Wer stellt die Charakterfrage? Leroy Sané wundert sich dann doch
22.07.2020, 19:21 Uhr
Sanés Weg zum ersten Pflichtspieleinsatz beim FC Bayern ist lang.
(Foto: imago images/Philippe Ruiz)
Mittrainieren geht, mitspielen noch nicht: Leroy Sané kommt beim FC Bayern an, die nächste Aufgabe aber verpasst er. Das bietet mehr Zeit, sich beim neuen Klub in München einzuleben und dafür vorzubereiten, dass aus der legendären Nummer auf seinem Trikot keine große Last wird.
Manuel Neuer absolvierte vor der malerischen Kulisse des Tegernsees Kniebeugen, Robert Lewandowski quälte sich zu Hause im Garten - und Leroy Sané schwitzte in seinem Hotelzimmer auf dem Hometrainer: Beim Cybertraining bereiten sich die Stars von Bayern München derzeit auf die anstehenden Herausforderungen in der Champions League vor.
Via Bildschirm wurde Sané dabei von seinen neuen Kollegen begrüßt - doch zunächst einmal spielt der Wunschspieler des deutschen Rekordmeisters im Münchner Starensemble nur eine Nebenrolle. Der 24-Jährige ist auf der letzten Etappe zum begehrten Triple noch nicht spielberechtigt. Für Sané wird es erst bei den Länderspielen Anfang September und anschließend beim Ligastart mit den Bayern ernst.
Doch die Ambitionen des Profis, der für rund 60 Millionen Euro Ablöse von Manchester City kam, sind groß. Er "spüre", dass der FC Bayern mit ihm eine neue Epoche prägen kann. "Die Jungs haben große Ziele. Ich denke, es kann einiges werden. Ich sehe definitiv eine realistische Chance, mit Bayern die Champions League zu gewinnen", sagte Sané der "Sport Bild". Dass er künftig das neue Aushängeschild der Münchner sein wird, sei ihm dabei "durchaus bewusst, darauf habe ich mich vorbereitet. Ich weiß: Der Fokus wird oft auf mir liegen. Aber damit belaste ich mich nicht."
Auch das legendäre Trikot mit der Nummer "10", das Vereinsikonen wie Uli Hoeneß oder Arjen Robben trugen, soll nicht zur Last werden. Er wisse aber, so Sané, "um die Verantwortung, die dieses Trikot mit sich bringt". Und der will er gerecht werden. Die Eingewöhnung dürfte ihm dabei nicht schwerfallen, zumal er Neuer, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Niklas Süle und Serge Gnabry von der DFB-Elf bestens kennt. Deshalb merke er schon jetzt, "dass ich sehr gut reinpasse. Wir haben eine Chemie zusammen. Das hilft sehr: Wir wissen, wie der andere tickt." Auch bei Trainer Hansi Flick habe er das Gefühl, dass "das sehr gut passt".
Geringere Ablöse ist kein Nachteil
"Sehr verwundert" ist Sané allerdings, dass zuletzt sein Charakter infrage gestellt wurde. "Aus vielen Ecken, von Leuten, die mich persönlich gar nicht kennen und nicht wissen, wie ich ticke, kamen Aussagen und Urteile über meinen Charakter. Ich frage mich, wie man so etwas machen kann? Ich war weit weg, natürlich wird da spekuliert. Dennoch fand ich das in dem Maße seltsam, verwunderlich", sagte der neue Star des FC Bayern.
Und da ist auch noch die Sache mit dem weißen Lammfellmantel, die Sané auch zwei Jahre später nicht so ganz verstehen kann. Natürlich interessiere er sich "privat für Fashion, für Klamotten. Aber es geht mir nicht darum, dass ich sage: Damit will ich jetzt ein Ausrufezeichen setzen", unterstrich Sané. Deshalb sei er "schon sehr verwundert" gewesen, "als ich zur Nationalmannschaft kam, nur eine Minute vom Auto ins Hotel lief und es am nächsten Tag kaum ein anderes Thema als meine Jacke gab." Seine Botschaft: "Fußball ist für mich an erster Stelle." Und dabei nun der FC Bayern. "Das Konzept und die Pläne" hätten "am besten zu meinen Vorstellungen gepasst. Ich wollte Teil des erfolgreichen Bayern-Wegs sein."
Schon im vergangenen Sommer hätte es beinahe geklappt, doch ein Kreuzbandriss verhinderte den Wechsel, der vor einem Jahr noch weit über 100 Millionen Euro gekostet hätte. "Das sind Zahlen, die in meinen Augen kein Spieler der Welt wert ist", betonte der frühere Schalker: "Sicherlich ist es aber kein Nachteil, dass am Ende viel weniger gezahlt wurde."
Quelle: ntv.de, Thomas Niklaus, sid