Fußball

Schwedens Stürmerstar Ibrahimovic Krawallbruder mit Hang zum Großkotz

"An dem Tag, an dem ich aufhöre, mich weiterzuentwickeln, höre ich auf, Fußball zu spielen": Zlatan Ibrahimovic.

"An dem Tag, an dem ich aufhöre, mich weiterzuentwickeln, höre ich auf, Fußball zu spielen": Zlatan Ibrahimovic.

(Foto: REUTERS)

Er gilt als Exzentriker - und als einer der besten Stürmer dieses Planeten. Heute Abend spielt Zlatan Ibrahimovic in der WM-Qualifikation gegen die deutsche Nationalmannschaft. An seiner Seite zu Gast in Berlin: zehn weitere Schweden als Statisten bei einer der letzten One-Man-Shows der Fußballwelt.

Joachim Löw sagt: "Er ist unberechenbar." Per Mertesacker sagt: "Er hat individuell eine unglaubliche Stärke." Holger Badstuber sagt: "Auf solche Spieler freut man sich." Philipp Lahm sagt: "Er kann es links wie rechts." Und Bastian Schweinsteiger sagt: "Wir hoffen mal, dass er nicht so gut in Form ist." Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute ab 20.45 Uhr im Berliner Olympiastadion zu ihrem vierten Qualifikationsspiel auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien antritt, dann hat es den Anschein, als ginge es nicht gegen Schweden, sondern allein gegen diesen Mann: Zlatan Ibrahi­movic, 31 Jahre alt, dunkle Haare, Zopf, 95 Kilo schwer, 195 Zentimeter groß, Schuhgröße 47, Angreifer und Kapitän, 83 Länderspiele.

Deutschland - Schweden, 20.45 Uhr

Deutschland: Neuer (BayernMünchen/26 Jahre/34 Länderspiele) - Lahm (Bayern/28/93), Mertesacker (FC Arsenal/28/83), Badstuber (Bayern/23/29), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/9) - Kroos (Bayern/22/33), Schweinsteiger (Bayern/28/96) - Müller (Bayern/23/36), Özil (Real Madrid/24/42),Reus (Dortmund/23/12) – Klose (Lazio Rom/34/125).

Schweden: Isaksson(Kasimpasa Istanbul/31/ 100) - Lustig (Celtic Glasgow/25/29), Granqvist (CFC Genua/27/25),J. Olsson (West Bromwich/ 29/14), M. Olsson (Blackburn/24/13) - Svensson (Elfsborg/36/134),Källström (Spartak Moskau/ 30/96) - Larsson (Sunderland/27/48), Wilhelmsson (L.A.Galaxy/32/79) - Ibrahimovic (Paris St. Germain/31/83) - Elmander (Galatasaray/31/67)
Schiedsrichter: Proença (Portugal)

Ganz so ist es nicht. Der Bundestrainer, seine beiden Innenverteidiger, der Kapitän und sein Stellvertreter haben auch deswegen etwas über Zlatan Ibrahimovic gesagt, weil die Journalisten sie danach gefragt haben. Vor allem die aus Schweden. Was sie für Antwor­ten bekommen, wenn die nach anderen Spielern fragen, wissen sie spätestens seit Sonn­tag. Da haben sie den deutschen Flügelflitzer Marco Reus gebeten, doch einen Abwehr­spieler des Gegners zu nennen. Ihm fiel nur Olof Mellberg ein. Und der ist nach der Europa­meisterschaft zurückgetreten. Diesen Zlatan Ibrahimovic aber kennt auch Marco Reus: "Absoluter Weltklassespieler." Da waren die schwedischen Kollegen versöhnt. Denn dieser Zlatan Ibrahimovic ist eine echte Nummer. Und Schwedens Nationalmannschaft, wie der "Tagesspiegel" schrieb, "eine der letzten One-Man-Veranstaltungen der Fußballwelt".

"Qualität hat eben ihren Preis"

Er ist, wenn nicht der beste, so doch einer der spannendsten Stürmer der Welt. Weil er­ polarisiert. Mittelmaß ist nicht sein Ding. Angesprochen darauf, dass er der bestbezahlte An­greifer Europas sei, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nur: "Qualität hat eben ihren Preis. Qualität gab es noch nie umsonst." Es geht hier um die überlieferte Summe von 14 Millionen Euro, die ihm sein neuer Verein Paris St. Germain jährlich überweist. Also netto. Davon gibt er dem Vernehmen nach gleich 7500 Euro pro Nacht wieder aus, um in einem nicht ganz so schlechten Hotel der französischen Hauptstadt zu übernachten. Und das mit der Qualität sagt er, weil er weiß, was er kann.

