Fußball

Athener Spieler zeigt Hitlergruß Lienen "schockiert und entsetzt"

"Er hat schon sehr, sehr viele Fehler gemacht, war respektlos, arrogant, anmaßend": Giorgos Katidis.

"Er hat schon sehr, sehr viele Fehler gemacht, war respektlos, arrogant, anmaßend": Giorgos Katidis.

(Foto: REUTERS)

Ein junger griechischer Spieler des deutschen Trainers Ewald Lienen zeigt in einem Meisterschaftsspiel von AEK Athen den Hitlergruß. Und handelt sich damit wenig überraschend massiven Ärger ein. Lienen zeigt sich mehr als entsetzt. "Das war Wahnsinn."

Ewald Lienen fehlten die Worte, als er die unzweideutigen Fotos sah. "Ich war schockiert und entsetzt. Ich konnte es kaum glauben, solch eine wahnsinnige Dummheit", sagte der deutsche Trainer des griechischen Fußball-Erstligisten AEK Athen. Tags zuvor hatte der junge Mittelfeldspieler Giorgos Katidis ein wichtiges Tor erzielt - und dann beim Jubeln den Hitlergruß gezeigt. Ein Skandal, "unsere Fans flippen völlig aus."

Gesehen hatte er die Szene gar nicht. Katidis, ein anscheinend ohnehin recht komplizierter Bursche von 20 Jahren, war nach dem 2:1-Siegtreffer gegen AE Veria abgedreht und hatte sich der Haupttribüne zugewandt. "Damit war er aus meinem Blickfeld verschwunden. Ein Betreuer hat mir erst nach dem Abpfiff erzählt, was passiert ist und wie man versucht hat, ihm noch den Arm runterzureißen." Dann bekam Lienen die Fotos zu Gesicht. "Dumm, naiv, unreif" sei das Verhalten seines Problemprofis gewesen. "Das war Wahnsinn."

Inzwischen hat Katidis seinen Vertrag beim griechischen Erstligisten offenbar aufgelöst. Mehrere lokale Medien zitieren übereinstimmend aus einem Kündigungsschreiben des 20-Jährigen: "Der Nazi-Gruß bedeutet mir nichts, ich bin kein Rassist oder Faschist", betonte der Mittelfeldspieler erneut. Seine Geste sei unüberlegt und dumm gewesen. Nach eigenen Angaben wollte Katidis sein Tor zum 2:1-Sieg einem Mitspieler auf der Tribüne widmen und die Fans zum Aufstehen animieren.

"Er lebt in seiner eigenen Welt"

Katidis, sagt Lienen, sei von jeher negativ aufgefallen. Ein Heißsporn, unsicher, verzweifelt, mit einer inneren Wut, aber auch extrem ängstlich. "Er hat schon sehr, sehr viele Fehler gemacht, war respektlos, arrogant, anmaßend. Er lebt in seiner eigenen Welt." Dazu habe auch "eine komplizierte Kindheit" beigetragen. Lienen: "Der wollte ganz sicher keine politische Meinung vertreten, sondern nur auf dumme und naive Weise Stärke und Kraft zeigen. Er hat keine Sekunde dabei nachgedacht. Jetzt zahlt er bitterlich dafür." Das sei richtig, aber tragisch.

"Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel war fast nur dieser Vorfall das Thema. Dass ein Spieler, der bewusst rechtsextreme Tendenzen und Gesten zeigt, bei uns im Fußball nichts verloren hat und schon gar nicht bei AEK Athen, steht absolut außer Frage", sagte Lienen. Aber dass sich nun ganz Griechenland "auf den Jungen" stürze, wie Lienen Katidis nennt, sei überzogen und gehe "an den wahren Problemen" vorbei.

"Ich war entsetzt, dass ich die Fahne der rechtsnationalen griechischen Partei beim Länderspiel gegen die Schweiz hier im Stadion gesehen habe", sagte Lienen. "Die sind hier im Parlament. Die Politik hat da versagt - wie in ganz Europa." Die Neonazi-Partei Goldene Morgendämmerung hatte bei den Parlamentswahlen im Juni vergangenen Jahres sieben Prozent der Stimmen und damit 18 Sitze geholt. Der internationale Druck auf Griechenland wächst, stärker gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit vorzugehen. Ewald Lienen hat Giorgos Katidis erklärt, dass die Geste ein Fehler war. "Der Verein hat einen antifaschistischen Hintergrund, unsere Fans gehen auf die Barrikaden. Unsere Hauptfangruppe heißt 'The Originals', die sind antifaschistisch. Eine Lebenseinstellung ist das, eine Gesinnung." Das Thema sei "supersensibel".

Dementsprechend reagierte der nationale Fußball-Verband Epo umgehend. "Die Geste ist eine ernste Provokation. Sie beleidigt die Opfer des NS-Regimes und widerspricht dem friedlichen Charakter des Spiels", teilte die Epo mit. Katidis wird lebenslang für alle Auswahlmannschaften gesperrt. Nach dem Spiel hatte er via Twitter um Entschuldigung gebeten: "Ich bin kein Faschist. Ich hätte das nie getan, wenn ich die Bedeutung der Geste gekannt hätte."

Quelle: ntv.de, Thomas Nowag, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen