Unberechenbare Umschaltkünstler Leverkusen ist fit für Man United
17.09.2013, 17:24 Uhr
Sidney Sam und Heung-Min Son sind zwei der Leverkusener Offensivkünstler. Zumindest wirbeln sie in der Champions League.
(Foto: dpa)
Stabile Abwehr, kompaktes Mittelfeld, unberechenbare Offensive: Bayer Leverkusen scheint für den CL-Start gegen Manchester United gerüstet. Dank vier Siegen liegt die Werkself in der Bundesliga auf Kurs und überzeugt dabei durch eine Spielweise, die dem Wesen seines Trainers nicht gerecht wird.

Simon Rolfes freut sich auf Manchester - und ist gespannt, ob United mit der Bayer-Taktik zurecht kommt.
(Foto: AP)
Als Simon Rolfes am Samstag auf das Duell mit Manchester United angesprochen wurde, hatte der Leverkusener einen kecken Spruch auf den Lippen. "Da brauchen wir überhaupt keine Angst vor zu haben. Klar, Manchester ist der Favorit, aber ich bin gespannt, wie sie auf unsere Taktik reagieren", sagte Rolfes, wohlwissend um die große Stärke der Mannschaft in dieser Saison: das Umschaltspiel.
Weil Bayer ein klassischer Zehner als Spielgestalter fehlt, lauert das Team aus einer gut organisierten Defensive oftmals auf Konter. In der Innenverteidigung haben sich Neuzugang Emir Spahic und Ömer Toprak als Säulen bewiesen. Das Duo macht in der Zentrale nahezu keine Fehler, ist extrem zweikampfstark und treibt die gegnerischen Angreifer regelmäßig in die Verzweiflung. Wird der Ball von ihnen oder den soliden Außenverteidigern Sebastian Boenisch oder Giulio Donati/Roberto Hilbert abgefangen, rauscht der Bayer-Express durch die Stadien.
Manchester: de Gea - Fabio da Silva, Ferdinand, Vidic, Evra - Carrick, Anderson (Giggs), Valencia, Young - van Persie, Rooney
Leverkusen: Leno - Hilbert, Toprak, Spahic, Boenisch - Reinartz - Can, Rolfes - Sam, Kießling, Son
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)
Mit einem bisher überragenden Sidney Sam und ebenso starken Neuzugang Heung-Min Son versteht es Leverkusen, das Mittelfeld in Windeseile zu überbrücken. Neben den beiden Außen sind auch Rolfes oder Gonzalo Castro jederzeit in der Lage, den tödlichen Pass in die Spitze zu spielen, wo der zurzeit beste deutsche Angreifer lauert: Stefan Kießling. Nicht nur, dass der Routinier schon vier Tore erzielt hat, er glänzt mit drei Assists auch als Vorbereiter.
Nur die Physis fehlt
Dadurch ist Leverkusen auch ohne echten Spielmacher nur schwer ausrechenbar. Während Stefan Reinartz und Lars Bender/Rolfes die Löcher im defensiven Mittelfeld stopfen, bilden Son, Sam und Kießling ein magisches Dreieck, das jede Abwehrreihe schwindelig spielen kann. Was Leverkusen in den ersten Wochen gezeigt hat, ist Hochgeschwindigkeits-Fußball par excellence - und widerspricht damit dem Wesen von Sami Hyypiä.
Der Trainer zeichnet sich durch das aus, was ihn schon als Spieler stark gemacht hat: Ruhe. Gab es in der letzten Spielzeit mit Teamchef Sascha Lewandowski noch ein Kompetenzgerangel, fungiert der Finne mittlerweile als alleiniger Cheftrainer. Nach außen wirkt er unterkühlt, intern zollen ihm Spieler und Verantwortliche höchsten Respekt. Hyypiä bleibt seiner Rolle dagegen treu und verfällt trotz fast perfektem Saisonstart nicht in Euphorie: "Ich genieße es einfach, wenn wir etwas üben und die Mannschaft das am Wochenende auf dem Platz zeigt."
Offensive Leichtgewichte
Dass sie die Maßgaben nicht immer abrufen kann, hat allerdings die Partie auf Schalke gezeigt. Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen gegen Freiburg, Stuttgart und Gladbach hatte Bayer mit den "Knappen" einen Gegner, der vor allem körperlich dagegen gehalten hat. Dort fehlt Leverkusen in der Offensive die Physis, um mit europäischen Top-Mannschaften mitzuhalten. Spieler wie Castro, Son, oder Sam sind bärenstark, so lange sie den Platz haben, auf der anderen Seite aber auch komplett aus dem Spiel, wenn ihnen jemand auf den Füßen steht.
Insgesamt hat die Mannschaft in den letzten Wochen aber gezeigt, dass sie die Qualität hat, um auch in der Champions League zu bestehen. Zwar wartet mit ManUnited am Dienstag sofort ein ganz dicker Brocken, doch mit Real San Sebastian und Schachtjor Donezk dürfte die Hyypiä-Elf auf Augenhöhe sein. Auch wenn Castro (Muskelfaserriss) für das Duell mit den 'Red Devils' ausfällt und der Einsatz von Bender (Hüftverletzung) auf der Kippe steht, bleibt Rolfes optimistisch: "Wir können dort ganz locker hinfahren. Angst haben wir jedenfalls keine."
Quelle: ntv.de, sport.de