Tolkin über Gender und Flacherde Kiels Rekordtransfer muss irritierende Likes rechtfertigen
17.01.2025, 19:39 Uhr
Tolkin wechselt von der New Yorker Red-Bull-Filiale zu Holstein Kiel.
(Foto: IMAGO/Imagn Images)
Für John Tolkin gibt Holstein Kiel so viel Ablöse wie noch nie aus. Der US-Amerikaner soll beim Klassenerhalt in der Bundesliga helfen. Im Fokus steht jedoch erst einmal, was der 22-Jährige in den sozialen Netzwerken treibt. Denn das ist erklärungsbedürftig.
Noch hat John Tolkin gar nicht für Holstein Kiel gespielt, aber dafür sorgt der Rekordtransfer der Störche abseits des Platzes für Wirbel. Er erklärte sich nun dazu, dass er in den Sozialen Medien Posts im Zusammenhang mit Gender-Identität, der Corona-Pandemie und Verschwörungserzählungen mit einem Like versehen hat. Er bedauert jedoch offenbar vor allem die Reaktion anderer darauf, nicht die Inhalte, so zumindest ist seine Stellungnahme zu verstehen.
"Ich bedauere, dass Dinge, die ich in der Vergangenheit in meinen Social-Media-Aktivitäten gemacht habe, Menschen verletzt, irritiert oder beleidigt haben könnten. Das war nie mein Ansinnen", sagte Tolkin in einem von Kiel verbreiteten Statement: "Ich möchte an dieser Stelle zu 100 Prozent versichern, dass ich alle Menschen respektiere, unabhängig ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Ich beurteile Menschen immer danach, wie sie mich und andere behandeln."
Holstein hatte den Transfer von Tolkin am Donnerstag perfekt gemacht, der 22 Jahre alte Linksverteidiger wechselt vom MLS-Team New York Red Bulls zum Tabellenvorletzten der Bundesliga. Medienberichten zufolge sollen die Störche zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro für Tolkin bezahlt haben.
Den Kielern waren die Social-Media-Aktivitäten vor dem Transfer bekannt, im Rahmen der Verpflichtung kam das Thema zur Sprache. "John hat uns in den Gesprächen glaubwürdig dargelegt, dass er mit diesen Likes niemanden verletzen oder beleidigen wollte", hieß es in einer Mitteilung. Welche konkreten Aussagen in diesen Posts gemeint sind, ließ der Aufsteiger offen. Schon in der Vergangenheit hatte sich Tolkin in einem US-Interview während seiner Zeit bei der US-Nationalmannschaft während der Olympischen Spiele in Paris für seine Aktivitäten entschuldigt.
Bei den Beiträgen, die er mit einem Gefällt-mir-Button markiert hat, soll es sich unter anderem um einen Post der sogenannten "Flatearther"-Szene handeln. Diese Bewegung vertritt die Auffassung, dass die Erde eine Scheibe statt einer Kugel ist. Vor allem in den Vereinigten Staaten hat diese Theorie einige Anhänger. Die Kieler indes betonten, der Spieler stehe "hinter der Vereinsphilosophie, und das beinhaltet ausdrücklich auch noch einmal das Bekenntnis zu Vielfalt, Toleranz und gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus".
Tolkin sagte, in seinem Freundeskreis und seinen Mannschaften treffe er "immer wieder auf unterschiedlichste Menschen, und ich habe zu denen stets eine enge und vertrauensvolle Beziehung. Darum möchte ich klarstellen, dass ich weder homophobe noch in irgendeiner Form diskriminierende Gedanken in mir trage." Und: "Das lässt sich mit meinen persönlichen Werten, die mir von Kindheit an vermittelt wurden, nicht vereinbaren. Daher schmerzt es mich jetzt umso mehr, dass mein Start hier bei Holstein Kiel von diesem Thema begleitet wird. Ich will mich auf den Fußball konzentrieren und dem Verein und der Mannschaft sportlich helfen." Ob diese Erklärung ausreicht, wird sich erst noch zeigen müssen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa