Wie läuft's bei ... Kai Havertz? Hattrick und Eklat für 100-Millionen-Mann
29.09.2020, 18:06 Uhr
Kai Havertz erlebt eine turbulente Woche.
(Foto: Pool via REUTERS)
Kai Havertz lässt beim FC Chelsea seine Kritiker verstummen: Drei Treffer sowie eine Torvorlage gelingen ihm in zwei Spielen. Allerdings trübt ein Hand-Eklat das Bild. In unserer Serie "Wie läuft's bei ..." blicken wir zurück auf die turbulente Woche des 100-Millionen-Mannes.
Slaven Bilic war sauer, richtig sauer - und das zu Recht. Soeben hatte der kroatische Trainer, schon zu seiner aktiven Zeit als Heißsporn bekannt, mit seinem Team West Bromwich Albion gegen Chelsea in der dritten Minute der Nachspielzeit den Treffer zum 3:3 kassiert. Was Bilic so auf die Palme brachte? Das Ausgleichstor hätte nicht zählen dürfen. Weil Kai Havertz in seiner Entstehung einmal zur Abwechslung nicht sein feines Füßchen, sondern die Hand zur Hilfe nahm.
Ziemlich regelunkonform nahm der deutsche Nationalspieler eine hohe Hereingabe in West Broms Strafraum an. In der Folge kam der Ball zu Havertz' Teamkollege Tammy Abraham, der den Gästen aus London mit seinem Lucky Punch doch noch einen späten Punktgewinn bescherte.
VAR übersieht Handspiel
"Das dritte Tor ist schwer zu akzeptieren, weil es so klar war, dass es Hand war. Ich möchte nicht einmal darüber sprechen, denn es ist nicht 'vielleicht' oder 'ein mögliches' - es ist ein Handspiel", wütete Bilic. "Damit ist die Geschichte zu Ende, Punkt. Wie Leute sagen können, dass es kein Hand ist, ist für mich unbegreiflich." Unbegreiflich war vor allem, dass der VAR das Tor sogar checkte, Havertz' (wohl unabsichtlichen) Fauxpas aber übersah und den Treffer gab. Besonders bitter aus Sicht West Broms: Der Aufsteiger hatte nach einer furiosen ersten Halbzeit bereits mit 3:0 geführt. Am Ende stand aber nur ein Punkt auf der Habenseite.
Für Havertz bedeutete der auf der Insel im Anschluss kontrovers diskutierte Hand-Eklat den unrühmlichen Schlusspunkt einer turbulenten Woche. Zuvor hatte der 21-Jährige drei Wochen nach seinem Wechsel in die Premier League endlich die ersten positiven Schlagzeilen geschrieben - und was für welche.
Drei Tore gelangen Havertz beim 6:0 im Ligapokal gegen den Zweitligisten FC Barnsley. Die Treffer fielen zwar weder in einer Halbzeit noch direkt hintereinander. Der Engländer spricht in einem solchen Fall aber trotzdem großzügig von einem "Hattrick". Es war der erste in der noch jungen, aber schon so beeindruckenden Profi-Karriere des Hochbegabten. Eine "großartige Nacht, die erste von vielen für ihn" bescheinigte Chelseas Teammanager Frank Lampard Havertz im Anschluss. Der Lobgehudelte selbst blieb naturgemäß zurückhaltender. "Schritt für Schritt" werde er "fitter", freute sich Havertz. "Das Spiel heute war sehr gut für mich, um mehr Selbstvertrauen zu sammeln."
Gute Leistungen gegen die Kritik
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Dass Havertz bei der Aufholjagd gegen West Brom auch abgesehen von seinem Handspiel auffällig spielte und Callum Hudson-Odois Treffer zum zwischenzeitlichen 2:3 sehenswert vorbereitete, dürfte ihn noch zusätzlich beflügelt haben. Für den teuersten deutschen Fußballer aller Zeiten kamen die beiden ersten überzeugenden Auftritt im Chelsea-Trikot gerade zur richtigen Zeit. Nach zwei eher unauffälligen Spielen zuvor waren in der schnelllebigen britischen Medienlandschaft nämlich schon erste kritische Stimmen an seiner Verpflichtung laut geworden. Klar ist zudem auch, dass die Rekordablöse, die bei entsprechenden Erfolgen von rund 80 auf bis zu 100 Millionen Euro anwachsen kann, noch immer schwer auf Havertz' eher schmalen Schultern lastet.
In den kommenden Wochen wird es für das von der "BBC" als "German Wunderkind" und "neuer Michael Ballack" geadelte Mega-Talent darum gehen, die jüngsten Leistungen zu bestätigen. Dann wird auch Bilics Wutrede bald vergessen sein.
Quelle: ntv.de