"Eine absolute Sauerei" Herthas Friedrich kontert Kritik
01.10.2009, 14:22 UhrBraver Kapitän oder böser Königsmörder? Arne Friedrich ist nach der Entlassung von Trainer Lucien Favre beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC in die Kritik geraten. Nun schießt der Nationalverteidiger zurück: "Spezielle Medien" würden eine Kampagne gegen ihn führen.
Vor dem Auswärtsspiel in der Europa League bei Sporting Lissabon platzte Friedrich der Kragen. "Das ist unterirdisch", "eine absolute Sauerei", schimpfte der Hertha-Kapitän. "Spezielle Medien" hätten ihm angelastet, in den letzten Spielen gegen Favre gespielt zu haben. "Ich habe inzwischen genau registriert, wer hier eine Kampgane gegen mich fährt", sagte er dem kicker.
Friedrich beteuerte, dass er noch nie gegen einen Trainer gespielt habe. Seit sieben Jahren sei er Herthaner, er identifiziere sich mehr als Andere mit dem Klub. Zudem würde er nie "einen gegnerischen Stürmer durchlaufen lassen" und seine WM-Teilnahme aufs Spiel setzen. Der 30-Jährige räumte ein, dass sich die Beziehung zwischen Favre und der Mannschaft "etwas abgenutzt" hatte. Sein Kontakt zu dem Schweizer sei in der Krise aber intensiv gewesen. Er habe in allen Sitzungen seine Meinung gesagt. An eine Aussage Favres, wonach dieser Friedrich Qualitäten als Abwehrchef abgesprochen habe, könne er sich nicht erinnern.
"Ich spiele nicht, was ich kann"
Nach sechs Pleiten in der Bundesliga in Folge und neun Gegentoren aus den letzten beiden Spielen hatte sich die Kritik an dem gebürtigen Ostwestfalen entzündet. "Ich spiele im Moment nicht das, was ich kann", gab der 67-malige Nationalspieler zu. "Aber wenn man mir jedes Gegentor anlasten will, sage ich: Stopp, da mache ich nicht mit." Gleichwohl wisse er, dass Bundestrainer Joachim Löw auf ihn baue.
Spätestens seit Ende der vergangenen Saison war das Verhältnis zwischen Favre und Friedrich gestört, nachdem der Verteidiger in den letzten beiden Spielen nicht zur Startelf gehörte. Damals wandte sich der Abwehrchef an Manager Dieter Hoeneß. Zu dem im Juni geschassten Hoeneß soll Friedrich immer noch einen guten Kontakt haben. So hatte der Mannschaftsabend am Dienstag im Stammlokal des Ex-Managers stattgefunden. "Dazu sage ich nichts", meinte Friedrich.
"Mannschaft hat ein Kopfproblem"
Auch die Vorwürfe des Favre-Assistenten Harald Gämperle, dass "einige Spieler hinter dem Rücken Politik machen" würden, ließen Friedrich kalt. "Ich fühle mich nicht angesprochen", entgegnete der Profi und fügte an: "Gämperle hat der Mannschaft Charakter abgesprochen. Das war nicht in Ordnung."
Friedrich bestätigte, dass er nach der 1:5-Klatsche in Hoffenheim gegenüber Fans in Bezug auf seine Mitspieler gesagt hatte: "Was soll ich denn machen? Die verstehen mich ja nicht, die sprechen eine andere Sprache." Dieser Satz sei aber aus dem Zusammenhang gerissen worden. Die schlechten Deutsch-Kenntnisse seien nur ein Puzzle-Teil der Gesamtlage.
Bezüglich der sportlichen Talfahrt gab sich Friedrich optimistisch: "Wir kommen da unten raus", sagte der Spielführer des Tabellenletzten. Die Mannschaft habe ein "Kopfproblem". Bei einem Sieg würde sich die Blockade lösen. Interimscoach Karsten Heine werde den richtigen Hebel finden.
Quelle: ntv.de, von Nikolaj Stobbe, sid