Historischer Derby-Sieg dank Podolski Köln feiert, Völler wütet
18.09.2011, 16:26 Uhr
Rudi Völler konnte sich nach der Partie kaum beruhigen.
(Foto: dpa)
Die historische Niederlage im rheinischen Duell gegen den 1. FC Köln erhitzt in Leverkusen die Gemüter. Völler wütet, Robin Dutt droht - wahlweise ist der Schiedsrichter, die eigene Mannschaft oder Lukas Podolski schuld. Letzteres stimmt fraglos: Der Nationalspieler bietet eine überragende Leistung und ist an allen Toren beteiligt. Doch für den Sieg bezahlen die Kölner einen hohen Preis.
Die Lukas-Podolski-Show war auch nach dem Abpfiff noch nicht vorbei: Der Kultspieler des 1. FC Köln war beim 4:1 (1:0)-Derby-Triumph bei Bayer Leverkusen nicht nur während der 90 Minuten als zweifacher Torschütze und Torvorbereiter der absolute Führungsspieler, auch beim Feiern ging er vorneweg. Der 26-Jährige führte seine Mannschaft zum 6000 Anhänger umfassenden Fanblock in der Bayarena, holte sich eine FC-Fahne, hielt sie hoch und dirigierte die Jubelgesänge.
"Wenn wir so auftreten wie heute, wenn jeder kämpft und rennt, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wir dürfen aber nicht anfangen zu träumen, dass nach einem Spiel schon wieder alles in Ordnung ist", kommentierte der 92-malige Nationalstürmer, der nach der Dopingkontrolle als letzter Kölner Spieler die Katakomben verließ. Fünfzehneinhalb Jahre (6. April 1996, 2:1) hatten die Geißböcke auf einen Triumph beim Erzrivalen warten müssen - der "FC Podolski" demütigte den Werksklub, der dem Kölner Konterfußball wenig entgegenzusetzen hatte. Zudem war es ein historischer Sieg: Noch nie hat Köln in Leverkusen höher gewonnen.
"FC-Fan" Podolski
Beim letzten Erfolg der Geißböcke in Leverkusen war "Prinz Poldi" noch nicht einmal elf Jahre alt. Podolski: "Aber schon damals bin ich FC-Fan gewesen." Mit seinem Doppelpack (47./54.) und der tollen Vorbereitung des Führungstreffers durch Milivoje Novakovic (44.), der die drei anderen Tore auflegte, war Podolski der Garant für den Überraschungssieg der bisher eher mäßig in die Saison gestarteten Kölner. "Lukas und Nova waren unsere großen Matchwinner", sagte FC-Coach Stale Solbakken stolz. Mato Jajalo sorgte kurz vor dem Schlusspfiff für den Endstand, nachdem Bayer-Kapitän Simon Rolfes (70.) zwischenzeitlich auf 1:3 verkürzt hatte.
"Jetzt müssen wir auch mal zu Hause nachlegen. In der letzten Saison haben wir uns auf unsere Heimstärke verlassen können. Wir müssen die richtige Balance finden zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Ich hoffe, auch das Umfeld wird jetzt ruhiger", sagte Podolski, der das Wechselspiel zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt bei seinem Leib- und Magenklub aus dem Effeff kennt. Doch der Sieg wog trotzdem schwer: Kurz vor Schluss erlitt Kapitän Geromel einen Außenmeniskusriss im rechten Knie und fällt damit wohl die komplette Hinrunde aus.
Ohne Frage war Podolski der Mann des Tages. Er war auch an jener Szene beteiligt, die die Gastgeber am meisten erzürnte. Kurz vor der Halbzeit leistete sich die FC-Ikone ein grobes Foulspiel an Andre Schürrle, sinnigerweise sein Konkurrent im Kampf um einen Stammplatz in der Nationalmannschaft. Schiedsrichter Günter Perl verzichtete auf eine Verwarnung. Dagegen wurde Schürrle wegen groben Foulspiels kurz vor Schluss an Sascha Riether per Roter Karte vom Platz gestellt.
Völler poltert, Dutt droht
Bayer-Sportchef Rudi Völler stellte den Unparteiischen lautstark, gestenreich und für alle offensichtlich noch auf dem Platz zur Rede. "Er hat mit zweierlei Maß gemessen. Das geht nicht, das habe ich ihm auch gesagt", berichtete der ehemalige DFB-Teamchef, der die Frage Perls ("Herr Völler, warum sagen Sie mir das nicht in der Kabine?") ziemlich unwirsch konterte: "Sonst kriegt es ja keiner mit!" Podolski verteidigte sich indes: "Das war ein ganz normales Foul."
Völler kochte dennoch, war aber nicht nur auf den Schiri sauer. Seine Wut galt vor allem der "blutleeren Veranstaltung" seiner Mannschaft: "Das war kein Derby. Mir fehlte die Aggressivität, die Galligkeit und das Aufbäumen. Das war sehr enttäuschend, noch enttäuschender als das Pokal-Aus in Dresden oder die Niederlage in Mainz."
Bayer-Trainer Robin Dutt stimmte in den Chor der Kritiker ein. "Das war eine indiskutable Leistung", sagte der ehemalige Coach des SC Freiburg, "dazu werden wir noch deutliche Worte finden." Zur Frage nach der taktischen Ausrichtung und Spielweise des Brasilianers Renato Augusto hängte sich Dutt selbst einen Maulkorb um: "Am besten sage ich dazu nichts."
Quelle: ntv.de, sid