Fußball

Keine Zweitliga-Lizenz: "Katastrophe" Ausschreitungen vor MSV-Stadion

Die Fans sind immer die Leidtragenden bei einem Lizenzentzug. Und immer trifft es die vermeintlich Kleinen.

Die Fans sind immer die Leidtragenden bei einem Lizenzentzug. Und immer trifft es die vermeintlich Kleinen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor einer Woche wettert der Ex-Präsident und Geldgeber des MSV Duisburg noch gegen die "Totengräber von innen und außen". Nun, scheint es, haben sie ganze Arbeit geleistet. Die DFL vergibt keine Zweitliga-Lizenz an den Traditionsklub. Die Fans reagieren umgehend.

Schock für den MSV Duisburg: Das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga erhält keine Lizenz für die 2. Liga. Damit droht den Zebras erstmals nach 24 Jahren der Abschied aus dem Profifußball. Wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) bekanntgab, entschied der Lizenzierungsausschuss einstimmig gegen den MSV. Die Zebras hätten nicht den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit für die Saison 2013/14 erbracht, hieß in einer Mitteilung. Diese Entscheidung ist verbandsintern endgültig.

Nach Bekanntwerden kam es am Stadion des MSV im Stadtteil Neudorf zu Ausschreitungen. Etwa 600 Anhänger hatten sich versammelt, um gegen die Entscheidung zu protestieren. Dabei schlug die anfangs friedliche Stimmung in Gewalt um. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. In der aufgeheizten Atmosphäre verschafften sich einige Hooligans gewaltsam Zugang zur Arena. Beim Räumen des Stadions sei es dann "zu Handgreiflichkeiten gekommen. Mindestens eine Person ist festgenommen worden", sagte ein Polizeisprecher. Die Stimmung sei "zunehmend aggressiv" gewesen. Verletzte habe es nicht gegeben.

Die Duisburger Polizei berichtete zudem von Sachbeschädigungen. Demnach wurden Fahnenmasten vor dem Stadion aus der Verankerung gerissen und Pyrotechnik abgebrannt. Die Duisburger Polizei forderte Verstärkung aus dem Umland an.

Keine Stellungnahme

"Ich bin entsetzt, das ist eine absolute Katastrophe. Hätte mir die MSV-Führung gesagt, dass sie noch mehr Geld benötigt, dann hätte ich das doch gegeben. Für mich ist das der absolute Supergau", kommentierte Ex-Präsident und Geldgeber Walter Hellmich gegenüber der "Bild"-Zeitung die Hiobsbotschaft von der DFL. Der MSV kann innerhalb einer Woche nach Zustellung der schriftlichen Entscheidung, die die Meidericher Anfang kommender  Woche erwarten, das ständige Schiedsgericht anrufen, was sehr wahrscheinlich ist. "Bis zur Zustellung und Prüfung des schriftlichen Bescheides der DFL wird es seitens des MSV Duisburg keine weitere Stellungnahme zum Verfahren geben", teilte der Klub mit. Sollte Duisburg auch vor dem ständigen Schiedsgericht scheitern, würde der SV Sandhausen als Tabellen-17. in der 2. Liga bleiben.

Beim MSV fiel man aus allen Wolken, als man die Hiobsbotschaft erhielt. "Es fehlen einem die Worte. Die Entscheidung kam aus heiterem Himmel. Der Verein hat nun aber noch die Gelegenheit Einspruch einzulegen. Und ich glaube nach wie vor daran, dass wir die Lizenz erhalten", sagte Manager Ivica Grlic kämpferisch dem Kölner "Express".

Eine knappe Woche zuvor war man an der Wedau noch verhalten optimistisch gewesen. Denn nach Angaben des Klubs hatte man den finanziellen Kollaps vermieden und bei der DFL alle angeforderten Unterlagen gerade noch fristgerecht eingereicht, so dass einem Verbleib im deutschen Unterhaus nichts mehr im Wege stand. Nachdem sich die Verantwortlichen tagelang bemüht hatten, die Finanzlücke von rund 3 Millionen Euro zu schließen, wähnten sich die Zebras bereits gerettet. Zuvor hatte der MSV sogar eine Satzungsänderung beschlossen, um die Finanzierungslücke schließen zu können. Sportlich hatte sich das Team den Klassenerhalt als Tabellenelfter gesichert.

"Totengräber von innen und außen"

Umso größer der Schock bei dem Traditionsverein n un. Geschäftsführer Roland Kentsch hatte Mitte des Monats auf der Jahreshauptversammlung des MSV die Mitglieder allerdings vorsichtshalber auf ein bitteres Ende vorbereitet. "Ich kann nicht versprechen, dass wir es schaffen. Können wir die Bedingungen nicht rechtzeitig erfüllen, wäre eine Insolvenz unausweichlich."

Kentsch war am vergangenen Woche selbst Zielscheibe der Kritik. Ein Brief des langjährigen Klubchefs Walter Hellmich an den MSV-Geschäftsführer, der das Schreiben an alle Vereinsgremien weiterleiten sollte, sorgte für Aufregung. "Ich kann nicht länger akzeptieren, dass der Verein von gewissen Leuten hingerichtet wird, deshalb habe ich den Brief geschrieben", sagte Hellmich. "Der finanzielle, sportliche und gesellschaftliche Niedergang des MSV ist für mich kaum zu ertragen, d.h. die Totengräber von innen und außen haben ganze Arbeit geleistet, so dass der MSV unmittelbar vor der Insolvenz steht", schrieb Hellmich.

Der 69-Jährige hatte den Zebras im Winter mit 600.000 Euro das Überleben gesichert, am vergangenen Donnerstag half er zudem dem klammen Verein mit einer halben Million Euro. "Es muss endlich aufgeräumt werden, so kann und darf es nicht weitergehen", schrieb Hellmich weiter. Sein Einsatz hat sich diesmal wohl nicht gelohnt. Zuletzt waren 1995 zwei Klubs von einem Lizenzentzug betroffen. Damals erwischte es Dynamo Dresden und den 1. FC Saarbrücken.

Quelle: ntv.de, sid

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