Stolpern die Bayern zum Auftakt der Rückrunde? Lahm tönt, Gladbach mauert, die Liga hofft
24.01.2014, 13:34 Uhr
Im Hinspiel stolperte Arjen Robben - nach seinem Treffer zum 1:0.
(Foto: imago sportfotodienst)
Als Verfolger des FC Bayern sieht sich Mönchengladbach nicht. Aber ein Sieg zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde wäre eine feine Sache, auch für die Liga. Die Münchner aber verkünden: Wir lassen nichts anbrennen.
Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Korb, Stranzl, Dominguez, Wendt - Kramer, Xhaka - Hermann, Arango - Raffael - Kruse
Bayern München: Neuer - Rafinha, Boateng, Dante, Alaba - Lahm - Müller, Thiago, Kroos, Ribery - Götze
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Ohne Bastian Schweinsteiger, ohne Javi Martinez, ohne Arjen Robben, ohne Franck Ribéry und vielleicht ohne Kapitän Philipp Lahm - ist das ein Problem? Für die Borussen aus Mönchengladbach ganz bestimmt nicht. Schließlich spielen sie schon immer ohne diese Stars. Und für den FC Bayern, der heute zum Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga vielleicht ohne diese fünf Spieler auskommen muss? Wohl auch nicht.
Trainer Josep Guardiola wirkte jedenfalls nicht sonderlich geknickt, als er vor diesem Spitzenspiel (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im mit seinen mehr als 50.000 Plätzen seit Wochen ausverkauften Borussia-Park konstatierte: "Im Trainingslager in Katar habe ich immer gehört: Alles perfekt bei Bayern. Aber dann landen wir in Deutschland, und plötzlich: Verletzung, Verletzung, Verletzung." Ganz so schlimm ist es aber nicht: Schweinsteiger und Martinez stehen zwar nicht im Kader für die Partie des souveränen Spitzenreiters beim Tabellendritten, die anderen aber sind mit nach Düsseldorf geflogen. Ribérys Einsatz gilt als offen, Robben ist zumindest ein Kandidat für eine späte Einwechslung und Lahm ließ verlauten, er könne spielen.
"Gegen die Bayern ist nix mehr zu holen"

In München hielt Favres Borussia gut mit - und unterlag trotzdem mit 1:3.
(Foto: imago sportfotodienst)
Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nutzte er die Gelegenheit, eine Botschaft in mannschaftsdienlicher Sache loszuwerden: "Es ist wichtig, der Konkurrenz von Anfang an zu zeigen: Wir lassen nichts anbrennen. Wir wollen gleich wieder für klare Verhältnisse sorgen. Damit die Verfolger von Anfang an wissen: Gegen die Bayern ist in diesem Jahr nix mehr zu holen." Bei sieben Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen, elf auf Mönchengladbach und einem Nachholspiel beim VfB Stuttgart in der Hinterhand kann man schon mal ein wenig tönen. Ganz zu schweigen davon, dass der FC Bayern seit der 1:2-Niederlage gegen Leverkusen vor 15 Monaten in 50 Partien in Champions League, DFB-Pokal und Liga nicht mehr gegen eine Mannschaft aus Deutschland verloren hat.
Den heutigen Gegner dürfte das wenig beeindruckt haben. Glaubt man den Gladbachern, ist die Borussia alles - nur kein Verfolger des FC Bayern. Trotz der besten Hinrunde seit 19 Jahren. Und trotz der Tatsache, dass die Mönchengladbacher in dieser Saison im eigenen Stadion acht von neun Gegnern geschlagen haben, nur gegen den VfL Wolfsburg gab es ein Remis. Aber Manager Max Eberl bleibt bei seiner Einschätzung, die bei aller Tiefstapelei so unrealistisch nicht klingt: "Vereine wie Leverkusen, Dortmund, Schalke, Bayern und Wolfsburg sind derzeit unerreichbar für uns", zitiert ihn die "Süddeutsche Zeitung".
Auch Trainer Lucien Favre weiß zwar, dass heute Abend "uns viele in Deutschland die Daumen drücken" - antwortet aber auf die Frage, was der Borussia noch zu einer Spitzenmannschaft fehle: "Zeit. Und ein wenig Geld."
Mehr Spielen wagen
Den Belgier Kevin De Bruyne zum Beispiel hätte er gerne gehabt. Doch der Nationalspieler wechselte für 20 Millionen Euro nach Wolfsburg. Die Zurückhaltung der Mönchengladbacher liegt auch darin begründet, dass sie ganz genau wissen, woher sie kommen. Als Favre vor ziemlich genau drei Jahren das Traineramt übernahm, ging es der Borussia als Schlusslicht der Liga gar nicht gut. Doch er bewirkte ein kleines Wunder: Die Gladbacher retteten sich auf den drittletzten Tabellenplatz und sicherten mit Glück in der Relegation gegen den VfL Bochum die Erstklassigkeit. Im Jahr darauf belegten sie Rang vier und scheiterten erst in der Qualifikation am Traumziel Champions League.
Europa ist auch in dieser Spielzeit wieder drin, das überragende Offensivquartett mit Max Kruse, Juan Arrango, Patrick Herrmann und Raffael hat seinen Teil dazu beigetragen. Selbst Leisetreter Favre räumt ein, dass hinter den Bayern und Borussia Dortmund alles möglich sei. "Es wird eng." Ein Kandidat auf Rang drei ist seine Mannschaft, will er damit sagen. Da wäre ein Sieg heute Abend ein schönes Signal, auch wenn es den Kampf um die Meisterschaft nicht wesentlich spannender machen würde.
Aber wer, wenn nicht die Borussia im eigenen Stadion, soll die Bayern überhaupt noch schlagen? Das hoffen zumindest alle Nicht-Bayern-Fans. Und es ist ja nicht so, dass die Mönchengladbacher nicht gewinnen wollen, Verfolger hin oder her. Granit Xhaka formulierte es in der "FAZ" so: "Wir wollen gegen Bayern nicht nur nett aussehen. Wenn wir nicht gewinnen wollen, brauchen wir gar nicht erst antreten." Sein Trainer Favre hat schon einen verwegenen Plan: "Wir müssen es wagen zu spielen."
Quelle: ntv.de