"Ich kann es nicht fassen"Liverpool-Legende Salah teilt gegen Slot aus und deutet Abschied an

Mo Salah ist der wohl größte Star des FC Liverpool. Doch inmitten einer turbulenten Saison für den Meister der englischen Premier League findet er sich auf der Bank wieder. Das will er nicht akzeptieren. In einem bemerkenswerten Interview bricht er mit seinem Trainer Arne Slot.
Die Horrorsaison des FC Liverpool geht einfach weiter. Bei Leeds United kamen die Reds in der englischen Premier League trotz zweimaliger Führung nicht über ein 3:3 (0:0) hinaus. Der ehemalige Düsseldorfer Ao Tanaka schockte den ehemaligen Klopp-Klub mit seinem Ausgleich in der sechsten Minute der Nachspielzeit. "Es ist einzig und allein unsere Schuld", sagte der Trainer der Reds, Arne Slot, nach dem Spiel. Und dann verkündet Superstar Mo Salah seinen Abschied. Er hatte erneut auf der Bank gesessen.
"Ich kann es nicht fassen. Ich sitze wieder 90 Minuten auf der Bank", sagte Salah nach dem Spiel. "Das dritte Mal auf der Bank. Das ist mir zum ersten Mal in meiner Karriere passiert. Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Ich habe so viel für den Klub getan über all die Jahre, und besonders in der vergangenen Saison. Jetzt schmore ich auf der Bank und ich weiß nicht wieso."
Der vierfache Torschützenkönig der Premier League verstand die Welt nicht mehr. In der vergangenen Saison noch Spieler des Jahres in England und Meister und jetzt nur noch Randfigur. Ein Zustand, den er nicht auf sich sitzen lassen will. "Ich kann mich nur wiederholen", sagte er. "Ich hatte eine gute Beziehung mit dem Trainer und aus dem Nichts habe ich überhaupt keine mehr. Ich weiß nicht wieso, aber es sieht so aus, als wolle jemand mich nicht mehr hier."
Verabschiedet Salah sich bereits nächste Woche?
Dann sprach er Worte, die danach klangen, als ob der Ägypter mit seinem Abflug zum AFCON, der Afrika-Meisterschaft, Mitte Dezember für immer aus Liverpool verschwinden werde. "Ich werde den Klub immer unterstützen. Meine Kinder werden den Klub immer unterstützen", sagte Salah. "Ich habe gestern mit meiner Mutter telefoniert. Ihr [Journalisten, Anm. d. Red] wusstet nicht, ob ich spielen werde oder nicht. Ich wusste das. Meiner Mutter habe ich gesagt: 'Komm zum Spiel gegen Brighton.'"
Zwar wisse er nicht, ob er spielen werde, sagte er seiner Mutter, aber da sei noch ein anderer Anlass. "Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird. Ich werden mich in Anfield von den Fans verabschieden und dann zum Afrika Cup fliegen. Was passiert, wenn ich dort bin, kann ich jetzt noch nicht sagen."
In einem bemerkenswerten Interview warf Salah Liverpool vor, ihn unter den Bus zu werfen und seine Leistungen für den Verein in der Vergangenheit nicht mehr zu honorieren. Der 32-Jährige hat in 420 Pflichtspielen für Liverpool 250 Tore erzielt und 116 weitere vorbereitet. In der englischen Premier League kommt er auf 188 Treffer für die Reds in 301 Einsätzen. In dieser Saison gelangen ihm bislang nur vier in 13 Spielen.
Liverpool verschenkt wieder Punkte
Das Salah-Interview überschattete den ohnehin schon schlimmen Tag des englischen Meisters in Leeds. Liverpool war da nach torloser Halbzeit durch einen Doppelschlag des Ex-Frankfurters Hugo Ekitiké (48./50.) in Führung gegangen und sah bereits wie der sichere Sieger aus.
Doch die vom ehemaligen Gladbach-Trainer gecoachten Hausherren brachten sich durch einen Elfmeter von Dominic Calvert-Lewin (73.) und einen Treffer des zweimaligen DFB-Nationalspielers Anton Stach (75.) zurück ins Spiel. Florian Wirtz hatte zu diesem Zeitpunkt das Feld bereits verlassen. Er war nach 68. Minute ausgewechselt worden und der argentinische Weltmeister Alexis Mac Allister gekommen.
Zwar gelang Dominik Szoboszlai in der 80. Minute die neuerliche Führung für Liverpool, doch Tanaka brachte die Elland Road in Leeds mit einem Schuss aus kurzer Distanz kurz vor Schluss zum Toben. Trainer Slot gab sich nach dem verpassten Sprung auf Rang fünf der Premier League kämpferisch.
"Wenn wir nur unsere Leistung heute betrachten, gibt es jeden Grund für uns, sehr positiv zu sein", sagte Slot auf Sky und äußerte sich dann auch zu Salah. "Wir müssen unsere Situation akzeptieren und das war die Grundlage für meine Entscheidung. In naher Zukunft wird Mo zum Africa Cup fliegen, doch davor spielen wir noch gegen Inter und Brighton", sagte Slot. Da wusste er noch nicht, was Salah gesagt hatte.