Jeder der fünf Klubs, der Zlatan Ibrahimovic in den vergangenen zwölf Jahren unter Ver­trag nahm, gewann anschließend die nationale Meisterschaft. Für Paris hat er in dieser Saison in sieben Spielen der Ligue 1 neun Tore erzielt. Damit ist er der effektivste Stürmer Europas. Gut 21 Millionen Euro hat PSG für ihn an den AC Mailand bezahlt. Zuvor spielte er für den FC Barcelona, Inter Mailand, Juventus Turin und Ajax Amsterdam. Insgesamt gaben die Vereine mehr als 174 Millionen Euro für den Stürmer aus. Auch das ist ein Re­kord für den Mann, der 1999 bei Malmö FF seine Laufbahn als Profi begann, in der Stadt, in der er geboren und aufgewachsen ist. Dort im Vorort Rosengard, einer Gegend, die Po­litiker und Sozialarbeiter gerne als sozialen Brennpunkt beschreiben, hat er so viel erlebt, dass er im Herbst vergangenen Jahres seine Biografie mit dem Titel "Ich bin Zlatan" ver­öffentlichen ließ. Ein Bestseller. Seine Rektorin erinnert sich, wie der "Kicker" bereits 2004 berichtete: "Er war der Prototyp eines Jungen, mit dem es böse endet. Er war einer der unruhigsten Schüler, die ich je hatte, einfach ein Krawallbruder." Was er geworden wäre, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte? "Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre ich Krimineller geworden, Mafioso."

"Er ist arrogant. Außerdem spielt er sehr dreckig"

Er ist einer der besten Stürmer der Welt, der mit Ball und Gegner macht, was er will.

Er ist einer der besten Stürmer der Welt, der mit Ball und Gegner macht, was er will.

(Foto: dpa)

Aber es hat ja geklappt. Und Zlatan Ibrahimovic berichtet: "Ich fühle mich gut und habe die beste Form meines Lebens." Selbstbewusst finden das die einen, großkotzig die anderen. Frodi Benjaminsen neigt zur zweiten Variante. Der Kapitän und seine Färöer verloren am vergangenen Freitag denkbar knapp mit 1:2 - weil Zlatan Ibrahimovic einer Viertelstunde vor dem Ende dieser WM-Qualifikationspartie der Siegtreffer gelang und so dafür sorgte, dass die Schweden nach zwei Spielen in dieser Gruppe C sechs Punkte auf dem Konto haben und damit erster Verfolger der DFB-Elf mit ihren neun Zählern aus drei Partien sind. Wie der "Expressen" berichtet, soll es in der Pause gegen die Färöer Ärger gegeben ha­ben. Die schwedische Boulevardzeitung beruft sich dabei auf einen Augenzeugen. Zlatan Ibrahimovic soll Benjaminsen am Trikot gezogen und in den Schwitzkasten genommen haben. Der Färinger selbst sprach von einem Ellenbogencheck. Und sagte über Zlatan Ibrahimovic: "Er ist arrogant. Er hat sich abfällig über unsere Mannschaft geäußert und er­zählt, wo er spielt und was er verdient. Sehr kindisch. Außerdem spielt er sehr dreckig. Ich mag ihn nicht."

Wie dem auch sei, dieses Spiel in Torshavn war auch das, in dem Kapitän Zlatan Ibrahi­movic nach der Führung der Färöer seinem Mitspieler Christian Wilhelmsson zusam­menfaltete. Der hatte einen entscheidenden Zweikampf verloren – und bekam beim Ver­such, das zu erklären, nur ein freundliches "Halt die Fresse" zu hören. Nichts, was Schwe­dens Trainer Erik Hamrén veranlasst hätte, disziplinierend einzugreifen. "Natürlich ist Zla­tan gesetzt." Und Wilhelmsson sagte hinterher: "Es ist gut, dass er seinen Ärger rauslässt. Er spielt besser, wenn er sauer ist. Ich habe das auch abbekommen, aber das muss ich verkraften." Aber da gibt es auch noch die Geschichte mit dem Balljungen. Als nach dem Abpfiff in Torshavn der zwölf Jahre alte Balljunge Helgi den schwedischen Star um das gelbe Trikot bat, war das schon vergeben. Doch der Großkotz kann auch anders. In der Zeitung "Aftonbladet" war der kleine Helgi am Tag danach in Zlatans großen blauen Fuß­ball-Hosen abgebildet. Zlatan Ibrahimovic ist seit Mai 2006 mit der elf Jahre älteren Schwedin Helena Seger verheiratet, einem ehemaligen Model, das Paar hat zwei Söhne, Maximilian ist fünf Jahre alt, Vincent vier.

Und was sagt Zlatan Ibrahimovic? Ihm ist sein Image egal. Gab er zumindest der "FAZ" zu Protokoll. Er ein Exzentriker? "Das ist doch alles Folklore. Die Leute wollen das doch im Grunde. Also gebe ich ihnen, was sie möchten." Überhaupt sei fast alles, was über ihn zu lesen sei, frei erfunden. "Am Anfang meiner Karriere war es lustig, dann nervig, jetzt bin ich es gewöhnt. Es erstaunt mich nicht mehr, was so alles geschrieben wird. Ich versuche, ich selbst zu sein." Bundestrainer Joachim Löw sagte übrigens am Tag vor dem Spiel der "Bild-Zeitung": "Meistens schauen sich nur die Abwehrspieler die Videos der gegnerischen Stürmer an. Aber heute hat die ganze Mannschaft das Video von Ibrahimovic gesehen." Dann wissen sie ja jetzt Bescheid.

Quelle: ntv.de

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