Fußball

Warum Barça freiwillig auf Messi verzichtet Knackt der BVB die bayrische Perfektion?

Weiter, immer weiter: Mario Mandzukic, Arjen Robben und Thomas Müller haben mit dem FC Bayern noch viel vor.

Weiter, immer weiter: Mario Mandzukic, Arjen Robben und Thomas Müller haben mit dem FC Bayern noch viel vor.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern präsentiert sich so dominant, dass Barça freiwillig auf Lionel Messi verzichtet. Im Finale der Champions League treffen die Münchner nun auf den BVB. Und dort gilt trotz allem: Ein Sieg der Dortmunder wäre keine Sensation.

Zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League. Das ist eine Riesensensation, das ist ein echtes Fußballwunder! Ist es das? Nö. Wenn's hoch kommt eine Überraschung. Und das allenfalls, weil die Borussia aus Dortmund dabei ist, die international in der jüngeren Vergangenheit kaum präsent war. In dieser Saison allerdings unter anderem zweimal Real Madrid geschlagen hat. Der FC Bayern aber steht zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren im Endspiel der europäischen Königsklasse.

Trainiert den besseren FC Barcelona: Jupp Heynckes.

Trainiert den besseren FC Barcelona: Jupp Heynckes.

(Foto: dpa)

Was ihnen fehlt, ist der finale Triumph, nachdem sie 2010 in Madrid gegen Inter Ma iland und im vergangenen Jahr im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea verloren. Aber nicht die Historie, sondern ihre aktuelle spielerische und taktische Dominanz lässt sie am 25. Mai als Favoriten ins Londoner Wembleystadion einlaufen. Dass zwei Teams aus der Bundesliga im Jahr ihres 50. Geburtstages die Sache unter sich ausmachen, ist die Folge einer Entwicklung, die sich angedeutet hatte. Und im Kern darin besteht, dass jeder von jedem etwas gelernt hat.

Der FC Bayern unter Trainer Jupp Heynckes ist mittlerweile, das haben die beiden Partien im Halbfinale gezeigt, der bessere FC Barcelona. In der Summe mit 7:0 demütigten sie die Katalanen. So deutlich hat keine Mannschaft ein Halbfinale des wichtigsten kontinentalen Wettbewerbs dominiert, seit Real Madrid 1964 den FC Zürich mit 2:1 und 6:0 besiegte. Die Bayern hatten schon das Hinspiel mit 4:0 gewonnen und Barça offenbar so beeindruckt, dass Trainer Tito Vilanova nach dem 0:3 im Rückspiel zugab, eh nicht mehr an einen Erfolg geglaubt zu haben. Und daher den argentinischen Weltfußballer Lionel Messi auf der Bank ließ. "Messi war nicht verletzt, aber er fühlte sich nicht gut und ich dachte mir, dass er dem Team so nicht helfen könnte."

Kollektiv wuchtig, robust, schnell, direkt

Nicht gegen diesen FC Bayern, der so schnell und früh angriff, dass Barcelona gar nicht dazu kam, sein legendäres Kurzpassspiel aufzuziehen und so Ball und Gegner laufen zu lassen. Das übernahmen die Bayern vor 90.000 Zuschauern im Camp Nou selbst. Nur besser. Kein brotloser Ballbesitzfußball wie teilweise noch unter Louis van Gaal, sondern kollektiv wuchtig, robust, schnell, direkt, in die Tiefe mit einem klaren Ziel vor Augen: das gegnerische Tor. Dabei hart im Zweikampf und taktisch nahezu perfekt. "Uns bleibt nur, ihnen zu gratulieren und den Hut zu ziehen. Bayern hat eine große Mannschaft", sagte Barcelonas Dani Alves.

Damit haben sich die Münchner auch etwas vom BVB abgeschaut, die den Bayern in den vergangenen beiden Jahren mit ihrem leidenschaftlichen und überfallartigen Hochgeschwindigkeitsfußball zumindest national den Rang abgelaufen hatten. Und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp darf durchaus für sich beanspruchen, bei diesem Wettrennen der Musterschüler durchaus anstoßgebend, wenn nicht stilprägend gewesen zu sein. Dass er und seine Mannschaft nun als Außenseiter nach Wembley fahren, ist Ausdruck der Tatsache, dass die Bayern schnell begriffen haben. Und eine Rolle, in der sich die Dortmunder wohlfühlen.

Der Druck liegt bei den Bayern. Und der ist nach dem Finaltrauma vom vergangenen Jahr nicht klein. Denn auch sie wissen: Verlassen sie London als Verlierer, könnte der Gewinn der Meisterschaft und der nicht unwahrscheinliche Sieg gegen den VfB Stuttgart im Finale des DFB-Pokals am 1. Juni in Berlin als das wertloseste Double der Vereinsgeschichte eingehen. Dortmund und Bayern stehen sich bereits an diesem Samstag gegenüber, am drittletzten Spieltag der Bundesliga. Wahrscheinlich laufen um 18.30 Uhr zwei bessere A-Jugend-Mannschaften auf. Eine Bedeutung für das Finale der Champions League lässt sich auch mit bestem Willen nicht finden. Jupp Heynckes kündigte an: "Beide Teams werden das locker angehen. Vielleicht gibt es auf Dortmunder Seite etwas mehr Ressentiments." In der Tat dürften es die Fans des BVB nicht goutieren, dass Mario Götze ab der kommenden Saison für die Münchner spielt. Allerdings ist der Mittelfeldspieler verletzt und schaut nur zu.

Aber wer gewinnt denn nun in Wembley? In nahezu jeder anderen Mannschaftssportart wäre die Angelegenheit eine klare Sache: natürlich die Bayern. Aber nicht im Fußball, wo ein Tor - anders als beispielsweise im Handball oder Basketball - nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist. In London geht es um die Frage, was bei zwei sehr guten Mannschaften, mutmaßlich den besten Europas, den Ausschlag gibt: Leidenschaft oder Perfektion? Diese Frage ist nicht zu beantworten. Zum Glück. Vielleicht gibt es ja eine Überraschung. Eine Sensation wäre es nicht. Fest steht nur: Wieder wird eine deutsche Mannschaft ein Endspiel der Champions League verlieren. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren.

Quelle: ntv.de

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