Fußball

Abstiegsroulette & Europa-Traum Hochspannung im Ligafinale

Wenn der FC Bayern beim feststehenden Absteiger Hertha BSC die Meisterschale in Empfang nimmt, treffen Meisterjubel und Abstiegsschmerz aufeinander. Die sportlichen Entscheidungen finden am letzten Spieltag woanders statt. Im Tabellenkeller, wo noch drei Teams hoffen und zittern. Und im Kampf um die internationalen Startplätze.

Die Bayern haben die Schale sicher.

Die Bayern haben die Schale sicher.

(Foto: dpa)

Während Bayern Münchens Kapitän Mark van Bommel nach der Partie bei Hertha BSC aus der Hand von Liga-Präsident Reinhard Rauball die Meisterschale entgegennehmen, das Konfetti sprühen und der Schampus spritzen wird, werden sich die Hertha-Absteiger traurig trollen. Vielleicht verabschiedet sich der eine oder andere noch winkend von seinen Fans: Tschüss Berlin und Auf Wiedersehen in der Bundesliga! Im Ausland findet der vorerst letzte große Bundesliga-Moment im Berliner Olympiastadion, diese Kombination von Triumph und Trauer, großen Anklang. In 197 Ländern wird die Partie live übertragen - das ist Bundesliga-Rekord, vermeldet die Deutsche Fußball-Liga stolz.

Die sportlichen Entscheidungen an diesem 34. und letzten Spieltag der 47. Saison finden jedoch woanders statt. Bei Werder Bremen nämlich, wo es im ohnehin brisanten Nordderby gegen den Hamburger SV um die europäischen Plätze geht und vor allem in Bochum. Dort duellieren sich der Tabellen-17. VfL und -15. Hannover 96 in einem "Endspiel" um den Klassenerhalt und müssen dabei gleichzeitig immer ein Auge darauf haben, was der 16. 1. FC Nürnberg gegen den 1. FC Köln so macht.

"Wir melden uns vom Abgrund"

Dem "Club" droht der 8. Abstieg.

Dem "Club" droht der 8. Abstieg.

(Foto: dpa)

Das Abstiegsroulette zwei aus drei erinnert an die Dramatik von 1999, als ebenfalls in Bochum und Nürnberg entscheidende Partien stattfanden und am Ende der "Club" ins Gras biss. "Wir melden uns vom Abgrund", rief Günther Koch in die Mikrofone. Jetzt droht dem Altmeister von der Noris der achte Abstieg, das wäre ein Rekord, den niemand will.

Mit einem Sieg vor 50.000 Zuschauern in der WM-Arena haben die Nürnberger immerhin die Möglichkeit aus eigener Kraft Relegationsplatz 16 zu sichern. Vielleicht reicht es dann auch direkt zum Klassenerhalt. Mit leidenschaftlichem und aggressivem Spiel soll der Funke zu den Fans überspringen: "Wir müssen das Stadion zum Brennen bringen!" fordert Coach Dieter Hecking, der damit rechnet, "dass die Fans wie eine Wand hinter uns stehen."

Hannover-Fans pilgern nach Bochum

Die besten Karten hat allerdings Hannover, das mit einem Sieg in Bochum aller Sorgen ledig ist und mit einem Unentschieden auf jeden Fall die Relegation sicher hat. Das 6:1 gegen die Leistungsverweigerer aus Mönchengladbach letzte Woche hat für Selbstvertrauen an der Leine gesorgt. "Wir wollen diesen Schwung mitnehmen", sagte Trainer Mirko Slomka, "Wir wollen dem Gegner unseren Stempel aufdrücken. Die Mannschaft glaubt an ihre Stärke."

Aushilfstrainer im Abstiegskampf: Dariusz Wosz soll Bochum vor dem Abstieg bewahren.

Aushilfstrainer im Abstiegskampf: Dariusz Wosz soll Bochum vor dem Abstieg bewahren.

(Foto: REUTERS)

Immerhin 10.000 Fans wollen den Weg nach Bochum antreten, der erhoffte Heimvorteil für den VfL dürfte damit eher gering ausfallen. Der erst seit einem Spiel im Amt befindliche Interimstrainer Dariusz Wosz hat immerhin schon mal die Stimmung in der Mannschaft verbessert. "Die Mannschaft wird sich zerreißen, damit der VfL die Klasse hält", ist Sportchef Thomas Ernst überzeugt. Allerdings hat es der VfL nur in der eigenen Hand, sich mit einem Sieg Platz 16 zu sichern - ob ein Erfolg auch für den sicheren Klassenerhalt reichen würde, hängt wiederum vom Spiel der Nürnberger ab (die Rettungsszenarien im Überblick).

HSV greift nach letztem Strohhalm

Mit ganz viel Glück können Ricardo Moniz und der HSV die verkorkste Saison zum Abschluss noch versöhnlich gestalten.

Mit ganz viel Glück können Ricardo Moniz und der HSV die verkorkste Saison zum Abschluss noch versöhnlich gestalten.

(Foto: APN)

Mit einem Trainerwechsel von Bruno Labbadia zu Interimscoach Ricardo Moniz zwei Spieltage vor Saisonende hat auch der HSV seine Hoffnungen auf den Last-Minute-Eintritt in die Europa League bewahrt. Mit einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage des VfB Stuttgart bei 1899 Hoffenheim würden die Hamburger doch noch erneut international spielen. "Wir wollen unsere kleine Chance nutzen und versuchen, dominant aufzutreten", kündigte Moniz an.

Mit einem Sieg würde der HSV gleichzeitig Bayer Leverkusen eine Chance eröffnen, mit einem Erfolg in Mönchengladbach Werder noch die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation zu verderben. Aber dazu wollen es die Grün-Weißen keinesfalls kommen lassen. "Platz drei ist mit viel Fantasie verbunden", so Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs und sieht neben den faszinierenden Gegnern in der Königsklasse insgeheim auch wieder den Rubel rollen. "Wir möchten in die Champions League. Was mit dem HSV passiert, ist mir egal", sagte Nationalspieler Marko Marin. Das Formbarometer spricht für Werder.

Quelle: ntv.de, sid

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