Fußball

Bizarrer Streit um Weltmeister Hongkong: "Messi eine schmollende Ballerina im rosa Tutu"

Kleiner Test: Sehen Sie hier Lionel Messi oder einen Flamingo?

Kleiner Test: Sehen Sie hier Lionel Messi oder einen Flamingo?

(Foto: IMAGO/VCG)

Vor der neuen Saison tingelt Inter Miami, das Team um Superstar Lionel Messi, um die Welt. In Saudi-Arabien gehen sie mit 0:6 gegen Al-Nassr unter, in Hongkong ist Messi verletzt. Daraus entspinnt sich ein bizarrer Streit, der mittlerweile in den Bereich der Verschwörungstheorien abgedriftet ist.

Der bizarre Streit um Lionel Messi und seinen Besuch in Hongkong hat mehrere neue Höhepunkte erreicht. Es geht um Ablehnung, Verschwörung und einen unglücklichen Flamingo. Weltmeister Messi war am vergangenen Sonntag mit seinem Klub Inter Miami aus der US-amerikanischen Major League Soccer zu Gast bei Hong Kong XI.

Ungefähr 38 000 Fans kamen, teilweise sogar aus Australien, um den Argentinier spielen zu sehen. Doch der 36-Jährige saß bei dem 4:1-Sieg der US-Amerikaner ebenso wie der frühere FC-Barcelona-Stürmer Luis Suárez 90 Minuten auf der Bank. Messi sagte später, er habe Adduktoren-Probleme gehabt. Die Fans im Stadion wollten davon nichts wissen. Sie machten mit Buhrufen und in den Tagen danach mit wütenden Posts im Internet ihrem Ärger Luft. Es war Teil einer Lawine, die immer schneller in Richtung Absurdität rollt und vor der bislang nicht zu ahnen ist, wo sie stoppen wird und was sie bis dahin alles mitreißen könnte.

Messi wollte Hongkongs Wirtschaft schaden

Mittlerweile ist die Aufregung nämlich unter anderem in den Bereich der Verschwörungstheorien abgedriftet. Die einflussreiche chinesische Boulevardzeitung "Global Times" stellte dieser Tage die Vermutung an, ausländische Mächte hätten sich verschworen, um dem Ruf der Stadt zu schaden.

"Eine Theorie besagt, dass Messis Handlungen politische Motive haben", hieß es in einem Artikel der Zeitung: "Da Hongkong beabsichtigt, die Wirtschaft durch die Veranstaltung anzukurbeln, und externe Kräfte durch diesen Vorfall Hongkong absichtlich in Verlegenheit bringen wollten." In Folge der Entwicklung der Situation könne "die Möglichkeit dieser Spekulation nicht ausgeschlossen werden".

"Ganz Hongkong hasst Lionel Messi"

Die "South China Morning Post" nahm es unterdessen persönlich, sehr persönlich. Sie donnerte atemlos: "Ganz Hongkong hasst Messi - und er verdient es." In dem Meinungsstück ging es nahezu poetisch zu. "Der Himmel kennt keinen Zorn, der die Liebe in Hass verwandelt", hieß es da zur Einleitung: "Und die Hölle keine Wut, die eine verachtete Stadt erregt: Deshalb hasst Hongkong jetzt Lionel Messi."

Der Argentinier habe es verdient, "den Zorn der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen". Der Rest des Klubs, vor allen David Beckham, der "unfähige Miteigentümer des Klubs", hätten einiges zu erklären. Eine Entschuldigung aber sei nicht erwünscht, zu arrogant und zu abgehoben sei ihr Auftreten. Danach folgt eine gnadenlose Abrechnung mit Inter Miami und Messi sowie eine ungesunde Portion Wehklagen über den ausgefallenen PR-Coup.

Nach weiteren wüsten Beleidigungen gegen den Weltmeister ("saß in Rosa auf der Bank, bockig wie ein unglücklicher Flamingo - man hätte genauso gut einer schmollenden, kleinen Ballerina in einem Tutu zusehen können" usw. usf.) endet der Text mit einem Klagegesang. "Wenn wir sie nicht so sehr vergöttern würden, wären wir vielleicht nicht so am Boden zerstört", heißt es da und man sieht die Tränen fließen.

Veranstalter kündigt Teilrückerstattung an

Auf einer sachlicheren Ebene hat der Ärger der wütenden Fans ebenfalls Auswirkungen. Der Veranstalter hat eine Teilrückerstattung angekündigt. "Wir werden uns nicht unserer Verantwortung als Organisatoren entziehen, und deshalb wird Tatler Asia allen, die über offizielle Kanäle ein Ticket für den Spieltag gekauft haben, 50 Prozent Rückerstattung anbieten", schrieb der Organisator auf seiner Facebook-Seite. Bis Mitte März wollte Tatler Asia das weitere Verfahren dafür bekannt geben. Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion, die eine Erklärung für das Debakel gefordert hatte, begrüßte das Angebot des Veranstalters.

Am Mittwoch spielte Messi dann in Japan beim Freundschaftsspiel gegen Vissel Kobe, was den Frust der Fans anheizte. Der Klub habe vertraglich zugesichert, dass Messi und Suárez in Hongkong 45 Minuten spielen sollten, außer sie seien verletzt, erklärte Tatler Asia. Inter Miami habe die Organisatoren informiert, dass Messi und Suárez wegen einer Verletzung nicht spielen konnten. Dass beide in Japan auf dem Feld standen, fühle sich an wie "ein weiterer Schlag ins Gesicht", schrieb Tatler Asia.

Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid

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