Sportlich tiptop, kommunikativ flop Heynckes brüskiert Rummenigge
10.03.2013, 05:14 Uhr
Als Trainer wollen sie Jupp Heynckes in München nicht länger. Als Funktionär will er auf keinen Fall bleiben.
(Foto: AP/dpa)
Mit einem Kraftakt wendet der FC Bayern gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf einen Punktverlust im eigenen Stadion noch ab, der vorzeitige Titelgewinn rückt immer näher. Sportlich läuft also alles glatt - doch die Kommunikation zwischen Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und Noch-Coach Jupp Heynckes scheint nicht zu stimmen.

Jerome Boateng bescherte den Bayern drei Punkte - und seinen Teamkollegen ein Essen auf Kosten von Coach Heynckes.
(Foto: dpa)
Der achte Sieg in der Rückrunde, sagenhafte 20 Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund und die Aussicht auf den vorzeitigen Titelgewinn im besten Fall schon Ende März: Bayern München dominiert die Bundesliga in einer wohl nie dagewesenen Art. Beim mühsamen, aber mit großer Moral erkämpften 3:2 (1:1) gegen Fortuna Düsseldorf wurde der sportliche Glanz jedoch durch Irritationen zwischen Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Jupp Heynckes getrübt.
Rummenigge hatte in einem Interview mit der Münchner "AZ" das Vorhaben bekräftigt, Heynckes nach Ende seiner Karriere beim Rekordmeister in anderer Funktion einzubinden, zum Beispiel als Mitglied des Beirates. Eigentlich ein gut gemeinter Vorschlag, doch der 67-Jährige kann damit nichts anfangen.
Exklusive Entscheidung von Heynckes
Der rote Teppich, den ihm der Vorstandsboss ausrollte, interessiert Heynckes nicht. "Nach 50 Jahren im Fußball nehme ich kein Funktionärsamt an, das ist nicht meine Welt", sagte Heynckes. Und - es habe vor allem niemand mit ihm darüber gesprochen. Es ist das zweite Mal seit Jahresbeginn, dass der FC Bayern und sein Noch-Trainer scheinbar aneinander vorbeireden. Schon als die Münchner Pep Guardiolas Verpflichtung bekanntgaben und die Pressemitteilung mit dem bevorstehenden Karriereende Heynckes' schmückten, war der Coach nicht amüsiert. Heynckes hatte eilends darauf verwiesen, dass er selbst entscheide, wann und wie er seinen Abschied verkünde.
Rummenigge sagte denn auch am Rande des Spiels, dass es natürlich die "exklusive Entscheidung" des Trainers sei, ob er so ein Angebot annehme. "Ich habe das als Wertschätzung kundgetan, er soll es sich in Ruhe überlegen." Offenbar aber hatte Rummenigge die Wirkung seiner Worte bei Heynckes unterschätzt.
"Zu passiv, nicht giftig und nicht lauffreudig"
Unterschätzt hatten die Bayern zeitweise auch die Fortuna. Die Heynckes-Elf kam nicht so schwungvoll in das Spiel wie gewohnt. "Zu passiv, nicht giftig und nicht lauffreudig genug", sagte der Trainer über die ersten knapp 30 Minuten, in denen der Ligaprimus durch das Tor von Mathis Bolly (16.) zum ersten Mal seit Mitte Dezember (gegen Borussia Mönchengladbach) in Rückstand geriet. Umso bemerkenswerter war allerdings, wie der FC Bayern reagierte. Ein entschlossener Sturmlauf nahm Düsseldorf Stück für Stück die Luft. Nach dem Ausgleich von Thomas Müller (45.) vermochte auch die erneute Führung von Andreas Lambertz (71.) die Münchner nicht aufzuhalten.
Der überragende Franck Ribéry (73.) und Jérôme Boateng (86.) mit seinem ersten Bundesligator sorgten für das 23. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Rummenigge und Torhüter Manuel Neuer verwiesen unisono darauf, dass "wir dieses Spiel im letzten Jahr möglicherweise nicht gewonnen hätten". Deshalb wird München den komfortablen 3:1-Vorsprung in der Champions League gegen den FC Arsenal auch nicht verwalten.
Vollgas gegen Arsenal
"Wir werden Vollgas geben", kündigte Neuer für das Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch an. Dann wird auch Arjen Robben wieder im Kader stehen. Nach seinen Wadenproblemen wurde er am Samstag geschont. Boateng und Bastian Schweinsteiger werden dagegen gesperrt fehlen.
Den Hunger der gierigen Bayern stillte im Übrigen am Samstagabend großzügigerweise Heynckes. Der spendierte der gesamten Mannschaft ein Essen. Heynckes hatte mit Boateng um dessen Treffer gewettet. "Wenn Jérôme ein Tor schießt, habe ich gesagt, dann gebe ich einen aus." Es war eigentlich kein großes Wagnis, schließlich hatte Boateng in 129 Bundesliga-Einsätzen nicht einmal getroffen.
Quelle: ntv.de, sid