Fußball

Arbeitslose Profis im Hoffnungs-Camp Letzte Fußball-Ausfahrt Duisburg

Ralf Zumdick ist Chefcoach des Trainingscamps für vertragslose Profis.

Ralf Zumdick ist Chefcoach des Trainingscamps für vertragslose Profis.

(Foto: dpa)

Für vereinslose Profis ist das Trainingscamp der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) oft die letzte Hoffnung bei der Suche nach einem neuen Verein. Mit Ralf Zumdick ist in diesem Jahr ein VdV-Mann der ersten Stunde Cheftrainer.

Christian Rahn nimmt einen langen Pass perfekt an, dreht sich schnell um seinen Gegenspieler herum und schiebt den Ball Torwart Andreas Katzenmaier eiskalt durch die Beine. "Bravo, Christian!", ruft Trainer Ralf Zumdick und über Rahns Gesicht huscht ein kurzes Lächeln. Was eine Szene aus dem Trainingslager eines Fußball-Bundesligisten sein könnte, ist für Ex-Nationalspieler Rahn und 15 weitere Spieler der Auftakt zu einer Reise ins Ungewisse. Die vereinslosen Profis bereiten sich im Trainingscamp der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) in der Sportschule Wedau auf die neue Saison vor. Wann und wo sie einen neuen Arbeitgeber finden werden, ist offen.

Letzte Ausfahrt Duisburg - das Motto gilt auch für Rahn. "Wir sind alle in keiner angenehmen Situation", sagt Rahn, dessen Vertrag bei Bundesliga-Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth nicht verlängert wurde. Nachdem der 33-Jährige sieben Wochen alleine im Wald unterwegs war, setzt er seine Hoffnung nun auf die gemeinsame Vorbereitung. "Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass das Camp ein gutes Sprungbrett sein kann", sagt Rahn. Die Zahlen bestätigen ihn. Rund 80 Prozent der Teilnehmer finden einen neuen Klub. "In der Regel aber ein oder zwei Klassen tiefer", räumt VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky ein.

Liga egal, Hauptsache ein Klub

Dessen sind sich auch die Spieler bewusst. Die Liga sei ihm eigentlich egal. Wichtig sei für ihn, zu einem Verein zu kommen, der auf ihn baue, so Rahn, der die gute Stimmung zum Trainingsauftakt genießt. Trainer Zumdick lässt viel mit dem Ball arbeiten, zwischendurch fällt auch immer wieder ein lockerer Spruch. "Am Anfang ist die Stimmung sehr gut. Wenn sich die Hoffnungen nicht erfüllen und die Angebote nicht so eingehen, kommt schon ein bisschen Lagerkoller auf und die Stimmung kann kippen", erklärt Baranowsky. Er muss es wissen. Seit 2003 veranstaltet die VdV für ihre Mitglieder das Camp, die Kosten bis zum 21. September belaufen sich auf 100.000 Euro.

Die Arbeit in Duisburg unterscheidet sich nicht großartig von der Vorbereitung der Profiklubs. Gemeinsames Frühstück, Training, Mittagessen, wieder Training, Abendessen und um 23.00 Uhr Bettruhe. Hinzu kommen zwei Trainingsspiele pro Woche, bei denen sich die Spieler Scouts und möglichen Arbeitgebern präsentieren können. "Das ist eine gute Plattform, um sich zu zeigen. Wir sind aber nicht im Feriencamp hier, gewisse Regeln müssen eingehalten werden", sagt VdV-Geschäftsführer Lars Kindgen.

"Guter Dienst an den Spielern"

Die VdV rechnet in den kommenden Wochen mit weiterem Zulauf. Im vergangenen Jahr nahmen 67 Profis das Angebot an. "Einige prominentere Spieler sagen am Anfang, jetzt noch nicht. Aber die Akzeptanz des Camps ist immer weiter gestiegen", meint Baranowsky. Dazu trägt in diesem Jahr auch "Katze" Zumdick bei.

"Wir wollen guten Dienst an den Spielern leisten, dass sie gut vorbereitet für ein Probetraining sind", sagt der ehemalige Bundesliga-Torhüter. Sollte es mit dem Probetraining nicht klappen, bietet die VdV den Spielern eine weitere Möglichkeit. Laufbahncoach Frank Günzel steht jederzeit für Gespräche über die Zukunft zur Verfügung. "Drei von vier Spielern haben keine abrufbaren Qualifikationen zum Karriereende. Mit manchen besprechen wir einen Plan B", so Günzel. Christian Rahn und seine Mitstreiter hoffen, dass dieser noch nicht gezogen werden muss.

Quelle: ntv.de, Oliver Mucha und Jan Reinold, sid

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