Luton ist das neue Barcelona Jürgen Klopp bricht ein Versprechen
22.02.2024, 11:10 Uhr
Jürgen Klopp und sein rechter Verteidiger Conor Bradley.
(Foto: picture alliance / empics)
Die Vorzeichen stehen schlecht, aber der FC Liverpool feiert gegen den Abstiegskandidaten Luton einen wichtigen Sieg. Trainer Jürgen Klopp wählt für seine Mannschaft die ganz großen Worte. Und fühlt sich an eine Sternstunde der langen Klubgeschichte erinnert.
Jürgen Klopp macht mit seinem FC Liverpool den nächsten Schritt, seine Abschiedstour durch den englischen Fußball mit einem märchenhaften Finale zu krönen: Beim 4:1 (0:1) gegen Aufsteiger Luton Town gelingt der nächste Sieg, der Vorsprung auf Verfolger Manchester City wächst wieder auf vier Punkte (bei einem Spiel mehr) an. Und es war für Klopp alles andere als ein Pflichtsieg gegen ein Kellerkind, den seine Mannschaft eingefahren hat.
"Ich bin so glücklich über die Leistung, ich bin so glücklich über so viele Dinge, die wir heute Abend gesehen haben", schwärmte der Trainer von der Leistung seiner Mannschaft, die zahlreiche Ausfälle zu verkraften hatte. Kurz vor dem Spiel musste sich auch noch Starstürmer Mohamed Salah abmelden. Mit Treymaurice Nyoni saß deshalb sogar ein 16-Jähriger auf der Bank der Hausherren.
"Das ist so besonders"
Der schnelle Rückstand in der 12. Minute habe seine Mannschaft hektisch im Abschluss werden lassen, bis zur Halbzeit konnte Klopps vor allem in der Offensive durchgewirbelte Mannschaft das nicht mehr reparieren. Dann aber habe seine Mannschaft im Verbund mit dem Stadion Großes bewirkt: "Nicht dass ich einen Beweis gebraucht hätte, aber was dieser Ort zusammen mit einem Haufen fantastischer Fußballer schaffen kann, ist so besonders. Oh mein Gott! In dieser zweiten Halbzeit waren wir nicht zu bremsen."
Den Rückstand drehten Virgil van Dijk und Cody Gakpo binnen zwei Minuten in eine Führung. Am Ende stand ein klarer Sieg für die arg dezimierte Truppe, bei der Conor Bradley in seinem vierten Premier-League-Spiel rechts verteidigte und der 18-jährige Jayden Danns sein Debüt feierte. "Ich bin so froh, dass die Jungs alle gekommen sind und gespielt haben, Dannsy hat 50 Mal gesagt: 'Danke, Boss!' Ich bin so froh, dass ich ihm diese Chance geben konnte, die Jungs haben es verdient", freute sich Klopp über seine jungen Spieler. Mit Danns, James McConnell und Bobby Clark standen in den letzten Minuten drei Teenager für den FC Liverpool auf dem Feld.
Und das Spiel an einem tristen Mittwochabend gegen das Kellerkind erinnerte Klopp dann in seiner Euphorie sogar an eine der größten Sternstunden der jüngeren Klubgeschichte. Klopp beschwor die magische Nacht von Anfield, als seine Mannschaft mit einem 4:0 gegen den großen FC Barcelona ein 0:3 aus dem Hinspiel vergessen gemacht hatte. Wenige Wochen später krönte sich der FC Liverpool zum Champions-League-Sieger. "Um ehrlich zu sein, werde ich dieses Spiel von nun an ziemlich oft erwähnen", sagte Klopp mit Blick auf das Luton-Spiel.
"Ich habe meinem Team vor ein paar Monaten versprochen, dass ich das Barcelona-Spiel wahrscheinlich nie wieder erwähnen oder als Beispiel verwenden werde - und ich habe es heute wieder verwendet, also habe ich mein Versprechen gebrochen." Auch damals sei die Ausgangsposition schwierig, eher unmöglich gewesen. "Diese Mannschaft hat damals die Tatsache ignoriert, wer fehlte, und ich möchte, dass wir die Tatsache ignorieren, wer fehlt."
"Dann kann man fliegen ..."
Neben Superstar Salah hatten sich zuvor bereits Weltklassetorhüter Alisson Becker und die Stürmer Darwin Núñez und Diogo Jota abmelden müssen, für die Rekonvaleszenten Trent Alexander-Arnold und Dominik Szoboszlai kam das Spiel noch zu früh. Insgesamt fehlten Klopp gegen Luton zehn Profis. "Das ist es, was ich den Jungs zeigen wollte, und das ist ein Beispiel für heute Abend, das ist jetzt ihr Barcelona: Es war eine schwierige Situation, es gab viele Gründe, um in bestimmten Momenten einfach aufzugeben. Aber ich habe nur eine Supertruppe gesehen, die gekämpft hat. Wenn man sich nicht mit schlechten Gedanken einschränkt, kann man fliegen. Und genau das haben die Jungs getan."
Am Sonntag (17 Uhr im Liveticker bei ntv.de) spielt der FC Liverpool im Finale des Liga-Pokals um den ersten Titel in seiner Abschiedssaison. Welche Mannschaft er dann ins Rennen schicken kann, ist unklar. "Für uns stehen jetzt natürlich eine Menge superwichtiger Spiele an", sagte Klopp. "Die Situation ist nicht toll, absolut nicht, das müssen wir jetzt nicht schönreden. Es gibt nur einen Satz, der gilt: Solange wir elf Spieler haben, werden wir es versuchen! Werden wir die großen Favoriten sein? Definitiv nicht."
Quelle: ntv.de, ter