Beeindruckender Bayer-Sieg gegen Donezk Kießling verjagt Phantomtor-Geister
24.10.2013, 11:19 Uhr
Kießling erzielte seine ersten beiden Treffer der Champions-League-Saison.
(Foto: imago sportfotodienst)
Mit einer bemerkenswerten Mentalität löst Bayer Leverkusen die knifflige Aufgabe in der Champions League gegen Schachtjor Donezk. Überragend: Stefan Kießling, der die Antwort auf die hämischen Kommentare nach dem Phantomtor auf dem Platz gibt. Donezk fühlt sich verschaukelt.
Ein unberechtigter Foulelfmeter zum 2:0, ein Handspiel vor dem 3:0, ein rotwürdiges Foul von Bayers Giulio Donati: All das will Donezk' Trainer Mircea Lucescu gesehen haben, und hatte damit den Schuldigen an der Niederlage ausgemacht. Stéphane Lannoy, der Schiedsrichter aus Frankreich, habe Donezk schließlich schon einmal verpfiffen. "Die Uefa muss sich künftig überlegen, wen sie unsere Spiele pfeifen lässt", sagte Lucescu noch. Sein Kollege Sami Hyypiä nahm den Referee in Schutz und übernahm die Verantwortung für das Spielergebnis: "Wir haben besser gespielt als Schachtjor, deshalb haben wir gewonnen."
In beeindruckender Manier hat Bayer Leverkusen der Phantomtor-Debatte der vergangenen Tage sportlich getrotzt. Nach dem deutlichen 4:0-Sieg in der Champions League gegen Schachtjor Donezk rückt nicht nur der Traum vom CL-Achtelfinale ein großes Stück näher, der Bundesligist erkämpfte sich auf dem Rasen ein Stück Normalität zurück. Garanten für den Erfolg war ein gut funktionierende Defensive und ein Mann, der wie kaum ein anderer in diesen Tagen polarisiert: Stefan Kießling.
Ungeachtet aller Anfeindungen und Kritik unter der Woche führte der Stürmer der "Werkself" seine Mannschaft mit zwei Treffern (22. Minute/72.) und einem herausgeholten Elfmeter, den Kapitän Simon Rolfes sicher verwandelte, nahezu im Alleingang zum zweiten Sieg im dritten Spiel in der "Königsklasse". "Kies hat die Antwort auf dem Platz gegeben. Das war eine Topleistung. Gerade nach den Diskussionen ist das sicherlich bemerkenswert", sagte Rolfes. Auch Sportdirektor Rudi Völler verfolgte die ersten Tore seines Schützlings im laufenden Wettbewerb mit Genugtuung. "Ich habe mich für ihn unwahrscheinlich gefreut."
Donezk enttäuscht
Leverkusen -
Donezk 4:0 (1:0)
Tore: 1:0, 4:0 Kießling (22., 72.), 2:0 Rolfes (50., Foulelfmeter), 3:0 Sam (57.)
Referee: Lannoy Zus.: 25.184
Schüsse: 15:13 Ecken: 4:5 Ballbes.: 52:48
Der ukrainische Meister um das brasilianische Offensiv-Quartett blieb dagegen alles schuldig, was die Mannschaft des rumänischen Trainers Mircea Lucescu an Vorschusslorbeeren eingeheimst hatte. Alex Teixera und Luiz Adriano - Toptorjäger des Vereins – suchten ihre Rolle auf dem Spielfeld vergeblich. Einzig bedacht auf Konter, verbarrikadierten sich die Gäste vor dem eigenen Strafraum und beraubten sich ihrer eigenen Qualitäten in der Offensive. Von Spielkultur und Kombinationsfußball fehlte jede Spur. Texeiras Schuss ans Außennetz (45.) war noch das auffälligste Ereignis vor dem Tor von Bayer-Keeper Bernd Leno.
Dank einer taktisch klugen und konzentrierten Mannschaftsleistung zogen die Leverkusener dem ärgsten Rivalen im Kampf um Platz 2 in der Gruppe früh den Zahn. Nach der Führung durch den Kopfball von Kießling, die Abwehrspieler Giulio Donati mustergültig vorbereitet hatte, griff bei den Hausherren ein Rädchen ins andere. Alles spielte Bayer in die Karten. Nach dem Rückstand gab Schachtjor Räume preis und lief fortwährend in Konter der Hausherren. Ein umstrittener Elfmeter – Dario Srna soll Kießling regelwidrig zu Fall gebracht haben – brachte die Mannschaft von Coach Sami Hyypiä endgültig auf die Siegerstraße. Die Treffer von Sidney Sam (57.) und Kießlings zweiter Streich machten den auch in dieser Höhe verdienten Sieg perfekt.
In der Tabelle vor Donezk
Dank des Erfolgs haben die Leverkusener das Weiterkommen in der eigenen Hand. Hinter Spitzenreiter Manchester United (7 Punkte) liegt Bayer mit 6 Zählern vor Donezk (4) auf Platz 2. Schon ein Remis im Rückspiel am 5. November würde dem Bundesligisten genügen und die Tür zur K.o.-Runde stünde offen. "Wir haben sicherlich einen Riesenschritt getan, damit wir immer noch im Rennen sind, um in die nächste Runde zu kommen", so Völler.
Vor allem dürften die Bayer-Verantwortlichen gefreut haben, dass neben aller spielerischen und taktischen Fähigkeiten die Mannschaft eine Qualität gezeigt hat, die dem Team in der Vergangenheit oft abging: mentale Stärke. Nach den zuletzt turbulenten Tagen und der teils hämischen Debatte um das Phantomtor war der Sieg gegen Donezk sicherlich mehr wert als drei Punkte in einem Spiel in der Champions League. Es war vielleicht der bislang größte Sieg für Bayer in der laufenden Saison.
Quelle: ntv.de, sport.de/sid