Keine Lust auf Löw & Co. Kryptischer Ballack blockt ab
13.01.2012, 14:58 UhrSeinen unrühmlichen Abschied aus der Nationalmannschaft hat Michael Ballack wohl noch immer nicht verwunden. Während sich die geballte Fußballprominenz um eine Versöhnung mit Bundestrainer Joachim Löw bemüht, stellt sich der Ex-Kapitän stur. Und sagt seltsame Sachen.
Philipp Lahm, der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, plädiert dafür, dass sie sich doch wieder vertragen sollen. Wolfgang Niersbach, designierter Präsident des Deutschen Fußball-Bundes erklärt den Unfrieden mit Nationaltrainer Joachim Löw schon vor Amtsantritt zur Chefsache. Auch Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser, Bayers Geschäftsführer, setzten sich vehement dafür ein, dass ihr Spieler Michael Ballack zumindest im Nachhinein anständig aus der DFB-Elf verabschiedet wird. Und Michael Ballack? Hat anscheinend keine große Lust, über dieses Thema zu sprechen.
Wenn er was sagt, sagt er seltsame Sachen wie: "Am Stand hat sich nichts verändert. Sicherlich wird man in der Zukunft ein Gespräch führen, ob das jetzt zeitnah sein wird oder in ein paar Wochen oder ein paar Monaten oder gar nicht, dazu kann ich mich im Moment nicht äußern." Soll wohl heißen: Es ist ihm egal. Oder zumindest will Michael Ballack diesen Eindruck vermitteln. Denn es drängt sich der Eindruck auf, dass der 35 Jahre alte Mittelfeldspieler immer noch arg darüber gekränkt ist, dass und wie ihn der Bundestrainer im vergangenen Jahr hat wissen lassen, dass er in Deutschlands wichtigster Fußballmannschaft keine Rolle mehr spielt. Das Kind, so signalisiert Michael Ballack, liegt im Brunnen.
So dürfte es auch keinen messbaren Einfluss auf seine Verweigerungshaltung haben, dass sich Philipp Lahm, sein Nachfolger im Amt des Kapitäns, nun in der "Bild"-Zeitung zu Wort meldet. "Es war schade, dass alles so auseinander gegangen ist." Schließlich sei der ehemalige Kapitän ein verdienter Spieler der Nationalelf. "Ich glaube, jeder wünscht ihm, dass sein Abschied schön über die Bühne geht." Ausgerechnet Lahm, könnte Michael Ballack denken und sich an die Weltmeisterschaft 2010 erinnern.
"Dinge, die sind nicht mehr rückgängig zu machen"
Die verpasste er, weil er sich vorher verletzt hatte. Und hat seitdem nie wieder für Deutschland gespielt. Die Partie in München gegen Argentinien am 3. März 2010, die die DFB-Elf mit 0:1 verlor, war sein 98. und definitiv letztes Länderspiel. Lahm übernahm während des Turniers in Südafrika die Kapitänsbinde, interimsweise, wie es hieß. Doch noch während der WM forderte er, auch künftig der Chef sein zu dürfen. Jetzt sagt Lahm: "Am schönsten wäre es, wenn am Ende alles in Ordnung ist." Es deutet viel darauf hin, dass Michael Ballack so schnell keine Lust haben wird, dazu seinen Teil beizutragen.
Der Boulevardzeitung "Express" gab er in dieser Woche ein Interview. Bereitschaft zur Versöhnung klingt anders: "Das nützt mir nichts mehr. Klar, die Zeit heilt Wunden und dann wird man vernünftiger und macht die eine oder andere Aussage. Aber die Sache ist gelaufen, und so, wie sie gelaufen ist, war das unbefriedigend. Es ist vorbei. Ich war schon immer ein Mensch, der bittere Dinge gut verarbeitet. Trotzdem sind Dinge vorgefallen, die sind nicht mehr rückgängig zu machen. Ob man da jetzt mit einem Satz irgendwas ändert? Ich habe immer ein gutes Verhältnis zur Nationalmannschaft gehabt. Nur diese Geschichte war nicht schön. Aber die tollen Momente werde ich nicht vergessen."
Heute Abend jedenfalls wird es bei der Geburtstagsfeier von Uli Hoeneß zu keinem Friedensgipfel kommen. Der nun 60 Jahre alte Präsident des FC Bayern München hat zum großen Empfang geladen, auch Michael Ballack und Joachim Löw stehen auf der Gästeliste. Nur wird der Bundestrainer nicht erscheinen - er weilt im Winterurlaub. Aber vielleicht trifft sich Michael Ballack ja auf einen Prosecco mit Philipp Lahm und plaudert ein wenig – so von Ex-Kapitän zu Kapitän.
Quelle: ntv.de