Fußball

"Vereine haben Dreck auszubaden" Hoeneß teilt verbal aus

Uli Hoeneß hat in einem Rundumschlag harsche Kritik am internationalen Spielkalender des Fußball-Weltverbandes FIFA geübt und sich vehement für eine Vorqualifikation in der WM-Qualifikation eingesetzt. Als Vorwand nutzte der Bayern-Manager die schweren Verletzungen zweier Hamburger Profis in Länderspielen. Beim HSV selbst gibt man sich jedoch ganz diplomatisch.

Berufspolterer: Uli Hoeneß.

Berufspolterer: Uli Hoeneß.

(Foto: REUTERS)

Bayern-Manager Uli Hoeneß redete sich hingegen vor laufenden Kameras wieder einmal in Rage. "Diese Länderspiele gegen Aserbaidschan und Südafrika - das ist ja langsam Kokolores. Ich meine, wir spielen da 100.000 Spiele, und wir Vereine haben den Dreck auszubaden", sagte er dem Beazahlsender Sky und forderte die Klubs in der Bundesliga zum Handeln auf. Als Beispiele führte Hoeneß die Verletzungen der Hamburger Profis Paolo Guerrero und Collin Benjamin (beide Kreuzbandriss), die sich in WM-Qualifikations- bzw. Länderspielen ihrer jeweiligen Heimatländer schwer verletzt hatten und mehrere Monate ausfallen.

"Wenn ich in der Hamburger Situation wäre, würde ich gegen die Wand springen, was da passiert ist. Wir müssen uns alle miteinander dagegen wehren, dass die Bundesliga jetzt zum 98. Mal unterbrochen wird wegen dieser Länderspiele. Da muss sich etwas ändern, sonst geht die Bundesliga kaputt", äußerte Hoeneß weiter.

Paolo Guerrero, mit vier Toren bester Torschütze des Hamburger SV, hatte sich in einem bedeutungslosen WM-Qualifikationsspiel mit Peru in Venezuela (1:3) einen Kreuzbandriss zugezogen und steht dem HSV mindestens sechs Monate nicht zur Verfügung. Ähnlich ist es bei Benjamin, der sich in einem Länderspiel mit Namibia verletzt hatte. Miroslav Klose fühlte sich nach den beiden Länderspielen mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Südafrika "nicht fit" und meldete sich quasi für das Punktspiel bei Borussia Dortmund ab.

"So kann das nicht weitergehen!"

Hoeneß bringt diese Situation auf die Barrikaden. Länderspiele wie das gegen Südafrika oder das WM-Qualifikationsspiel wie gegen Aserbaidschan dürfte es nicht mehr geben. Eine "Vorqualifikation" müsse her.

Collin Benjamin riss das Kreuzband im Freundschaftsspiel gegen Swasiland, ...

Collin Benjamin riss das Kreuzband im Freundschaftsspiel gegen Swasiland, ...

(Foto: REUTERS)

"Da muss sich etwas ändern. Collin Benjamin verletzt sich in einem Freundschaftsspiel gegen Swasiland und jetzt bekommen sie in Hamburg den Spieler zurück mit einem Entschuldigungsschreiben, das besagt: 'Es tut uns leid, aber er ist sechs Monate außer Gefecht. Und dasselbe gilt auch für Guerrero. Der HSV hat jetzt die Rechnung zu zahlen. So kann das nicht weitergehen!", schimpfte Hoeneß.

Der Manager verwies bei Sky auch auf die Tatsache, dass das Spiel gegen Aserbaidschan in Hannover nicht ausverkauft gewesen sei. Der Zuschauer merke eben, dass es nur gegen den 150. der Weltrangliste gehe. Hoeneß: "Wenn man gegen Liechtenstein spielt, kann man auch gegen den FC Tegernsee spielen!"

Hanseatische Diplomaten

Deutlich differenzierter ging der direkt betroffene HSV-Trainer Bruno Labbadia mit der Situation um. "Uns hat es sehr hart getroffen die Woche, das muss man einfach sagen", erklärte der einstige Bundesliga-Stürmer zwar, meinte aber auch: "Wir sind mittlerweile sehr breit aufgestellt: Wir haben viele Spieler aus Afrika und Südamerika, die Reisen sind sehr weit. Mittlerweile ist es ja so, dass man den Spieltag gedreht hat: Früher hat man Mittwoch-Samstag gespielt, heute Samstag-Mittwoch, die Rückreisen sind so sehr schwierig. Es gibt da keine Top-Lösung, weil wir ja auch Fan von der Nationalmannschaft sind."

... Paulo Guerrero im WM-Qualifikationsspiel gegen Venezuela.

... Paulo Guerrero im WM-Qualifikationsspiel gegen Venezuela.

(Foto: Reuters)

Natürlich würden die Verletzungen den HSV hart treffen, "aber man muss auch die andere Seite sehen. Wenn ich Nationaltrainer wäre, hätte ich die Spieler auch gern lange bei mir". Für die Spieler sei es das Größte, für ihr Land zu spielen. Labbadia: "Auf der anderen Seite fehlen den Jungs die Pause und der Aufbau. Da gibt es keine einfache Lösung. Das Problem sind aber nicht allein die Spiele, sondern auch die Reisen. Manchmal sind die Spieler 20 Stunden lang unterwegs."

Bedürfnisse respektieren

HSV-Chef Bernd Hoffmann ergänzte: "Diese Debatte führt man meist nur, wenn man selbst betroffen ist. Natürlich haben auch die Nationalmannschaften ihre Bedürfnisse. Das muss man respektieren."

Teamchef Markus Babbel vom VfB Stuttgart äußerte sich zurückhaltend: "Alle meine Spieler sind heil zurückgekommen. Es ist natürlich für den Vereinstrainer schwierig, wenn die Spieler erst einen Tag vor dem Bundesliga-Spieltag zurückkommen. Aber wir müssen es so annehmen wie es ist."

Quelle: ntv.de, Ulf Zimmermann und Tom Vaagt, sid

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