Kapitänin legt Amt nieder Klub holt Vergewaltiger, Sponsorin springt ab
02.02.2022, 12:05 Uhr
Goodwillie stößt bei seinem neuen Klub auf wenig Liebe.
(Foto: imago images/PA Images)
Einen Stürmer kann jeder Fußballklub gut gebrauchen, doch diese Neuverpflichtung kostet die Raith Rovers nicht nur Geld. Weil der schottische Zweitligist einen Vergewaltiger holt, springt eine prominente Sponsorin ab. Auch Angestellte legen ihre Ämter nieder, darunter die Kapitänin des Frauenteams.
Der schottische Fußball-Zweitligist Raith Rovers vermeldet die Verpflichtung eines Stürmers - und der Aufschrei ist groß. Eine prominente Sponsorin, die Krimiautorin Val McDermid, beendet sogar ihr Sponsoring. Denn es handelt sich bei dem Neuzugang um David Goodwillie, der 2017 von einem Gericht für schuldig befunden worden war, im Jahr 2011 gemeinsam mit seinem damaligen Mitspieler von Dundee United, David Robertson, eine Frau vergewaltigt zu haben.
McDermid erklärte via Twitter, dass sie aufgrund der "Verpflichtung des Vergewaltigers David Goodwillie" ihre lebenslange Unterstützung aufgebe und auch das Trikotsponsoring für die kommende Saison absage. "Goodwillie hat nie auch nur ein bisschen Reue gezeigt", erklärte die Autorin weiter. Und: "Ich werde auch meine Dauerkarte zerreißen."
Die Täter waren von einem Zivilgericht zu einer Geldstrafe von 100.000 Pfund (etwa 120.000 Euro) verurteilt worden. Goodwillie beteuerte, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Allerdings stellte das Gericht fest, dass das Opfer unter Alkoholeinfluss nicht in der Lage gewesen sei, zuzustimmen. Ein strafrechtliches Verfahren gab es aufgrund der unzureichenden Beweislage nicht.
"Damit will ich nichts zu tun haben"
McDermid ist mit ihrem Ärger nicht allein, mehrere Angestellte des Klubs legten ihre Posten nieder. Darunter die Kapitänin des Frauenteams, Tyler Rattray. "Es ist entsetzlich, dass ich jetzt aufgegeben habe, weil so jemand verpflichtet wurde", schrieb Rattray bei Twitter. "Aber damit will ich nichts zu tun haben."
Auch Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon meldete sich in der Aufregung zu Wort, sie lobte die "prinzipientreue Haltung" von McDermid und Rattray. Es sei ein Zeichen, dass "unsere Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich hat, um Nulltoleranz gegenüber sexueller Gewalt zu verwirklichen".
Der Klub hat mittlerweile auf den kollektiven Aufschrei reagiert. "Wie bei allen Neuverpflichtungen hat der Klub unsere Position als Gemeinschaftsverein sorgfältig abgewogen, und wir respektieren die unterschiedlichen Ansichten der Fans und Interessensgruppen, mit denen wir in den letzten 24 Stunden direkt gesprochen haben und weiter in Kontakt bleiben", heißt es auf der Website der Raith Rovers. Da Goodwillie schon früher für den Verein gespielt habe, betrachte man ihn als Teil des Klubs. Man glaube, dass der Stürmer den Kader verstärken werde.
Der Verein teilte weiter mit: "Wir sind uns der Schwere der Geschehnisse vor zehn Jahren bewusst, aber als Verein unterstützen und fördern wir die Rehabilitierung, und viele Faktoren haben unsere Unterzeichnung beeinflusst. In erster Linie war dies eine fußballbezogene Entscheidung." Man sei bestrebt, das Vertrauensverhältnis mit den Fans wiederherzustellen.
Quelle: ntv.de, ara