Urlaub statt Entscheidung Heynckes lässt Karrierepläne offen
04.06.2013, 13:18 UhrFunktionär bei Bayern München? Trainer von Real Madrid oder doch Ruhestand auf dem eigenen Bauernhof? Lang hat Jupp Heynckes alle zappeln lassen mit seiner Entscheidung, wie es nach seinem Trainer-Engagement weitergeht. Erst sollte das Triple eingefahren sein. Nun, da dies erledigt ist, äußert sich der 68-Jährige zu seiner beruflichen Zukunft.
Trainer Jupp Heynckes vom Champions-League-Sieger Bayern München will sich hinsichtlich seiner beruflichen Zukunft nicht festlegen und zieht sich erst einmal ins Privatleben zurück - die Fortsetzung seiner Trainer-Karriere lässt er aber offen.
"Ich habe persönlich etwas gegen endgültig", sagte Heynckes am Dienstag bei einer Pressekonferenz in München. Drei Tage nach dem historischen Triple-Gewinn mit dem FC Bayern München betonte der 68-Jährige allerdings, dass er zum 1. Juli und damit zur neuen Saison kein neues Amt als Coach übernehmen werde: "Ich sage Ihnen, ich werde erstmal Urlaub machen." Heynckes haben diesen Urlaub "von uns allem am meisten verdient", meinte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Anlässlich seiner Abschieds-Pressekonferenz vom FC Bayern München, äußert sich der 68-Jährige bewegt zu seiner Verfassung und zu möglichen Trainer-Engagemants: "Dieses Jahr ist an die körperliche Substanz gegangen, ich bin bis an das Limit gegangen. Ich habe nach dem verlorenen Champions-League-Finale keinen Urlaub gehabt. Ich habe besonders in den letzten Wochen gemerkt, dass ich ein Alter erreicht habe, in dem die Regeneration länger dauert. Ich habe gespürt, dass ich ans Limit gegangen bin. Es war wahnsinnig anstrengend und umfangreich. Ich bin zwischenzeitlich wankelmütig geworden. Andere Vereine hatten Interesse an einer Verpflichtung nach dieser Saison. Die reichen Clubs, wo das Geld keine Rolle spielt. Solche Vereine haben mich nie interessiert. Auch ein Klub, der international heraussticht."
Moderner, zeitgemäßer und erfolgreicher als Barcelona
Dabei könnte es sich um Real Madrid handeln, mit den Königlichen hatte Heynckes 1998 die Champions League gewonnen. Einen neuen Trainer haben die Madrilenen nach dem Weggang von José Mourinho noch nicht. Heynckes will sich nun aber erstmal zurückziehen und von den Strapazen der vergangenen Wochen erholen, in denen er besonders gespürt habe, "dass ich ans Limit gegangen bin".
Heynckes nutzte die Pressekonferenz, die beinahe so lange wie ein Fußballspiel dauerte, auch um selbst jede Menge Dank auszusprechen: Von den Spielern bis zu den Vereinsmitarbeitern richtete er sich an fast jeden - und emotional wurden die Worte an Präsident und Gattin. "Ich habe den Beruf immer vor das Privatleben gestellt und bin ihr zu größtem Dank verpflichtet", erklärte der 68-Jährige. Sie habe nicht nur mitgelitten, sondern sei gesundheitlich auch dadurch angeschlagen.
Beim Dank an Freund Uli Hoeneß, neben dem er später beim Leibgericht Rheinischem Sauerbraten zusammen saß, kämpfte Heynckes mit den Tränen. "Ein wertvoller Mensch", betonte der Trainer zum Ende seiner dritten Münchner Amtszeit, nach insgesamt mehr als 2000 Bayern-Tagen und über 300 FCB-Pflichtspielen, "eine Freundschaft, die in den letzten Wochen noch viel enger geworden ist". So emotional wie sein Bundesliga-Abschied nach dem Sieg bei Borussia Mönchengladbach wurde es aber dann doch nicht.
Heynckes schwelgte auch in Erinnerungen, hob seine Erfolge und seine Gelassenheit hervor, gab die ein oder andere Episode preis. Uli Hoeneß habe ihn im vergangenen Jahr gefragt, ob der FC Bayern nicht irgendwann wie Barcelona spielen könne, verriet der Trainer. "Uli, ich kann Dir heute sagen: der FC Bayern spielt nicht wie Barcelona. Der FC Bayern spielt moderner und zeitgemäßer und erfolgreicher." Das Erbe für Pep Guardiola ist schwer. Aber Heynckes ist überzeugt, dass Bayern München auch mit dem geschätzten Nachfolger "weiter großen Erfolg" haben wird.
Quelle: ntv.de, awi/dpa