Fußball

Schneckenrennen im Abstiegskampf Hertha in der Pole Position

Die Hertha-Fans begrüßen Mitte März beim Sechs-Punkte-Spiel gegen Nürnberg ihr Team. Nach dem 1:2 strichen sie das Fragezeichen - nun hoffen sie wieder.

Die Hertha-Fans begrüßen Mitte März beim Sechs-Punkte-Spiel gegen Nürnberg ihr Team. Nach dem 1:2 strichen sie das Fragezeichen - nun hoffen sie wieder.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Mythos besagt: Man braucht 40 Punkte, um nicht aus der Bundesliga abzusteigen. Wäre der Mythos kein Mythos, sondern Realität, müssten wir Hertha BSC an dieser Stelle aus der Bundesliga verabschieden. Stattdessen wetten wir: Hertha wird die schnellste Schnecke!

Fünf Spieltage vor Saisonende haben die Berliner als Ligaschlusslicht 22 Punkte gesammelt. Die magische Grenze von 40 Zählern, Hertha wird sie nicht mehr erreichen. Ein Problem ist das für die Berliner nicht.

Das liegt zunächst daran, dass das Erreichen der 40-Punkte-Marke seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 zwar tatsächlich immer zum Klassenerhalt gereicht hat. Nötig waren 40 Punkte nie. In der vergangenen Saison rettete sich Borussia Mönchengladbach mit 31 Punkten auf Platz 15. Der beste Absteiger war 1998 der Karlsruher SC mit 38 Zählern, weil die punktgleichen Gladbacher die bessere Tordifferenz aufwiesen. Im Schnitt sammelten die Tabellenfünfzehnten seit 1995/96 nur 36,5 Zähler. Tendenziell reichten in den vergangenen Jahren immer weniger Punkte zum Klassenerhalt, wie die Grafik zeigt.

Die Drei-Punkte-Regel und das rettende Ufer

Punkt zwei, der Hertha hoffen lässt: Durch die Wiedereinführung der Relegationsspiele in der vergangenen Saison wird der 40-Punkte-Mythos weiter verwässert. Zum Klassenerhalt kann jetzt schon Platz 16 reichen. Und den, hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) errechnen lassen, kann man schon mit 4 Punkten erreichen, theoretisch.

Die Rechnung geht so: Die Teams auf Platz 16, 17 und 18 verlieren alle Partien gegen die restlichen Mannschaften, die direkten Duelle enden allesamt unentschieden. Entscheidend wäre in diesem zugegebenermaßen recht unwahrscheinlichen Fall mit vier Zählern für das Keller-Trio die Tordifferenz.

Bliebe Punkt drei, der Hoffnung schenkt: die schwächelnde Konkurrenz. Der 1. FC Köln hat am vergangenen Wochenende gegen Hertha 90 Minuten lang darum gebettelt, von der Last des Erstligafußballs wieder erlöst zu werden. Der VfL Bochum spielt in den vergangenen Wochen konstant so, dass die von Fußballfachkraft und VfL-Fan Ben Redeling getroffene Feststellung wieder unumstößlich gilt: "Dat Geilste am VfL ist doch immer noch das Pissen inne Halbzeit! Die Erfolgserlebnisse als Anhänger dieses Klubs holt man sich vor allem beim großen Gemeinschaftspinkeln in der Pause."

Das Restprogramm der Kellerklubs

Sp.HerthaFreiburgHannoverNürnbergBochumKöln
30.Stuttgart (H)Bremen (A)Schalke (H)Wolfsburg (H)Hamburg (H)Hoffenheim (A)
31.Frankfurt (A)Nürnberg (H)Bayern (A)Freiburg (A)Köln (A)Bochum (H)
32.Schalke (H)Wolfsburg (H)Leverkusen (A)Dortmund (H)Stuttgart (H)Bremen (A)
33.Leverkusen (A)Köln (A)Gladbach (H)Hamburg (A)Bayern (A)Freiburg (H)
34.Bayern (H)Dortmund (H)Bochum (A)Köln (H)Hannover (H)Nürnberg (A)

Wirklich hoffnungsfroh stimmt die Berliner aber das, was der SC Freiburg und Hannover 96 in der Rückrunde fußballerisch alles nicht gezeigt haben. Das sagt Hertha-Kapitän Arne Friedrich. Zwar stehen beide Vereine in der Tabelle noch über Berlin. Furcht verbreiten sie in der Hauptstadt trotz des eigenen, für ein Tabellenschlusslicht durchaus anspruchsvollen Restprogramms nicht, im Gegenteil: "In Freiburg ist, wie ich gelesen habe, dicke Luft. Hannover hat keine gute Rückrunde gespielt. In dieser Beziehung haben wir definitiv einen Vorteil." Die Rückrundenform bestätigt Friedrich: Während Hertha 16 Punkte holte, sieben davon aus den letzten drei Partien, verbuchten Freiburg und Hannover insgesamt erst sieben Zähler.

Das heißt konkret: Trotz 24 Spieltagen in Folge auf Platz 18, trotz der chronischen Heimschwäche mit einem Sieg aus 14 Partien und ungeachtet der prominenten Restgegner sehen sich die Berliner im Schneckenrennen um den Klassenerhalt via Relegationsplatz in der Pole Position.

Und wir glauben: zu Recht!

Warum wir das glauben, ist schnell erklärt. Nach unserem großen Tipp-Erfolg im letzten Jahr, als wir Hertha am Saisonende die Meisterschale in die Hand drücken und neben Cottbus und Karlsruhe auch Gladbach in  die 2. Liga verabschieden wollten, haben wir auch in diesem Jahr die restlichen Spiele der sechs Abstiegsanwärter ausgewürfelt, gewohnt interessenneutral und nach streng wissenschaftlichen Kriterien. Herauskommen ist dieser Endstand:

13.1. FC Köln       34      35:49   -14    35
14.VfL Bochum       34      40:62   -22    35
15.1. FC Nürnberg       34      33:54   -21    33
16.Hertha BSC       34      35:54   -19    28
17.SC Freiburg       34      32:60   -28    27
18.Hannover 96       34      35:66   -31    27

Sie werden sehen: Genau so wird es kommen. Oder auch nicht.

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Quelle: ntv.de

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