"Das beste Spiel des Jahres" Köln gegen Gladbach elektrisiert den Westen
21.09.2014, 12:20 Uhr
Bilder wie dieses von 2009 wollen die Sicherheitskräfte in Köln verhindern.
(Foto: picture alliance / dpa)
"In Deutschland gibt es nichts Besseres", sagt Gladbachs Dominguez, Patrick Herrmann spricht vom "Spiel des Jahres", und Granit Xhaka tönt gegen FC-Torwart Timo Horn. 120.000 Karten hätten verkauft werden können. Das Rheinland brodelt vor dem Westderby in Köln.
In Köln herrscht Fußball-Ausnahmezustand. Das brisante Derby des 1. FC Köln gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach (17:30 Uhr/n-tv.de Liveticker) zieht die ganze Domstadt in den Bann. "Das Spiel ist für unsere Fans etwas ganz Besonders. Wir wissen um die Brisanz, und uns ist klar, dass wir große Pluspunkte bei den Fans und in der Stadt sammeln können", sagte FC-Trainer Peter Stöger vor dem Duell des Aufsteigers mit dem fünfmaligen deutschen Meister, der seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965 immer der große Angstgegner für die Kölner in Müngersdorf gewesen ist. 22 Niederlagen kassierte der FC zu Hause gegen die Fohlen, die letzten vier Duelle verlor der Effzeh mit 1:15 Toren, in den letzten vier Heimspielen holte die Mannschaft nur einen Punkt.
- 19. März 2010, Bundesliga 2009/10
Köln - M'gladbach 1:1 (0:0) - 13. Nov. 2010, Bundesliga 2010/11
Köln - M'gladbach 0:4 (0:0) - 10. Apr. 2011, Bundesliga 2010/11
M'gladbach - Köln 5:1 (3:0) - 25. Nov. 2011, Bundesliga 2011/12
Köln - M'gladbach 0:3 (0:2) - 15. Apr. 2012, Bundesliga 2011/12
M'gladbach - Köln 3:0 (1:0)
Die Heimbilanz ist niederschmetternd - das tat allerdings dem Interesse an dem Prestigekampf keinen Abbruch. Laut FC-Präsident Werner Spinner hätten 120.000 Eintrittskarten verkauft werden können. Der Aufsteiger, der mit fünf Punkten ohne Gegentor und ohne Niederlage in die Saison gestartet ist, weiß um die taktische Marschroute. "Wir dürfen dem Gegner keine gefährlichen Räume geben und wollen das Spiel wenn möglich bestimmen", betonte Stöger, "wir müssen über die Außen kommen und auf Ballbesitz spielen. Da gehört natürlich viel Mut dazu, aber wir haben jetzt auch keine schlaflosen Nächte davor."
FC noch ohne Gegentor
Die hat auch die Borussia nicht - trotz des 1:1 am Donnerstag in der Europa League gegen den FC Villarreal. "Für mich ist es das erste Derby, ich bin heiß", sagte der Schweizer Granit Xhaka und richtete eine Kampfansage an FC-Schlussmann Timo Horn. "Es wird Zeit, dass er mal die Bälle aus dem Netz holt. Wer unsere Tore macht, ist mir egal", sagte der 21-Jährige in Richtung Horn, der in dieser Saison als einziger Bundesliga-Torwart noch ohne Gegentreffer ist. Das Thema Sicherheit spielt beim rheinischen Derby immer eine große Rolle. FC-Präsident Spinner ist überzeugt, dass alles glimpflich ablaufen wird: "Wir haben einen sehr guten Dialog mit den Fans und der Polizei. Und ein hervorragendes Verhältnis zu Mönchengladbach. Deshalb gehe ich deutlich entspannter ins Derby, als das vielleicht früher der Fall war."
Brisanz bietet das Westduell trotzdem. "Mehr Brisanz geht nicht", sagte etwa Sportdirektor Max Eberl. "Natürlich freue ich mich auf Sonntag. Da habe ich nämlich auch Geburtstag", sagte Eberl, der 41 Jahre alt wird - und sich drei Punkte wünscht. Eine ähnlich schwache Leistung wie in der zweiten Halbzeit des Villarreal-Spiels wird sich die Borussia allerdings kaum erlauben dürfen. "Alleine durch Präsenz auf dem Platz werden wir die drei Punkte nicht einfahren", sagte Eberl.
Gladbachs Fans ließen keinen Zweifel daran, was in der Domstadt auf dem Spiel steht. Schon während der Partie gegen Villarreal Spanier beschäftigten sich die Gesänge mit dem Rivalen vom Rhein, nach Schlusspfiff verstärkte sich das noch. Kein Wunder: Zwei Jahre lang hatten beide Lager auf das Derby verzichten müssen, jetzt hat die Wartezeit ein Ende.
"Kein Selbstläufer"
"Man hat gemerkt, dass die Fans extrem heiß sind, gerade weil Köln zurück ist. Das wird das beste Spiel des Jahres. Wir haben bislang noch nicht verloren und wollen, dass das auch so bleibt", sagte Patrick Herrmann. Der Mittelfeldspieler hatte gegen Villarreal sein Startelf-Debüt gefeiert und prompt das 1:0 erzielt. In Köln allerdings wird Trainer Lucien Favre wohl wieder auf André Hahn und Spielmacher Raffael setzen.
"Wir haben in der letzten Zeit sehr erfolgreich in Köln gespielt. Aber das wird absolut kein Selbstläufer", sagte Eberl und versprach, die Mannschaft in die Pflicht zu nehmen. Dort scheint die Bedeutung des Derbys allerdings längst angekommen. "Ich glaube, das wird noch extremer als Basel gegen Zürich", sagte Xhaka, und sogar den Spanier Alvaro Dominguez hat das rheinische Fieber gepackt. "Die Mannschaft hat erzählt, dass Köln gegen Gladbach hier in Deutschland ein super Spiel ist und es vielleicht nichts Besseres gibt", sagte der Verteidiger, der einst mit Atlético Madrid manch heißes Duell gegen Real erlebte. "Leider haben wir da meistens verloren", so Dominguez.
Quelle: ntv.de, rpe/sid