Debatte über Rekord-AblösesummenWoltemade: "Das ist eine ziemlich deutsche Angelegenheit"
Für unfassbar viel Geld wechselt Nick Woltemade in die Premier League. Für den DFB-Stürmer selbst sind die Summen "surreal", die Diskussion darüber sei aber kein Problem, versichert er.
Nick Woltemade spielt seit ein paar Monaten in der Premier League, der schwersten, gewaltigsten, glamourösesten Fußball-Liga der Welt. Und unter all den auf der Insel versammelten Weltstars und Ausnahmekönnern setzt Nick Woltemade in gewaltiger Regelmäßigkeit eigene Marken. Und Ausrufezeichen. Der DFB-Stürmer legt bei Newcastle United einen Blitzstart hin, anders als Nationalmannschafts-Kollege Florian Wirtz kommt er in Rekordgeschwindigkeit in der Liga an, in die er nach einem mächtigen Transfergetöse gewechselt war.
"Ich hatte zwei Tage Bedenkzeit. Aber lange überlegen musste ich eh nicht, denn Newcastle United ist ein toller Klub, der in der stärksten Liga der Welt spielt. Mein Ziel ist es immer gewesen, mich mit den Besten zu messen", erzählt der 23-Jährige im Interview mit dem "Stern". Am 28. August hatten der VfB Stuttgart und Newcastle United den 85-Millionen-Euro-Tranfer verkündet, wenige Tage zuvor hatte der Stürmer noch gegen den FC Bayern um den deutschen Supercup gespielt. Das Duell mit dem Rekordmeister hatte eigentlich die Deadline für eine wochenlange, erbittert geführte Transfersaga darstellen sollen, die dann doch noch - zumindest aus Sicht des vorgeführten FC Bayern - zur Farce verkommen war.
"Surreal, nicht fassbar"
Woltemades Transfer, für den der FC Bayern nicht mehr als 55 Millionen Euro bezahlen wollte und damit unter den Augen der Öffentlichkeit mit zunehmender Verzweiflung immer wieder abblitzte, ist im komplett eskalierten Goldrausch in der Milliardenliga zumindest finanziell kein großer Aufreger. Alleine der FC Liverpool verpflichtete nur in diesem Sommer mit Alexander Isak (150 Millionen Euro), Florian Wirtz (125 Millionen Euro) und Hugo Ekitiké (95 Millionen) drei Spieler, die teurer waren.
Summen, mit denen die deutsche Hoffnung wenig anfangen kann: "Ich komme aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen. Meine Mutter ist Floristin, mein Vater arbeitet bei einer Krankenversicherung. Manche Ablösesummen, die heute im Fußball gezahlt werden, sind surreal für mich, nicht fassbar. Aber wir Spieler machen die Preise nicht. Den Wert eines Spielers bestimmt der Markt. Insofern fühle ich mich nicht verantwortlich für diese Entwicklung."
Das gewaltige Transfervolumen belastet ihn derweil nicht. "Überhaupt nicht, denn das Gerede übers Geld ist eine ziemlich deutsche Angelegenheit", sagte er dem "Stern". "Mich hat in England noch niemand auf meine Ablöse angesprochen. Ich musste mir auch noch keinen Spruch in der Kabine anhören. Die Leute haben sich an diese Summen offenbar gewöhnt."
"Absurde" Wirtz-Diskussion
Während Woltemade mit fünf Treffern in den ersten elf Premier-League-Spielen prächtig angekommen ist und von den Fans schon mit einem eigenen Song gewürdigt wurde, leidet sein hoch veranlagter Kollege Florian Wirtz beim und mit dem taumelnden FC Liverpool. Der Ballkünstler steht nach seinem zwölften Ligaspiel weiterhin ohne Torbeteiligung da, der ehemalige Leverkusener wird von Fans und Presse immer wieder hart kritisiert.
Für Woltemade ist die Diskussion um den DFB-Star "absurd. Das ist eine Pseudodiskussion. Jeder, der etwas von Fußball versteht, sieht, welch unglaubliche Fähigkeiten er hat. Flo wird seinen Weg machen, auch in der Premier League."
