Held, Buhmann, wieder Held Kostic beflügelt Eintrachts Wunder-Traum
05.05.2022, 17:13 Uhr
Frankfurter Hoffnungsträger: Filip Kostic.
(Foto: dpa)
Vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Europa League gegen West Ham United ruhen bei Eintracht Frankfurt die Hoffnungen auf Filip Kostic. Im Sommer noch als Streik-Profi verschrien, hat er eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. Aber wie lange dürfen sich die Fans noch an ihm erfreuen?
Als das Wunder von Barcelona geschafft war, kannte der Jubel bei Filip Kostic kein Halten mehr. Der Frankfurter Doppeltorschütze hisste voller Inbrunst das Eintracht-Trikot und ließ sich von der Kurve feiern. Völlig zu Recht, schließlich hatte der Linksfuß beim 3:2-Coup im Camp Nou zuvor einmal mehr bewiesen, das ganze Team auf ein höheres Level heben zu können. Nach zehn Einsätzen in der Europa League stehen für Impulsgeber Kostic bereits acht Torbeteiligungen zu Buche (drei Treffer, fünf Vorlagen).
Und obwohl der Schienenspieler im folgenden Halbfinale bei West Ham United (2:1) ohne Scorerpunkt blieb, dürften die Engländer vor dem Wiedersehen am Main an diesem Donnerstagabend (ab 21 Uhr LIVE bei RTL und im Ticker bei ntv.de) ein Hauptaugenmerk auf das Verhindern von Kostics Vorstößen legen. Wie gefährlich es ist, Frankfurts Unterschiedsspieler Fahrt aufnehmen zu lassen, können die Londoner noch einmal beim großen und gestolperten FC Barcelona nachfragen.
Für die sportliche Führung der Eintracht sind Kostics glanzvolle Europa-League-Auftritte eine Bestätigung für ihre schlagzeilenträchtige Entscheidung, dem Nationalspieler im vergangenen Sommer einen Wechsel nach Italien verwehrt zu haben. Per Streik hatte Kostic versucht, einen Transfer zu Lazio Rom zu erzwingen. Ein kurzzeitiger Bann aus dem Kader war die Folge, auch die Fans waren verstimmt. Trainer Oliver Glasner begnadigte seinen Schützling nach kurzer Zeit jedoch - und Kostic zahlte das Vertrauen mit Top-Leistungen zurück. Er wolle "noch stärker und motivierter" zurückkommen, kündigte er nach dem Theater um seine Person an. Gesagt, getan.
"Der Preis passte uns nicht!"
Im Gespräch mit dem "Kicker" bestätigte Frankfurts Aufsichtsratsvorsitzender Philip Holzer kürzlich nochmal, wie bedeutsam die klare Haltung des Vereins im Zuge der Posse war. "Ganz entscheidend war im vergangenen Sommer, dass wir bei Filip Kostic 'Nein' gesagt haben, als er umworben und ein Wechsel von ihm diskutiert wurde. Der Preis passte uns nicht", verriet der Funktionär. Lazio hatte Berichten zufolge zehn Millionen Euro plus Boni von bis zu zwei Millionen Euro für den Serben geboten - offenbar zu wenig für die Bosse der Hessen.
In wenigen Wochen könnte das Transfer-Thema allerdings erneut hochkochen, immerhin läuft Kostics aktuelles Arbeitspapier 2023 aus. Will die Eintracht noch eine ordentliche Ablöse einstreichen, müsste ein Verkauf im Sommer diskutiert werden. Mit Inter Mailand hat sich ein erster Interessent in Stellung gebracht. Laut "Sky" hat Kostics italienische Berateragentur WSA bereits "intensive Gespräche" mit den Verantwortlichen der Nerazzurri geführt. Beim Serie-A-Giganten könnte Kostic demnach einen Vierjahresvertrag unterschreiben und pro Jahr netto fünf Millionen Euro einsacken.
Finanzielle Dimensionen, die für die SGE trotz ihrer märchenhaften Europa-Reise gefühlte Lichtjahre entfernt sind. Nach "Sport Bild"-Informationen rechnet der Klub in diesem Jahr mit einem Verlust von bis zu 30 Millionen Euro, radikale Sparmaßnahmen sind daher notwendig. Heißt auch: Ein annähernd ebenbürtiges Angebot für Kostic kann sich die Eintracht nicht leisten.
Zumal nicht nur Inter um den Flügelspieler wirbt: Erst im Winter blitzte der neureiche Premier-League-Vertreter Newcastle United mit einer Offerte bei Kostic ab. Angeblich wollen die Magpies beim 29-Jährigen aber demnächst einen neuen Anlauf wagen. Bei einem Gesamtpaket von 14 Millionen Euro plus vier Millionen Euro Bonuszahlungen könnte Frankfurt schwach werden, schreibt "Sky". Einiges deutet deshalb darauf hin, dass Filip Kostic und die Fans von Eintracht Frankfurt nicht mehr allzu lange gemeinsam feiern können.
Der Einzug ins Finale der Europa League wäre freilich ein tolles Abschiedsgeschenk. Und wer weiß: Gewinnt die SGE den Wettbewerb tatsächlich und zieht so in die Königsklasse ein, könnte auch die Causa Kostic nochmal eine - für die Eintracht - spektakuläre Wendung nehmen.
Quelle: ntv.de