Fußball

Terodde wütet im Kabinentrakt Karaman macht Schalke-Profis schwere Vorwürfe

Blamierte Schalker.

Blamierte Schalker.

(Foto: IMAGO/RHR-Foto)

Beim FC Schalke träumen sie nach einem völlig verkorksten ersten Halbjahr von einer Aufholjagd in der 2. Fußball-Bundesliga. Doch bereits nach dem zweiten Rückrundenspiel sind die Königsblauen zurück im Krisenmodus. Beim 1. FC Kaiserslautern gibt's ein Debakel.

Fast 10.000 Fans waren mitgereist. Am späten Vormittag hatten sie sich auf den langen Weg von Gelsenkirchen nach Kaiserslautern gemacht. Auf dem legendären Betzenberg, der Heimat der kriselnden Roten Teufel, wollten sie ihre Mannschaft antreiben und drei Punkte mitnehmen. Drei Punkte der Hoffnung, dass der FC Schalke 04 nun endgültig aus dem Keller der 2. Fußball-Bundesliga emporsteigt. Wo die Reise dann auch gehen mag. Sie hatten sich blaue und weiße Ponchos angezogen. Einen gigantischen Wimpel über ihren Fanblock gezogen und damit eine Gänsehaut-Atmosphäre erschaffen. Und dann das: Mit 1:4 lassen sich die Königsblauen vorführen.

Ein Debakel für die Gäste, ein Befreiungsschlag für die Gastgeber. Die massiven Turbulenzen im Umfeld des Traditionsklubs, der zuvor sieben Liga-Partien in Serie verloren hatte, dürften nun erst mal etwas abflauen. In der Woche vor dem Abstiegsduell gegen Schalke waren in sozialen Medien Falschnachrichten über Mannschaft und Trainer verbreitet worden, die der Klub und Dimitrios Grammozis öffentlich zurückwiesen. Der Trainer war sogar richtig wütend geworden und hatte sich juristische Schritte vorbehalten. Marlon Ritter, der dieses Mal als Lauterer Kapitän auflief, sagte: "Das war auf jeden Fall etwas Besonderes für mich. Ich habe sieben Jahre für Schalke gespielt, das ist mein Herzensverein. Für mich ist es ein ganz großer Tag."

Die mit großer Euphorie angereisten Fans, sie schwiegen. All ihre Hoffnung waren geraubt worden. Weniger von den Gastgebern, die das Spiel zwar mit großer Leidenschaft gestalteten, aber fußballerisch längst keine Übermacht gewesen waren. Nein, die Hoffnung war ihnen von den eigenen Spielern genommen worden. Die hatten nichts zustande gebracht. Keinen Spielfluss, keinen Torschuss. Und noch schlimmer: keine Einstellung, die es braucht, um sich den gröbsten Sorgen (vorerst) zu entledigen. Hernach herrschte nicht nur auf den Rängen die ganz große Wut (wenn auch schweigend).

"Es ist sehr schwer, die richtigen Worte zu finden"

Wie die "WAZ" berichtet, verlor Stürmer Simon Terodde im Kabinengang die Nerven. Mehrfach soll er auf eine Werbebande eingeschlagen und sich auch von einem Ordner nicht beruhigen lassen haben. So sehr hatte ihn frustriert, was er seine Königsblauen zuvor verbockt hatten. Es war wirklich fürchterlich gewesen, was die Schalker angeboten hatten. Einzig Neuzugang und Rückkehrer Darko Churlinov hatte ein paar gute Momente. Nach der Pause gekommen, hatte er in den besten zehn Minuten der Gäste, das zwischenzeitliche 1:1 erzielt. Ein Hallo-Wach-Moment? Aber nein, die Gelsenkirchener verliefen wieder in den müden Trott der ersten Hälfte, mit technischen Fehlern und erschreckender Teilnahmslosigkeit. Sie drehten nicht auf, sie brachen zusammen.

Und so war Kenan Karaman, einer der besten Spieler in dieser Saison, später fassungslos und ging mit seinen Teamkollegen knallhart ins Gericht. Bei Sky schimpfte er: "Es ist sehr schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir haben uns viel vorgenommen. Wir waren in den Zweikämpfen nicht da, Kaiserslautern war griffiger und immer einen Schritt schneller. Jeder muss sich jetzt im Spiegel hinterfragen. Wir müssen nicht träumen, dass wir ein paar Plätze klettern, sondern uns jetzt gegen Braunschweig den Arsch aufreißen." Auch für die Fans, befand Karaman: "Die reisen hier fünf, sechs Stunden aus Gelsenkirchen an und wir reißen hier so einen Dreck ab."

Wieder ein Alles-oder-Nichts-Spiel

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Die Eintracht steht derzeit einen Platz hinter den Schalkern, auf Relegationsrang 16. Drei Punkte trennen die beiden Teams, die so eine große Geschichte haben, sich in den vergangenen Jahrzehnten aber weit voneinander entfernt hatten. Die Braunschweiger können an diesem Wochenende aber noch nachlegen, es könnte also sogar zu einem Duell auf Augenhöhe kommen. Schon einmal war S04 in so ein Do-or-Die-Spiel gestolpert. Anfang Dezember war Schlusslicht VfL Osnabrück zu Gast. Für die Gelsenkirchener ging es um das große Ganze, am Ende stand ein 4:0-Sieg und eine Phase, die Mut machte. Mut, dass es in der Rückrunde bergauf gehen könnte. Manch einer träumte sogar davon, dass das Thema Aufstieg womöglich nochmal eins werden könne.

Aber nein, so nicht. Schalke liegt wieder am Boden und blickt weiter in den drohenden Abstiegsschlund. Ob das denn wohl alle erkannt hätte, wurde Karaman bei Sky gefragt. Und er sagte dann etwas, dass den ganzen Klub aufschrecken sollte: "So wie ich das heute empfunden habe, nicht, nein." Das sah auch Trainer Karel Geraerts so: "Von meinem Team war es nicht genug, wir müssen begreifen, wo wir in der Tabelle stehen." Die Sorge ist groß, die Angst auch. Die Fans haben die "Schnauze voll". Das sangen sie, als die Spieler in die Kabine verschwanden.

Quelle: ntv.de, tno

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