Fußball

WM-Countdown (26) Käme der WM-Ball doch bloß aus Aachen!

"Lassen Sie mich durch, ich bin Ball."

"Lassen Sie mich durch, ich bin Ball."

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Telstar 18 heißt der offizielle Ball, mit dem sie im Sommer bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland spielen. Und er kann heiße neue Digitaldinge. Schade nur, dass Hersteller Adidas nicht die richtigen Experten rangelassen hat.

Vor ein paar Jahren hat mein Schwager (der nicht Stefan heißt, aber hier mal Stefan heißen soll) seinen Doktor gemacht. In einem von vielen Nerd-Fächern, die man in Aachen halt so studieren kann, die Auswahl ist da ja recht groß. An die Stunden nach seiner mündlichen Prüfung musste ich neulich denken, als ich mich ein bisschen über "Telstar 18" informiert habe, den offiziellen WM-Ball. Denn an Stefans Lehrstuhl gabe es eine besondere Tradition, mit der jeder Neu-Doktor gefeiert wurde. Sekt, natürlich, ein selbstgebastelter Doktorhut, vor allem aber: eine Tour durch die halbe Stadt, vom Campus bis ins Zentrum, mit einer Art altem Bollerwagen.

Unsere Kolumnistin

Katrin Scheib ist Journalistin, Schalke-Fan und kommt aus dem Rheinland. Als die deutsche Mannschaft 2014 in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde, war sie gerade nach Moskau gezogen. Seitdem bloggt sie unter kscheib.de über ihren Alltag und informiert mit ihrem "Russball"-Newsletter jede Woche über den Fußball und die WM-Vorbereitungen in Russland. Und nun schreibt sie für n-tv.de den Countdown, bis das Turnier am 14. Juni beginnt.

Darauf sitzt stets der jeweils frisch Geprüfte, gezogen von Freunden und Familie. Über ihm ein Baldachin, im Fußraum Gläser, Getränke und Boxen, aus denen Musik kommt. Was mein kleines Nerdherz aber am meisten beeindruckt hat: Rund um den Baldachin zog sich eine leuchtende Laufschrift, außerdem hatte der Bollerwagen sein eigenes, passwortgeschütztes Wlan. Wir stolzen Mitläufer konnten uns per Handy in das Netz einwählen und so auf dem Weg in die Stadt immer wieder ändern, was für einen Text die Laufschrift zeigte: "Hier kommt Stefan", "Stefan soll hochleben" oder "Lassen Sie mich durch, ich bin Doktor."

Entsprechend begeistert war ich, als ich auf der Adidas-Seite nun las, dass der diesjährige WM-Ball NFC-tauglich ist, also zur Nahfeldkommunikation taugt. Sprich: Auch mit ihm kann man sich per Handy verbinden, dann gibt es - in den Worten des Herstellers - eine Experience. With a capital E. Man muss dann noch ein bisschen runterscrollen, bis man erfährt, was man bei dieser Experience alles so experiencen kann. "Exklusive Informationen über den Ball" zum Beispiel (Ist rund? Wird in der 35. Minute im Tor landen?), Gewinnspiele oder "Challenges" (Passe den Ball zu einem deiner Mitspieler? Male ihn in Regenbogenfarben an und schau, wie dein Umfeld reagiert?) Ach so, und was einem der NFC-Telstar nicht bietet, steht da auch: "Informationen über die Nutzung des Balls, z. B. Ballgeschwindigkeit, Ballberührungen etc." Weil der Chip im Ball eben passiv ist, also selber nicht viel tut, außer auf dem Handybildschirm etwas auslösen (und die Kreditkarte beim Kauf mit einer Summe von 149,95 Euro belasten).

NFC, mit freundlichen Grüßen. Vielleicht fehlt mir die Fantasie, um mir vorzustellen, wie cool diese Experiences auf dem Handy sein werden. Aber schön wäre es halt schon gewesen, wenn bei der Entwicklung des Telstar 18 mal einer die Aachener Nerds drangelassen. Dann könnte der Ball jetzt, wenn er am Torwart vorbei ins Netz fliegt, sicherlich Slogans anzeigen, die Leute im Publikum auf ihren Handys geschrieben haben. "Hier kommt der Ball" zum Beispiel, "Der Ball soll hoch fliegen" oder "Lassen Sie mich durch, ich bin Ball."

Alle Folgen des WM-Countdowns finden Sie hier

Quelle: ntv.de

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