"Ich muss erstmal runterkommen" Kein Treueschwur von Löw
15.10.2009, 12:50 UhrObwohl der Vertrag von Bundestrainer Joachim Löw nach der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ausläuft, will der 49-Jährige noch nicht in Gespräche über eine Verlängerung eintreten. DFB-Präsident Zwanziger bleibt trotz der Lockrufe aus der Türkei gelassen.

Theo Zwanziger (rechts) beobachtet Joachim Löw bei dessen Vertragsunterzeichnung im Oktober 2007.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Präsident Theo Zwanziger sieht den Deutschen Fußball-Bund bei den Verhandlungen um einen neuen Vertrag für Joachim Löw nicht unter Zeitdruck - und auch der Bundestrainer will nicht im Schnellverfahren verlängern. "Das ist im Moment das Unwichtigste. Es besteht menschlich ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Joachim Löw und der DFB-Spitze. Wir haben in den nächsten Monaten viel vor auf dem Weg zur WM. In dieser Zeit werden wir uns irgendwann zusammensetzen", sagte Zwanziger und ergänzte: "Ich gehe nicht davon aus, dass es sehr schnell sein wird."
Löws Kontrakt läuft nach der WM 2010 aus, beide Seiten hatten ihr Interesse an einer Verlängerung signalisiert. "Aus meiner Sicht sage ich ja, der Bundestrainer sieht das auch so. Es ist nicht unsere Absicht, irgendwelchen Zeitdruck da hineinzubringen", meinte Zwanziger. Löw selbst möchte ebenfalls in Ruhe an die Verhandlungen herangehen. "Ich muss jetzt erst einmal etwas runterkommen, um neue Gedanken und Ideen zu haben. Dann werde ich einmal sehen, welche Dinge auch für mich persönlich wichtig sind, für unser Team wichtig sind, was konzeptionell wichtig wäre. Und dann werde ich das Gespräch mit dem DFB-Präsidenten suchen", sagte der 49-jährige Badener nach dem 1:1 zum Abschluss der erfolgreichen WM-Qualifikation der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Finnland.
Bundestrainer ist gefragt
Auch Spekulationen wie jüngst aus der Türkei, wo Löw als Nachfolger von Nationaltrainer Fatih Terim gehandelt wird, würden den DFB nicht nervös machen, betonte Zwanziger: "Überhaupt nicht, das kann immer sein. Wir haben Respekt vor der Leistung des Bundestrainers. Der Bundestrainer weiß aber auch, dass er es mit einer Vertrauensbeziehung zu tun hat, die auch seinen Wert hat." Die DFB-Spitze stehe ohnehin im ständigen Kontakt zum Bundestrainer, eine Priorität für die Vertragsgespräche gebe es nicht: "Wir sehen uns, irgendwann wird sich die Gelegenheit ergeben. Wir haben so viel zu tun, Länderspiele vorzubereiten, den WM-Ablauf zu organisieren. Darauf liegt jetzt mehr unser Fokus als auf der Zeit nach der WM."

Sieht so ein Pokerface aus?
(Foto: dpa)
Einen Anlass für einen schnellen Abschluss sehen beide Seiten nicht. "Ich habe da überhaupt keinen Druck. Ich werde mir nach den beiden Spielen ein bisschen Ruhe geben, in den vergangenen Wochen hatte sich alles auf das Russland-Spiel gedreht, so dass ich überhaupt keine Kapazitäten hatte, über eine Vertragsverlängerung nachzudenken", erklärte Löw.
"Es kann sein, dass Joachim Löw in drei, vier Wochen unseren Generalsekretär Wolfgang Niersbach anruft. Es kann aber auch sein, dass wir sagen, lasst uns einmal in aller Ruhe zusammensitzen", bemerkte der DFB-Präsident dazu. Vor einem Jahr hatten der DFB und Löw nach der erfolgreichen EM-Ausscheidung noch innerhalb von zwei Wochen einen neuen Kontrakt präsentiert. "Ich bin froh, dass es dieses Thema gibt. Das zeigt, dass wir keine großen Probleme haben", sagte Zwanziger mit Hinweis auf den sportlichen Erfolg des DFB-Teams.
Löw verspricht "neue Energie"
Den Ausrutscher im ersten WM-Testlauf gegen Finnland will Löw nicht überbewerten. Er sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg Richtung Südafrika 2010. "Die Mannschaft hat versucht, das Spiel zu drehen und Moral bewiesen. Die Moral war gut, wir wollten unbedingt ungeschlagen durch die Qualifikation gehen", sagte der Bundestrainer nach dem dürftigen 1:1 (0:1) gegen die Nordeuropäer, das erst durch ein Last-Minute-Tor durch Lukas Podolski gesichert wurde.
Für die beiden in diesem Jahr noch ausstehenden Testspiele gegen Chile am 14. November in Köln und am 18. November gegen Ägypten in Gelsenkirchen versprach Löw wieder mehr Power und Leidenschaft. "Wir spielen in Städten mit viel Fußball-Begeisterung. Wir werden uns wieder intensiv vorbereiten, und da werden wir neuen Schwung und neue Energie haben", sagte der DFB-Chefcoach.
Quelle: ntv.de, dpa