Fußball

Super League, DFL-Deal, FIFA Irgendwann stirbt der Fußball wirklich

Goldtaler auf einem Fußballfeld. 2023.

Goldtaler auf einem Fußballfeld. 2023.

(Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto)

Der Europäische Gerichtshof öffnet die Tür für eine Super League im europäischen Fußball. Doch wer will das überhaupt? Es ist das nächste Kapitel in einem schlimmen Jahr für den Sport.

Wer soll da noch hinterherkommen? Der nächste Tod des Fußballs. In der vergangenen Woche winkt die DFL einen Investorendeal durch, dann bläht die FIFA die Klub-WM ab Sommer 2025 noch weiter auf. Und an der nächsten Ecke steht A22, die ab sofort sogenannte Super-League-Agentur, und holt ihre Pläne aus der Schublade. Noch eine neue Liga. Dabei kommt doch 2024 bereits die neue, größere Champions League mit ihren 36 Klubs.

Hier, in der A22-Fantasieliga, sind es sogar 64 Vereine, die unter der Woche in einem dreistufigen System spielen sollen. Es soll um Solidarität, Offenheim und Meritokratie gehen. Das sind die großen Stichworte. Die Idee ist ein dreistufiges System, in dem es erst eine Liga-, dann eine K.-o.-Runde geben soll. Keine unnötigen und langweiligen Spiele mehr, das ist das Versprechen. Alles umsonst für die Zuschauer, für die Fans des Spiels.

Sie sollen sich auf völlig neue Art und Weise mit dem Spiel verbinden. Wie es das noch nie gegeben habe. Wozu braucht es dann noch die nationalen Ligen, auch wenn es sie weiter gibt? Auf einer noch zu schaffenden Plattform namens "Unify" soll alles zu sehen sein. Alle Spiele, alle Highlights, auf der ganzen Welt - ohne einen Cent zu bezahlen. Wer das alles finanzieren soll, bleibt offen. Über Werbung, sagt A22-Manager Bernd Reichart. Denn über den freien Zugang vereine die Liga "Milliarden von Fans", für Werbekunden sei das hochinteressant.

Das Jahr, in dem die WM nach Saudi-Arabien ging

Es ist eine Fantasiewelt aus den Köpfen jener, die immer weiter nach neuen Einnahmequellen gieren, um ihre Sucht zu stillen. Es ist eine Sucht, die nichts mehr mit der ursprünglichen Idee des Sports zu tun hat. Aber was ist schon von dieser Idee geblieben?

Es ist ja ohnehin das Jahr, in dem die faktische Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 nach Saudi-Arabien und der WM 2030 auf so vielen Kontinenten, dass es sich ohnehin niemand mehr merken kann oder will, für Kopfschütteln gesorgt hat. Und es ist weiterhin das Jahr, in dem der Angriff Saudi-Arabiens auch auf den europäischen Klub-Fußball begann. Ein Ende ist nicht abzusehen und auch nicht erwartbar - bis zur WM im Königreich ist es noch eine Dekade.

Die Schlacht um den Fußball nimmt immer unvorstellbare Ausmaße an. Es geht immer weiter, es geht um noch mehr Geld, um noch mehr Planbarkeit und um noch mehr Spiele. Auf der Strecke bleiben dabei natürlich die Fans, die sich jeder dieser Entscheidungen beugen müssen. Dabei ist ihre Macht unbegrenzt. Sie könnten einfach nicht mehr ins Stadion kommen, sie könnten einfach nicht mehr den Fernseher einschalten. Sie sollten aufhören, Goldtaler aufs Spielfeld zu werfen und aufgeben: Es ist vorbei. Schon wieder.

"Der Fußball ist FREI"

Die Totengräber des Spiels haben im Jahr 2023 gewonnen. Dabei ist es unerheblich, ob sie FIFA, UEFA oder auch A22, die öffentlich nur mit Real Madrid und dem Pleiteklub FC Barcelona werben können, heißen. Andere Vereine seien interessiert, aber Namen zu nennen, ginge jetzt auch zu weit. Den Fußball wolle man nicht teilen, sondern ihn durch die neue Liga retten. Fragt sich nur, wer den Auftrag zur Rettung erteilt hat und wovor er gerettet werden soll?

"Der Fußball ist FREI. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten UND können ihre Zukunft nun selbst bestimmen", jubelte Bernd Reichart nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Das Gegenteil ist der Fall. Und natürlich sprangen ihm die beiden spanischen Giganten zur Seite, natürlich positionierten sich UEFA und die europäischen Ligen dagegen. Die sonst mit der UEFA im Clinch liegende Fangruppierungen auch. Die sprechen von einer konkreten Bedrohung für den europäischen Fußball. Es sind die üblichen Mechanismen.

An diesem 21. Dezember 2023 ist der Fußball schon wieder gestorben. Wie schon so oft in diesem Jahr. Viele Leben hat er nicht mehr. Irgendwann ist er wirklich tot. Irgendwann interessiert er nicht mehr. Diese Zukunft rückt immer näher.

Quelle: ntv.de

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