Sportdirektorsuche beschämt HSV-Profis Kreuzer wird zur Hamburger Hängepartie
28.05.2013, 18:47 UhrDas Sommerloch naht, Themenarmut droht. Nicht im Sport! Denn der Hamburger SV sucht wieder einmal einen Sportdirektor, und das gewohnt ungeschickt. Werden soll es Oliver Kreuzer. Der ist jedoch noch an den Karlsruher SC gebunden. Gefeilscht wird öffentlich. Der KSC ist pikiert, HSV-Profi Jansen sagt sarkastisch: "Ich bin das schon gewohnt."

Oliver Kreuzer ist der Wunschkandidat des Hamburger SV. Das heißt aber noch nicht, dass es auch mit der Verpflichtung klappt.
(Foto: dpa)
Die unendliche Posse geht weiter: Seit sich der Hamburger SV im Jahr 2009 von seinem Manager Dietmar Beiersdorfer getrennt hat, ist der Posten die Problemstelle des Vereins - und symptomatisch für das sportliche und finanzielle Siechtum des Bundesliga-Dinos.
Erst, weil es zwei Jahre und mehrere peinliche Absagen (Urs Siegenthaler, Matthias Sammer) brauchte, ehe die Stelle 2011 mit Frank Arnesen neu besetzt war. Dann, weil sich die Fachkenntnis des Netzwerkers und Fußballfachmanns Arnesen darauf beschränkte, die halbe Nachwuchsabteilung seines Ex-Vereins FC Chelsea an die Elbe zu lotsen. Und jetzt, weil sich nach Arnesens vorfristiger Entlassung die Verpflichtung von Wunsch-Nachfolger Oliver Kreuzer vom Karlsruher SC zur Hängepartie wird.
Sowohl finanziell als auch zeitlich sind die Norddeutschen und der Karlsruher SC noch weit auseinander. In einer vierstündigen Sitzung besprach der Aufsichtsrat am Montagabend, wie weit der HSV den Badenern entgegenkommen kann. Die Hanseaten boten dem KSC 100.000 Euro plus ein Freundschaftsspiel an. Zudem soll Kreuzer, der noch ein Jahr Vertrag hat, sofort anfangen und nicht erst zum 1. Juli.
"Das ist keine Grundlage, wir haben das Angebot postwendend zurückgewiesen. Die müssen endlich erkennen, dass es nicht um den Pförtner geht, sondern um den Sportchef. 100.000 Euro sind ein Witz", sagte Karlsruhes Präsident Ingo Wellenreuther der "Bild"-Zeitung. "Wir erwarten einen angemessenen Betrag, der mindestens im siebenstelligen Bereich liegen muss."
Zeit läuft davon
Am Samstag will sich HSV-Vorstandsboss Carl-Edgar Jarchow nun noch einmal mit Karlsruhes Präsident Wellenreuther treffen. Dann soll über die Bedingungen für einen Wechsel von Kreuzer verhandelt werden. Als Vorstandsmitglied ist Jarchow aber nicht direkt für die Ernennung des Sportdirektors zuständig, dies steht dem elfköpfigen Aufsichtsrat zu.
Nicht nur wegen der anstehenden Transfers steht der HSV unter Druck, auch die Mitgliederversammlung am Sonntag drängt zum Handeln. Der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Ertel würde gern ein Ergebnis präsentieren. Das Minus des HSV im wirtschaftlichen Bereich, das ein Thema werden wird, wird durch die Trennung und Abfindung von Frank Arnesen sowie die Ablöse für Kreuzer noch größer. Vieles, was berichtet werde, entspreche aber nicht der Realität, sagte Ertel: "Wir werden das in Ruhe klären".
HSV-Profis sind beschämt
Unterdessen reagieren die Profis mit Befremden auf die erneute Suche eines sportlichen Leiters. "Die wichtige Phase ist ein halbes Jahr vor der Transferperiode. Jetzt sind alle Vereine aktiv. Man muss das schon wesentlich früher machen. Das haben wir nun verpennt", sagte Nationalspieler Dennis Aogo dem NDR in den USA.
Marcell Jansen ergänzte: "Das kann mich nicht mehr frustrieren. Ich bin das schon gewohnt." René Adler hofft auf eine schnelle Lösung: "Das ist natürlich blöd für die Spieler. Gerade der Transfer oder Verbleib von Son steht jetzt an. Das ist für alle nicht optimal."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa