"Frauen-WM nicht verramschen" Infantinos größte Kritikerin unterstützt Blackout-Drohung
09.05.2023, 14:50 Uhr
Lise Klaveness und die FIFA. Das ist nicht unbedingt eine Liebesgeschichte.
(Foto: IMAGO/PA Images)
Das kommt überraschend. Im Streit um die TV-Rechte für die Frauen-WM in diesem Sommer springt ausgerechnet FIFA-Chefkritikerin Lise Klaveness dem umstrittenen Boss Gianni Infantino zur Seite. Die Norwegerin unterstützt die Blackout-Drohung des Präsidenten. Legen die TV-Anstalten nun nach?
FIFA-Boss Gianni Infantino erhält im Streit um die TV-Rechte für die Fußball-WM in Australien und Neuseeland Unterstützung von unerwarteter Seite. "Infantino und ich sind uns allgemein nicht in vielen Punkten einig", sagte die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness, "aber um es ganz klar zu sagen: Es ist unsere moralische und rechtliche Pflicht, dass wir die Frauen-WM nicht verramschen."
Der Weltverband hat mit den Fernsehsendern aus den fünf großen europäischen Fußball-Nationen bislang noch keine Einigung über die Rechtevergabe für das Turnier (20. Juli bis 20. August) erzielt. Infantino wirft den Interessenten Preisdruck vor und droht mit einem Blackout-Szenario. Dafür wurde er von einigen Spielerinnen angegangen, darunter DFB-Kapitänin Alexandra Popp.
FIFA hat das Preisgeld für die WM verdreifacht
Nach "Kicker"-Informationen liegt das Angebot von ARD und ZDF "bei fünf Millionen Euro". Zum Vergleich: Für die Rechte an der zurückliegenden WM-Endrunde der Männer in Katar haben die öffentlich-rechtlichen Sender 214 Millionen Euro bezahlt. Wie das Fachmagazin berichtet, sollen italienische Sender noch weniger Interesse an den Rechten zeigen und gerade mal "eine Million Euro" geboten haben.
Klaveness, ansonsten für ihre FIFA-Kritik bekannt, stellt sich klar an die Seite von Infantino. Sollten die Angebote nicht erhöht werden, sei man zu einem Blackout in den fünf großen Nationen "gezwungen", wird sie in norwegischen Medien zitiert. Infantino wolle die TV-Sender dazu bewegen, in den Frauensport zu investieren, lobte sie ihren Gegner.
Kritiker werfen der FIFA dagegen Geldgier unter dem Deckmantel der Geschlechtergerechtigkeit vor. Sie verlangen vom Weltverband stattdessen, Teile der immensen Einnahmen aus dem Männerbereich an die Frauen zu verteilen. Die FIFA hat unterdessen das Preisgeld für die Teilnehmernationen verdreifacht und schüttet nun 100 Millionen Euro aus. Bei der WM der Männer in Katar gingen 400 Millionen Euro an die 32 Nationen.
Quelle: ntv.de, sue/sid