner Weise interessant zu werden, benötigt er sportlichen Erfolg. Doch wenn das Team am Samstag in Gelsenkirchen beim FC Schalke 04 verliert, was jetzt nicht völlig auszuschließen ist, überwintert der HSV auf einem Abstiegsplatz. Überzeugende Werbung ist das nicht. Der Vorstand überlegt nun sogar, die Anteile an der AG unter Wert zu verkaufen, um doch jemanden finden, der sein Geld bei einem potentiellen Absteiger anlegen will. Herr Kühne jedenfalls will nicht mehr. Der Mann, der oft vom HSV als "mein Hobby" gesprochen hat und am liebsten alles alleine bestimmt hätte, er hat die Lust verloren. Und der HSV hat jetzt ein sehr großes Problem.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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