Schalker träumt, Stevens schäumt Huntelaar will Meister werden
12.01.2012, 15:31 UhrSchalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar verkündet zum Ende des Winter-Trainingslagers in Doha Großes. Der Niederländer will Spitzenreiter Bayern München und Titelverteidiger Borussia Dortmund attackieren. Für Trainer Huub Stevens und Manager Horst Heldt sind das Hirngespinste.

"Ein Leben lang, keine Schale in der Hand" singen die Fans von Borussia Dortmund, ihren Nachbarn aus Gelsenkirchen in herzlicher Abneigung verbunden. Klaas-Jan Huntelaar träumt davon, dass dies bald ein Ende hat.
(Foto: REUTERS)
Der sonst so zielstrebige Torjäger Klaas-Jan Huntelaar tastete sich dieses Mal ungewohnt vorsichtig ans Ziel heran. Mit der vergleichsweise unverdächtigen Formulierung, man wolle "etwas Schönes" erreichen, leitete der Stürmer des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 im "Kicker" die dann deutliche Kampfansage an die Konkurrenz ein. "Natürlich", fuhr Huntelaar fort, "können wir Meister werden." Und damit auch niemand Zweifel hatte, dass es der "Hunter" tatsächlich ernst meint, legte er in gleich mehreren Interviews nach.
Die überraschend gute Hinrunde des Pokalsiegers, der hinter Bayern München punktgleich mit Meister Borussia Dortmund auf Rang drei in Lauerstellung liegt, hat offenbar auf Schalke die Hoffnung geweckt, die 54 Jahre andauernde Meisterschafts-Durststrecke nun doch einmal beenden zu können. Zumindest lässt sich das für die Spieler sagen. "Wir haben die Chance - wenn wir so weitermachen", versicherte Huntelaar: "Dann kann ein positiver Flow entstehen."
Und der Niederländer steht mit seiner Lagebeurteilung nicht allein da. Sein Sturmpartner Raúl sagte der spanischen Sporttageszeitung "AS", wenngleich auch etwas zurückhaltender, dass die Meisterschaft möglich sei. Die Frage ist: zu seinem Abschied? "Ich glaube, dass in einer Woche alles entschieden sein wird", sagte der 34-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Um die erste Meisterschaft seit 1958 nach Gelsenkirchen zu holen, müsse man der ganzen Mannschaft die "Winner-Mentalität" der Routiniers vermitteln, erklärte Huntelaar. Einer, bei dem das offenbar bereits gelungen ist, ist Winterzugang Chinedu Obasi. "Schalke ist so ein großer Verein, dass alles möglich ist. Die Situation in der Tabelle ist gut."
"Wir sind noch nicht so weit"
Gut, ja, aber geht es für diese Schalker Mannschaft noch besser? Die Verantwortlichen halten sich erwartungsgemäß bei dem Thema zurück, alles andere hätte aber auch bei Trainer Huub Stevens mehr als überrascht. Wenn der Niederländer in dieser Saison wirklich gelassener geworden ist, reichte die entsprechende Frage nach der Meisterschaft, um den knurrigen Huub Stevens zum Leben zu erwecken. "Wir sind noch nicht so weit", sagte er im Trainingslager in Katar mit funkelnden Augen: "Wir sind noch nicht die Mannschaft, die die Stabilität hat. Von daher muss man sehr zufrieden sein, dass wir an dritter Stelle stehen."
Ähnlich äußerte sich auch Manager Horst Heldt. "Von Meisterschaft redet Schalke nicht."
Probleme beim Angriff auf die Schale, von dem auf Schalke außer den Spielern also niemand spricht, könnte es gleich im Startblock zur Rückrunde geben. Denn den Tabellendritten plagen vor dem Rückrundenauftakt gegen den VfB Stuttgart am 21. Januar Personalprobleme.
Jermaine Jones ist nach seiner Tätlichkeit gegen Marco Reus beim Pokalaus in Gladbach bis März gesperrt. Da auch Lewis Holtby, bei dem in Doha die alte Knöchelverletzung aufgebrochen war, möglicherweise länger ausfällt, muss Schalke auf der Sechserposition improvisieren. Zudem lässt die Rückkehr von Jefferson Farfán auf sich warten. Der dynamische Peruaner, mit dem Schalke besser als gut wäre, konnte nach seinem Innenbandriss im Trainingslager im Wüstenstaat nur individuell trainieren. "Wir haben gedacht, dass es schneller gehen würde mit ihm", sagte Stevens: "Bei Drehungen hat er noch Schmerzen." Die hat Stevens auch - jedenfalls wenn es ums Thema Meisterschaft geht.
Quelle: ntv.de, Jan Reinold, sid