Deutschland-Kritik und Katar-Lob Kimmich lässt FC Bayern zappeln und zieht Grenzen
13.11.2024, 15:29 Uhr
Joshua Kimmich möchte sich aufs Fußballspielen konzentrieren können.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Als Mannschaftskapitän der DFB-Elf ist Joshua Kimmich auch für die großen Fragen abseits des Fußballs verantwortlich. Allerdings wünscht er sich, seltener über Politik und gesellschaftliche Themen sprechen zu müssen. Bezüglich seiner Zukunft beim FC Bayern bleibt Kimmich jedoch vage.
Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich von Bayern München will bei seiner Zukunftsentscheidung nichts überstürzen und auch die teils heftige Kritik an seiner Person berücksichtigen. Die Frage nach einer möglichen Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages sei "sehr interessant und spannend", sagte der 29-Jährige vor den abschließenden Nations-League-Spielen am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina und drei Tage später in Budapest gegen Ungarn (20.45 Uhr/ZDF und jeweils im Liveticker bei ntv.de) im Lager der DFB-Elf in Frankfurt.
"Ich bin mit dem Verein im Austausch, und das wird auch weiterhin so sein", fuhr Kimmich fort und betonte: "Wir wissen auch, wie meine Situation vor acht bis zehn Wochen war." Damals habe es geheißen: "Wann ist der Kimmich endlich weg?" Inzwischen sehe es "wieder anders aus. Das zeigt, wie schnell es im Fußball oft geht."
Kimmich stand vor geraumer Zeit bei den Bayern auf der Kippe. Immer wieder gab es Gerüchte, wonach der deutsche Rekordmeister bei einem entsprechend guten Angebot bereit gewesen wäre, ihn abzugeben. Inzwischen hat sich der DFB-Kapitän unter Trainer Vincent Kompany in München wieder festgespielt und als einziger Profi alle 16 Partien über die volle Distanz bestritten.
Die Bayern-Bosse haben inzwischen signalisiert, dass sie mit Kimmich verlängern möchten. "Für mich ist das eine sehr, sehr wichtige Entscheidung, es sollte schon wohl überlegt sein", sagte er und betonte: "Natürlich spielt da die Vergangenheit ein bisschen eine Rolle, aber vor allem auch die Zukunft."
Kimmich: Spieler sollen Fußball spielen und Deutschland auf sich gucken
Apropos Zukunft: Kimmich sprach augenzwinkernd davon, dass er womöglich bei der WM 2034 noch dabei sein könnte, dann mit 39. Wirklich? "Schaun mer mal", sagte er lachend und ergänzte: "Man wünscht sich schon, dass man ganz lange spielen kann." Das wolle er aber "auf oberstem Niveau" tun und die Karriere nicht "auf Teufel komm raus" in die Länge ziehen: "Fußball macht mir sehr viel Spaß, aber ich habe nicht vor, es in der 2. oder 3. Liga ausklingen zu lassen."
Der DFB-Kapitän warnte anlässlich der erwarteten Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien indes davor, den Fußball abermals politisch zu überfrachten. Gerade er als Spielführer "möchte für etwas stehen und für Werte wie die Menschenrechte einstehen, die nicht verhandelbar sind", sagte er, "aber dafür haben wir Experten - und ich bin politisch kein Experte". Die einmal mehr in den Fokus geratene Vergabe "liegt nicht bei uns, sondern bei der FIFA. Ich finde es richtig, dass sich jedes Land bewerben kann. Die FIFA muss dann einen Katalog mit den Anforderungen aufstellen."
Aufgrund seiner negativen Erfahrungen mit und bei der WM 2022 in Katar wünsche er seinen Nachfolgern, "dass sich die Jungs in zehn Jahren auf das Sportliche konzentrieren können. Die Spieler beeinflussen die Vergabe nicht", ergänzte Kimmich und betonte: "Unsere Pflicht ist es, das Beste zu geben, wenn uns der Nationaltrainer nominiert. Wir werden am Sportlichen gemessen."
Katar habe in Sachen Infrastruktur und Organisation ein "Top-Turnier" veranstaltet, berichtete Kimmich, "aber wir konnten es nicht genießen" - weil die Endrunde von politischen Themen überlagert worden und es überdies sportlich schlecht gelaufen sei. Medienberichten zufolge sollen mehrere Tausend Arbeiter auf WM-Baustellen ums Leben gekommen sein. So hatte ein aufsehenerregender Bericht des britischen "Guardian" von Anfang 2021 von mehr als 6500 toten Arbeitern aus fünf asiatischen Ländern auf den Baustellen des Emirats in den vergangenen zehn Jahren gesprochen. Diese Zahlen hatte Katar stets zurückgewiesen
"Da haben wir kein sehr gutes Bild abgegeben - als Mannschaft, Verband und Deutschland, da wurde uns Spielern die Freude auf das Turnier genommen." Überhaupt neige Deutschland und der Westen dazu, seine Ansichten für "universell" zu halten, aber: "Wir haben im eigenen Land eigene Baustellen. Manchmal wäre es ganz gut, sich darauf zu konzentrieren, da haben wir nicht immer alles richtig gemacht."
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa